„Es war sehr, sehr schön und es war ein riesiges Privileg, überhaupt wieder auftreten zu können.“ Das sagt die Sopranistin Rebecca Nelsen nach dem zweiten Konzert aus der Reihe „Wir spielen für Österreich“. Denn nach der Staatsoper war diesmal die Volksoper am Zug, um via ORF III (verfügbar in der TVthek und auf www.myfidelio.at) mit Operette und Musical der Corona-Pandemie zu trotzen.
Im Zeichen von Franz Lehár, dessen 150. Geburtstag es heuer zu würdigen gilt, stand diese Gala ohne Publikum. Rebecca Nelsen war dabei neben vielen anderen Publikumslieblingen mit dessen „Vilja-Lied“ und mit „Lippen schweigen“ (im Duett mit Alexandre Beuchat) aus der „Lustigen Witwe“ zu erleben. „Natürlich war es anfangs ein komisches Gefühl, vor leeren Sitzen zu singen. Aber dann dachten wir uns, das Publikum ist ja da, vor den Bildschirmen. Und allein die Tatsache, dass wir einander wieder sehen konnten, hat Mut und Freude gemacht.“
Proben mit Masken
Nelsen weiter: „Wir haben uns an alle Richtlinien gehalten. Jeder hatte seine Garderobe, aber durch die Garderoben konnten wir uns unterhalten.“ Lachend: „Natürlich mit Mundschutz. Die Generalprobe haben wir übrigens mit Masken gesungen.“ Und: „Auch bei den Duetten sind wir einzeln aufgetreten, haben den Abstand gewahrt. Das war vor allem bei dem Liebesduett ‚Lippen schweigen‘ schon etwas seltsam.“
Wichtig aber ist für Nelsen, dass „wir ein Lebenszeichen von unserem Theater an unser Publikum senden durften“. Und: „Ich hoffe, dass die Idee von ‚Wir spielen für Österreich‘ weitergeht – auch für die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Sparten.“
Denn: „Dieses Isolationsgefühl betrifft ja alle Menschen. Solche Konzerte sind daher eine Möglichkeit, eine Art Brücke zu bauen und ein Zeichen von Hoffnung zu geben. Wir sind als Künstler ein Team und wir bilden mit dem Publikum ein Team. Das Publikum schenkt uns Energie und Freude. Und wenn ich es könnte, würde ich ein Liebeslied an das Publikum schreiben.“
Balsam für die Seele
Die Kunst befindet sich laut Nelsen „in einer extremen Situation“. „Aber auch wenn wir jetzt alle andere Sorgen haben, ist sie Balsam für die Seele. Ich habe nach unserem Konzert wunderschöne Rückmeldungen bekommen“, so die in den sozialen Medien sehr aktive Künstlerin. Wie alle anderen Beteiligten ist auch Nelsen „selbstverständlich“ unentgeltlich im RadioKulturhaus aufgetreten.
Denn: „Die Zeit ist sehr schwierig, vor allem für die freischaffenden Kollegen. Da geht es wirklich um das nackte Überleben, um die pure Existenz. Und ich hoffe, die Politik nimmt die Sorgen und die Nöte der Freischaffenden wirklich ernst. Da brauchen wir eine Lösung.“
Stichwort Politik: „Trotz aller behördlichen Einschränkungen hat die österreichische Regierung vieles richtig gemacht. Hier läuft es eindeutig anders als in meinem Land. Auch, weil die Menschen sich großteils an die Regeln halten und nicht so einen Präsidenten haben wie wir. Das weiß ich zu schätzen“, so die gebürtige Amerikanerin und explizite Trump-Gegnerin.
Positive Perspektiven
Doch wie kann es in der Kultur, speziell in der Musik , weitergehen? „Ich hoffe, dass bald wieder Proben stattfinden dürfen und wir im Herbst wieder spielen können. Touristen wird es dann kaum geben, also werden wir weiterhin für Österreich, für das österreichische Publikum spielen. Logischerweise auch viel Operette. Diese gehört ja zur Identität des Landes. Und sie kann viele positive Perspektiven bieten, kann auch als Zufluchtsort dienen.“
Und: „Musik ist gerade in diesen Zeiten etwas Positives, etwas Gesundes. Die Menschen haben eine Sehnsucht danach. Noch schöner wird es aber sein, wenn wir die Musik wieder alle gemeinsam erleben. Denn das ist ein menschliches Grundbedürfnis.“
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