Bogdan Roščić: Wiener Staatsoper ist keine "Disco in Ischgl"

Bogdan Roščić: Wiener Staatsoper ist keine "Disco in Ischgl"
Zehn Premieren, Stars, neue Namen: Der neue Operndirektor über die Pläne für seine erste Saison, über Corona, #MeToo und das Publikum.

KURIER: Sie haben bei einer typischen Vorstellung knapp 2300 Menschen im Publikum, 80 Leute im Orchester, dazu Chor, Gesangssolisten, Bühnenarbeiter und viele Menschen mehr in der Oper. Unter welchen Bedingungen kann und soll die Staatsoper im September eine reguläre Saison starten?

Bogdan Roščić: Wir arbeiten darauf hin, die Saison wie geplant zu eröffnen. Aber: Regulärer Spielbetrieb bedeutet im Graben, auf und hinter der Bühne, dass Abstandsregeln und dergleichen nicht mehr gelten dürfen. Im Zuschauerraum bedeuten Abstandsregeln, dass, weil ja gespielt wird, für das Haus im Gegensatz zum momentanen Zustand mit Kurzarbeit die vollen Kosten anfallen, die Einnahmen aber zusammenbrechen. Sie müssen bedenken, dass die Staatsoper fast 45 Prozent ihres Budgets selbst erwirtschaftet, ein für vergleichbare Häuser relativ einmaliger Wert. Spielbetrieb mit ausgedünntem Publikum ist also nur denkbar, wenn die Republik Österreich das explizit unterstützt.

Falls das nicht geht – wie lange kann das Haus durchhalten? Gibt es Modelle, was passiert, wenn bis Jahresende zu ist – oder darüber hinaus?

Meine Kristallkugel ist leider gerade beim Ölwechsel. Das sind auch keine Themen, die man jetzt öffentlich ausbreitet. Hier ist ein Betrieb mit 1.000 Beschäftigten betroffen.

Sie präsentierten nun Ihr erstes Programm als Direktor der Staatsoper. Hätten Sie sich für die Leitung der Staatsoper beworben, wenn Sie gewusst hätten, was da gleich zu Beginn auf Sie zukommt?

Na selbstverständlich. Zurecht steht bei Shakespeare mit feinem Spott: „When the sea was calm all boats alike showed mastership in floating“. Wer nur Lust hat, solange die Sonne scheint, der muss geteert und gefedert aus der Staatsoper entfernt werden.

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