Tanzen in einem verregneten Heute
Tanzen in ein besseres Morgen“ – das heißt beim Tomorrow-Festival nicht zwangsläufig Festivalgenuss ohne Kater danach. Denn auch das dort kredenzte Bio-Bier enthält Alkohol. Nein, das „bessere Morgen“ soll nach dem Willen des Veranstalters Global 2000 ein Europa ohne Atomkraft sein.
Rockfestival für "Systemwandel"
Doch der Markt ist dicht besetzt. Auf so ziemlich jedem Acker des Landes zwischen Feldkirch und Nickelsdorf wird gerockt, gefeiert und campiert. Das geht nicht überall ökologisch einwandfrei vonstatten.
Das Tomorrow-Festival möchte sich gerade in diesem Punkt von den übrigen Festivals abheben und will so sein Alleinstellungsmerkmal gefunden haben - auch wenn andere Veranstalter ebenfalls bereits Ökokonzepte entwickelt haben.
Auch mit Gratis-Anreiseaktionen per Zug, Bus-Shuttle oder Fahrrad sollte CO2 eingespart werden. Blechlawinen waren selbst nach Ende des letzten Konzerts nicht festzustellen, und der etwas überdimensionierte Feldparkplatz war schütter besetzt.
Ansturm ist ausgeblieben
Das hat aber auch einen anderen, weniger erfreulichen Grund: Der große Ansturm auf das zweite Tomorrow-Festival ist ausgeblieben. 10.000 Besucher hat der Veranstalter, in Addition der drei Festivaltage, gezählt. Damit ist man nicht über das Ergebnis des Vorjahres hinausgekommen, als man allerdings noch keine großen internationalen Namen wie Kaiser Chiefs, die Fantastischen Vier oder Maximo Park gebucht hatte.
Weniger Festivalbesucher bedeuten zwar theoretisch auch weniger CO2-Verbrauch, könnte man schelmisch anmerken. Aber die junge – zum Teil auch sehr junge - Bewegung für einen Systemwandel hat man sich vonseiten des Veranstalters freilich wesentlich größer vorgestellt.
Im Rahmen der internationalen Anti-Atom-Konferenz, die zeitgleich mit dem "Tomorrow Festival" auf dem Gelände des AKW Zwentendorf stattfand, wurde die "Deklaration von Zwentendorf" verabschiedet. Sie skizziert die Eckpunkte für die Zukunft von Europas Atomenergie. Unter anderem wird darin die Schließung aller Hochrisikoreaktoren in Europa gefordert.
Als Hochrisikoreaktoren werden dabei jene ohne Volldruck-Containment oder jene in seismisch aktiven Gebieten, ebenso wie Siedewasserreaktoren (insbesondere vom Fukushima-Typ) und alle jene, die eine Betriebsdauer von 30 Jahren erreicht haben, bezeichnet.
Weiters sollen keine neuen Atomkraftwerke gebaut werden, die Lebensdauer bestehender AKW nicht verlängert und eine volle Haftpflicht für Nuklearschäden während des gesamten Brennstoffzyklus eingeführt werden.
Die Vertreter aus insgesamt 18 Ländern treten auch für die Abschaffung des EURATOM-Vertrags und der EURATOM-Kredite ein. Insbesondere die von der EU-Kommission geplante Einführung neuer staatliche Subventionen für die Errichtung neuer AKW sei zu verhindern.
(apa)
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