Für Produzent und Terra-Mater-Gründer Walter Köhler ist die Erzählung wiederum „eine große Allegorie über das Leben und Sterben, über die Umweltkrise und Zerstörung, über Rassismus und Krieg“.
Und eines Tages steht der „Bastard King“ dann dem eigentlichen Feind gegenüber, der nicht nur ihn, sondern den gesamten Planeten zu vernichten droht ...
Kunstgriffe für die Dramaturgie
Für die Bilder hat Owen Prümm zehn Jahre unter Löwen in Tansania gelebt. „Dieser Film erzählt die Geschichte eines Löwen aus dessen Sicht. Wir schauen darauf durch seine Augen“, sagt der Südafrikaner.
Dieser Sichtweise folgt auch die Optik des Films. „Wir wissen von der Wissenschaft, dass Löwen nicht so sehen wie wir. Es ist gut möglich, dass z. B. die Farbe Grün nicht in ihrem Spektrum existiert. Also haben wir beschlossen, das Grün aus dem Film zu nehmen“, erläutert Prümm. „Dadurch entstand eine Art dystopischer Effekt, der meiner Meinung nach im Film sehr gut funktioniert.“
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Ein Kunstgriff sind auch die Augenfarben. Löwen haben meist gelbe Augen, ganz selten sind sie blau. Es gibt aber keine, die beide haben. Der Grund für den Kniff: „Eine Herausforderung war, die Unterscheidbarkeit der Charaktere für ein Publikum zu gewährleisten, das nicht so oft solche Filme schaut.“ Die Idee, insbesondere die Löwinnen in „Gelbaugen“ und „Blauaugen“ zu unterscheiden, kam Prümm erst in der Postproduktion. Produzent Köhler trug sie mit.
Kindermord als Realität in der Natur
„The Bastard King“ zeigt aber vor allem sehr viel Realität. Den „Wandel", wie es im Film immer wieder heißt.
Und der Tod spielt auf vielerlei Arten mit – ob im Kampf zwischen Jäger und (vermeintlicher) Beute, unter den Rudeln oder wegen Führungsansprüchen.
Auch eine Kindermord-Sequenz gibt es. „Wir wollen schon, dass die Leute verstehen, dass das die Realität der Natur ist“, sagt Prümm. Und man zeige auch das Warum. „Ich denke, das Publikum erkennt, dass das Töten des Nachwuchses ungewöhnlich ist und normalerweise nicht passiert – es sei denn, es gibt Druck auf die Löwen.“ Hier gibt es sogar sehr viel Druck. Denn der lebensnotwendige Fluss trocknet aus – vom Menschen verursacht. „Auch das ist Teil der Realität.“
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Wirkliches Leben
Dass es zu heftig sein könnte, glaubt Produzent Köhler nicht. „The Bastard King“ hatte beim Filmfestival in Santa Barbara Premiere und lief unter viel Lob bei Canal+ Frankreich. „Die Menschen reagierten auf das Gezeigte wie bei einem Spielfilm“, erzählt er. „Oft bekommen die Leute nicht mit, dass sie eben Zeuge dessen wurden, was sich in der Natur abspielt.“
Aus Sicht des Terra Mater-Gründers ist „König der Löwen 2“ viel brutaler. Und „wir haben uns beide sehr geärgert darüber, dass jemand wie Disney für die Computeranimation von echten Tieren so viel Geld ausgegeben hat“.
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Bei „The Bastard King“ habe man den Spieß nun umgedreht. „Wir sagten uns: Wir haben genug Material über das echte Leben der Löwen. Wir erfinden nicht das Leben der Löwen, wir erfinden die Geschichte dazu“, sagt Köhler. Und die spiegle das Treiben der Menschen wider. „Für mich sind diese Löwen unsere Gesellschaft. So benehmen wir uns. Es reicht zur Bestätigung ein Blick in die Nachrichten. Dagegen ist die Brutalität in der Natur, oder wie hier jene der Löwen, geradezu lächerlich.“
„Game of Thrones"-Star Wlaschiha ist der Löwen-König
Mit Tom Wlaschiha leiht der Star der Streaming-Hits „Game of Thrones“ und „Stranger Things“ dem erzählenden Löwen seine Stimme. „Dieser Film, diese Geschichte, das ist ein Drama, das Shakespeare alle Ehre machen würde“, meint er.
Als Sprecher versuche man, das entsprechend mit Stimme und Text zu unterstützen. „Denn der Hauptakteur ist der Löwe, er steht im Mittelpunkt. Die Bühne gehört natürlich den Tieren und den Löwen-Rudeln.“
Der Text ist dem Löwen-König entsprechend martialisch, „aber in erster Linie ist er poetisch“, findet Wlaschiha. „Es ist ja nicht allzu viel Text, und trotzdem trägt er diese Geschichte weiter. Dabei muss man einen Spannungsbogen schaffen, der anhält. Das ist, alles in allem, gar nicht so einfach.“
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