Warum Italienisch Musik in unseren Ohren ist

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Mit Toto Cutugno ist am Dienstag einer der großen italienischen Pop-Musiker nach langer Krankheit in Mailand gestorben. Grund, in Erinnerungen zu schwelgen.

Das Autofenster heruntergekurbelt, in der einen Hand eine Zigarette, die andere am Steuer. Damals rauchte man noch im Auto und überall anders auch. Aus dem Autoradio sang Toto Cutugno „Sono L’Italiano“ und von Floridsdorf bis ins Mühlviertel sang so ziemlich jeder mit.

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Es war das Jahr 1983 und man hatte die Stimme schon Jahre zuvor an Umberto Tozzis „Gloria“ oder, viel früher, an Drupis „Cosi piccola e fragile“ geübt. So klein, so zart war die Traumfrau 1974. 

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Anfang der Achtziger später war Schluss mit klein und zart. Die unfassbar schöne Alice röhrte mit ihrer dunklen, rauchigen Stimme „Per Elisa“ und selbst, wer kein Italienisch verstand, wusste, dass sie dieser Elisa nichts Gutes wünschte. Viele, viele Mütter sangen inbrünstig mit.

Österreich hatte sich da schon lang verliebt in Italien. Der erste Urlaub, das erste Auto. Die Fünfziger. Grado, Caorle, später Lignano. Caterina Valente und Vico Torriani reichten bald nicht mehr. Man wollte die echten. Adriano Celentano. Der konnte, kann jetzt noch, mit 85, alles singen. Von früher, vom Ragazzo, der sein Zuhause in der via Gluck nicht mehr findet,  von der Festa sui Prati, der Party auf der Wiese und vom unglaublich blauen Azzurro, geschrieben vom lässigsten Anwalt aller Zeiten, Paolo Conte.

Von Conte zu Ricchi e poveri ist ein gewagter Schritt. Man muss ihn an dieser Stelle setzen. Hier der Cantautore, der Liedermacher wie auch Lucio Dalla oder Antonello Venditti. Dort die  Popschlager voller Italo-Klischees. In Österreich liebte man Vendittis Songs, die wie „Bomba o non Bomba“ von den Attentaten der Brigade Rosse handelten, ebenso wie Ricchi e Poveris Schlager „Mama Maria“ und Al Bano und Romina Powers Schmetter-Schnulze „Felicita“ 

Das Eis ist manchmal dünn zwischen Musikantenstadel und Konzerthaus. 
Dass Fabrizio De Andrés Kriegsdeserteur „Andrea“ 1979 von Peter Alexander zu einer Frau, einer verlorenen Sommerliebe gemacht wurde, mag Feinfühligen in den Ohren wehgetan haben. Dem Erfolg im deutschen Sprachraum tat’s keinen Abbruch. 

Danach war allerdings Schluss mit dem Eindeutschen italienischer Hits. 

Denn schließlich ist doch die italienische Sprache allein schon Musik in österreichischen Ohren. Eros Ramazotti, Gianna Nannini und Zucchero dominierten die Autoradios der 1980. Und ja, es gibt wenig Schöneres, als bei geöffnetem Autofenster „I Maschi“ mitzugrölen. Auf Italienisch oder was immer man als solches ausgibt.

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