Trenklers Tratsch: Kaup-Hasler und eine Bestellung mit Beigeschmack
Bereits Mitte April pfiffen es die Vögel von den Dächern: Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, von SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig nominiert, wolle Artemis Vakianis mit der kaufmännischen Geschäftsführung der Wiener Festwochen betrauen. Vakianis war zuvor, im Frühjahr 2019, auf Weisung von Kaup-Hasler in den Aufsichtsrat des Festivals berufen worden.
Der KURIER schrieb daher Artemis Vakianis, seit September 2016 Vizepräsidentin des Wissenschaftsfonds, ein Mail: „Ich habe gelesen, dass Sie mit 1. Juni den FWF verlassen. Darf ich die Gründe erfahren? Ihre zweite Funktionsperiode begann ja erst im September 2020, also vor einem halben Jahr. Könnten die Festwochen ein Grund sein? Als Aufsichtsratsmitglied wussten Sie ja schon früh, dass die Geschäftsführung ausgeschrieben wird. Daher frage ich ganz direkt: Haben Sie sich beworben?“
Artemis Vakianis antwortete ausweichend: „Über meinen weiteren beruflichen Werdegang werde ich Sie gerne informieren, sofern es diesbezüglich Neuigkeiten gibt.“
Nun: Artemis Vakianis informierte den KURIER weder gern noch ungern, sondern gar nicht. Sie überließ das Geschäft der Pressesprecherin von Kaup-Hasler. Am Vormittag des 2. Juli wurde in einer Aussendung bekanntgegeben, dass Artemis Vakianis, 1974 in Klagenfurt geboren, mit 1. Oktober zur Geschäftsführerin der Festwochen bestellt werde. Kaup-Hasler folge „der Empfehlung der Hearing-Kommission, die sich einstimmig für Artemis Vakianis ausgesprochen“ habe. Die Mitglieder der Kommission wurden nicht bekanntgegeben.
Wenig später meldete sich beim KURIER eine namhafte Persönlichkeit, die sich – törichterweise – auch beworben hatte. Sie äußerte erhebliche Zweifel am Bestellungsverfahren. Sie bestätigte damit den Eindruck, dass Kaup-Hasler nicht grundlegend anders handelte als zum Beispiel Sebastian Kurz im Falle der Bestellung von Thomas Schmid. Vertrauenspersonen in Stellung zu bringen: Das macht man, wie der gelernte Österreicher weiß, in der ÖVP so, das macht man aber auch in der SPÖ.
Und Veronica Kaup-Hasler ist in diesen Dingen sehr versiert. Sie vergab die Intendanz der Wiener Festwochen freihändig an Christophe Slagmuylder, den sie gut kannte, und ließ sich ihre Entscheidung erst danach legitimieren. Kurz darauf verlängerte die Kulturstadträtin den Vertrag von brut-Leiterin Kira Kirsch um weitere vier Jahre. Ohne vorherige Ausschreibung des Postens.
Was man wissen muss: Kaup-Hasler war von 2006 bis 2017 Intendantin des Festivals „steirischer herbst“ gewesen. Kira Kirsch war ebendort von 2007 bis 2015 Dramaturgin. Und Vakianis war von 2010 bis 2014 kaufmännische Direktorin des „steirischen herbst“.
Für die Geschäftsführung der Wiener Festwochen konnte man sich bis 15. April bewerben. Als Aufsichtsratsmitglied hatte Artemis Vakianis einen enormen Informationsvorsprung. Und sie verfügte gegenüber den anderen 42 Bewerberinnen und Bewerbern über hilfreiches Detailwissen.
Im Interview mit dem KURIER hatte Kaup-Hasler angekündigt: „Ende Mai sollten wir eine Entscheidung haben.“ Warum sich die Bekanntgabe um etwa fünf Wochen verzögerte, wurde in der Aussendung nicht erklärt. Der Termin aber war exzellent gewählt: Am Zeugnistag ging die Meldung unter. Und nach dem Urlaub ist die Sache vergessen. Vielleicht aber auch nicht.
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