Noch steht die Wiener Volksoper Corona-bedingt still. Jedoch das soll sich rasch ändern. Zehn Premieren hat Direktor Robert Meyer für die Saison 2020/’21 geplant; mit Wiederaufnahmen und mit dem Repertoire soll von 1. September bis 30. Juni 2021 durchgespielt werden. Natürlich nur unter den jeweils von der Regierung vorgegebenen Auflagen, wie Robert Meyer im KURIER-Gespräch sagt.
KURIER: Herr Direktor, wie haben Sie den Lockdown Mitte März erlebt?
Robert Meyer: Wir hatten um elf Uhr Vormittag noch eine Vorstellung von „My Fair Lady“ vor einem sehr begeisterten jungen Publikum. Dann erreichte uns die Nachricht, dass ab sofort sämtliche Veranstaltungen untersagt sind. Das war für uns alle im Haus ein großer Schock.
Wie ging es danach weiter?
Es herrschte anfangs eine große Unsicherheit, ob, wann und wie es wieder möglich ist zu spielen. Aber die gute Nachricht ist, dass wir ab Juni mit den Proben für die neue Saison beginnen können. Die Bühne können wir intensiv für Proben nützen, da derzeit keine Vorstellungen stattfinden. Und eine Chorsaalprobe findet nun nicht im Chorsaal, sondern mit großem Abstand im Zuschauerraum statt. Wir hoffen, dass ab 20. August Proben ohne Abstand möglich sein werden. Dann können die Premiere von Colemans „Sweet Charity“ am 13. September und die Wiederaufnahmen von „Kiss me, Kate“ und der „Lustigen Witwe“ plangemäß stattfinden.
Oper, Operette, Musical und Ballett stehen auf dem Programm, von einer neuen „Zauberflöte“ über „Tod in Venedig“, Suppés „Der Teufel auf Erden“ oder Sondheims „Into the Woods“ ...
Nicht zu vergessen Detlev Glanerts „Lelya und Medjnun“ im Kasino am Schwarzenbergplatz, das wir weiter bespielen können. So wird das für heuer geplante Werk „Schönberg in Hollywood“ im Kasino in der übernächsten Saison herauskommen.
Mit Martin Schläpfer bekommt das Wiener Staatsballett einen neuen Chef, der das Ensemble mehr zusammenführen will ...
... was mich sehr freut. Es ist ja bekannt, dass ich mich auch für modernere Zugänge im Tanz interessiere, und Martin Schläpfers drei Premieren bei uns sind definitiv ein Schritt in diese Richtung.
Neue Schritte wollen Sie aber auch bereits im Juni setzen, um dem Publikum etwas anbieten zu können ...
Rund um die Volksoper und in ganz Wien gibt es so viele schöne Parks, und alle Künstler wollen spielen. Also werden wir, wenn die jeweiligen Behörden zustimmen, in kleineren Gruppen Konzerte geben. Von der Brass-Formation bis zu einem Operettenabend. Gratis und unter Einhaltung aller Bestimmungen.
Stichwort Bestimmungen: Wie soll der Betrieb ab September konkret aussehen?
Das hängt von den jeweiligen Verordnungen ab. Gegenwärtig konzentrieren wir uns auf das, was jetzt gilt. Also wird jeder zweite Platz frei bleiben. Für Familien etwa bieten sich bei der Kartenvergabe die Logen an. Aber auch wenn uns dieser Spielbetrieb mit weniger Publikum nur eine maximale Auslastung von 60 Prozent bringen kann: Wir werden für unser Publikum spielen!
Haben Sie die Sorge, dass Besucher ausbleiben könnten? Aus finanziellen Gründen oder aus Angst vor Corona?
Die Menschen haben so eine Sehnsucht nach Live-Erlebnissen! Streaming-Dienste können nur eine kurze Überbrückung sein. Wir aber bieten, wie ich glaube, einen Spielplan an, der alle Altersgruppen anspricht. Ich vertraue außerdem auf die Treue unseres Publikums, das uns in den vergangenen Jahren so herzlich begleitet hat.
Vertrauen Sie auch darauf, dass die kommende Saison in der geplanten Form realisierbar ist?
Ich bin grundsätzlich ein Optimist und hoffe immer das Beste. Wir habe viele Angebote und wir sind bereit.
Es ist auch kein Geheimnis, dass Sie bereit wären, Ihren mit der übernächsten Spielzeit auslaufenden Vertrag zu verlängern ...
Sobald die Leitung der Volksoper ausgeschrieben ist, werde ich mich für eine Verlängerung bewerben. Hearings inklusive. Denn ich fühle mich fit und gesund und habe große Lust mit meinem Team weiterzuarbeiten. Es gibt viele schöne Pläne, die ich sehr gerne verwirklichen würde. Aber zuerst kommt die nächste Saison, zu der ich alle herzlich einlade.
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