Tangente St. Pölten: Gescheiterter deutscher Kolonialismus

Tangente St. Pölten: Gescheiterter deutscher Kolonialismus
Trenklers Tratsch: Das Festival enttäuschte auf ganzer Linie. Es war ein hoch subventionierter Abklatsch der Wiener Festwochen.

Vor zwei Wochen endete in St. Pölten die Tangente: sang- und klanglos, von niemandem für ein Resümee wert empfunden. Nicht einmal die finale Aktion mit der riesigen Saugglocke – von den Veranstaltern „Pömpel“ bezeichnet – als Fahnenstange für die österreichische Flagge vermochte aufzuregen. Einträchtig wetterten bloß ÖVP und FPÖ.

Tangente St. Pölten: Gescheiterter deutscher Kolonialismus

Das Finale: Ein monströser Hektor als Fahnenstange

War also die recht spurlos vorübergegangene Tangente ein „Desaster“, wie die Freiheitlichen meinten? Nein, sie war eine von Hybris getragene Tragödie. Von Anbeginn an. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wollte nicht akzeptieren, dass just Bad Ischl mit 14.000 Einwohnern dem viermal so großen St. Pölten als Kulturhauptstadt Europas vorgezogen worden war: Zusammen mit SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler kündigte sie ein Gegenfestival an. Nicht ein Jahr davor oder danach, um Ischl samt dem Salzkammergut keine Konkurrenz zu machen, sondern gleichzeitig.

Und dieses Festival, das den kuriosen Namen Tangente erhielt, sollte der Kulturhauptstadt von der finanziellen Ausstattung her ebenbürtig sein: Elisabeth Schweeger hatte für ihr elfmonatiges Ganzjahresprogramm 30,8 Millionen Euro zur Verfügung – und der fünfmonatigen Tangente (von 30. April bis 6. Oktober) wurden stolze 17,6 Millionen zugestanden.

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