5 neue Produktionen in Theater und Oper, die die Kulturredaktion empfiehlt

Vorstellung in einem Theater in Wien.
Eine neue "Iolanta" an der Wiener Staatsoper, ein entschärfter "Zigeunerbaron" im Museumsquartier und Shakespeare im digitalen Zeitalter in St. Pölten.

Es gibt so viel zu sehen - aber was? Für einen besseren Überblick dessen, was aktuell in Theater und Oper in Wien und Niederösterreich läuft, finden Sie hier fünf Empfehlungen der KURIER-Kulturredaktion von neuen Produktionen, die uns gefallen oder zumindest interessiert haben, über die wir diskutiert oder debattiert haben und die man in den kommenden Tagen besuchen kann.

Die KURIER-Kulturredaktion empfiehlt:

1. Die jüngste Produktion der Wiener Staatsoper: "Iolanta"

Erstmals seit 125 Jahren gibt es das Tschaikowski-Werk "Iolanta" wieder an der Wiener Staatsoper. Und die Produktion lohnt den Besuch (die nächste Aufführung am Donnerstag ist ausverkauft, aber für jene am 31. März 2025 gibt es noch Restkarten).

Aus der Kritik von Gert Korentschnig:

In keiner Phase stellt man sich die ausgelutschte Opernfrage, ob diese Regie nun konservativ oder modern sei, sondern ist einfach überzeugt von der Qualität. (...) Zum Erfolg dieser Produktion trägt auch das Dirigat von Tugan Sokhiev bei, der auf eine ganz klassische Lesart der wunderschönen Tschaikowski-Partitur setzt, auf Klangkultur und auf eine packende Erzählweise. Das Staatsopernorchester spielt phänomenal.

Zur vollständigen Kritik zu "Iolanta" in der Wiener Staatsoper geht es hier entlang.

"Iolanta" 2025 in der Wiener Staatsoper.

2. Ein jedenfalls spannender neuer "Zigeunerbaron", ohne "Zigeuner" im Museumsquartier Wien

Für Aufmerksamkeit sorgt die Neufassung des "Zigeunerbarons" unter dem Namen „Das Lied vom Rand der Welt“ (Museumsquartier Wien, Halle E, mit u.a. Tobias Moretti und der Musicbanda Franui) bereits im Vorfeld. Denn Autor Roland Schimmelpfennig holt Strauss ins Heute, und da geht einiges natürlich nicht mehr. Und obwohl die Produktion jetzt nicht ganz geglückt ist: Interessant ist es allemal, wie das ins Heute geholt wird. Werner Rosenberger schreibt in der Kritik:

Gewiss ist bei der fast dreistündigen märchenhaften Erzählung letztlich das Ungewisse: Ist’s zum Lachen oder Weinen, ist’s traurig oder doch fröhlich? Immerhin entsteht durch den auch musikalischen Perspektivwechsel und die Tonsprache von Franui eine spannende Ambivalenz.

Zum Interview mit Autor Roland Schimmelpfennig geht es hier, die Kritik lesen Sie hier.

Cast der Neufassung des "Zigeunerbarons" im Wiener Museumsquarter.

3. Shakespeares "Der Sturm" im digitalen Zeitalter im Landestheater Niederösterreich

Die Produktion "Der Sturm" am Landestheater Niederösterreich war zwar ein wenig überverkauft. Wer aber nicht einen "visionären Weltentwurf", sondern eine interessante Nachdenkvorlage über Theater, Künstliche Intelligenz und Macht sucht, der wird hier fündig. Am Samstag (29. März 2025) gibt es die nächste Aufführung, Tickets sind erhältlich.

Hier nun also verschlägt es Hexensohn, König, den Prinzen und das andere eigentümliche Personal in ein digital abgewickeltes Sozialexperiment: Was heißt Macht eigentlich, was ist beherrschbar am Menschen, an der Natur und an der KI – diese angesichts der heutigen Informations- und kommenden Klimakriege doch nicht ganz unwichtige Frage exerziert Prospero (Michael Scherff) mit einem allsehenden Gottesauge auf seinem Umhang hier durch.

Die Kritik zu "Der Sturm" von Georg Leyrer können Sie hier nachlesen.

Shakespeares „Der Sturm“ am Landestheater Niederösterreich

4. Roadtrip zur Auslöschung bei "Alles ist erleuchtet" im Akademietheater

Wie die kommende Premiere "Herr Puntila und sein Knecht Matti" am Samstagabend (29. März 2025) im Burgtheater wird? Das wird sich zeigen. Wer am Samstag dieses Risiko scheut, der kann stattdessen ins Akademietheater gehen. "Alles ist erleuchtet" ist zwar ein wenig zu lang geraten, schreibt Christina Böck in ihrer Kritik. Aber es lohnt, liest man (und Tickets gibt es auch):

Das Bühnenkonzept (Andrea Wagner) – ausschließlich Steinquader – geht verblüffend inspirierend auf: Die Ziegel können Grabsteine, Trauerkiesel, Babys am Arm oder in Dokumentenhaufen gefundene alte Fotos genauso darstellen wie eine durchstoßene Mauer der Verdrängung. Regisseurin Salehpour gelingt es, den Roman unterhaltsam, aber auch nachdenklich lebendig zu machen - wenn man genug Sitzfleisch hat.

Die vollständige Kritik zu "Alles ist erleuchtet" von Christina Böck lesen Sie hier.

Szene aus "Alles ist erleuchtet" im Akademietheater 2025

5. "Consistent Fantasy is Reality"im NEST: Weltenrettung mit Grungemusik und Minibus

Im NEST - der neuen Spielstätte der Wiener Staatsoper -gibt es noch bis Samstag (29. März 2025) "Consistent Fantasy is Reality" (ab 13 Jahren empfohlen) - ein grelles Musical mit Grunge-Musik, türkischen Arabesken und Barockmusik-Ergänzungen. Thomas Trenkler schrieb in seiner Kritik:

Mehr als ein halbes Jahrhundert später macht sich die türkische Rockmusikerin Gaye Su Akyol, 1985 in Istanbul geboren, mit drei Passagieren auf eine ähnliche Reise: In „Consistent Fantasy Is Reality“ spielt sie die coole Fahrerin eines Kleinbusses, der unvermutet abhebt und – vorbei an Neptun, Uranus und Krypton – unsanft auf einem fremden Planeten landet. Dort blüht (noch) die Fantasie – zumindest in der aufwendigen Koproduktion der Komischen Oper Berlin mit der Wiener Staatsoper, die im NEST umjubelte Premiere hatte.

Die vollständige Kritik zu "Consistent Fantasy is Reality" lesen Sie hier. Und hier gibt es noch ein Interview mit Gaye Su Akyol. 

Der Cast von "Consistent Fantasy is Reality" im NEST in Wien

.

Kommentare