"Justice" bei der Tangente St. Pölten: Und der Haifisch, der hat Säure

"Justice" bei der Tangente St. Pölten: Und der Haifisch, der hat Säure
Zum Auftakt des Kulturfestivals in St. Pölten inszenierte Milo Rau mit der Oper „Justice“ eine Anklage gegen die raubtierkapitalische Ausbeutung Afrikas.

Es ist wahrscheinlich zu spät für einen Namensvorschlag für das am Dienstag eröffnete Fast-Kulturhauptstadt-Festival „Tangente“ in St. Pölten.

Aber vielleicht denkt man beim nächsten Mal an die Sekante: Das ist auch so eine Kreislinie wie die Tangente. Aber sie berührt den Kreis – der hier für St. Pölten steht – nicht nur sanft an lediglich einem Punkt. Sondern schneidet in den Kreis hinein, zerteilt diesen, bevor sie auf der anderen Seite wieder herausbricht. Die Sekante ist weit angriffiger, brutaler gegenüber dem Kreis, also St. Pölten, als die Tangente.

Und passt damit zu dem Bild, das das Festival von sich zeichnen will, wie man auch bei der Eröffnung am Dienstagnachmittag beschwor: Sie erwarte „kein bequemes“ Festival, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Es gehe darum, die „offene Gesellschaft zu verteidigen“.

Mit gleich der ersten Premiere fand man sich mitten drin in der Frage, wie weit die Mittel der Kultur hierfür überhaupt geeignet sind. Oder ob sie ein zornbebendes Feigenblatt bleibt, wie die spanische Autorin Cristina Morales, die ausgerechnet in der Eröffnungsrede dieser Kulturbetriebsveranstaltung bekundete, eine „Feindin“ genau dieses Kulturbetriebs zu sein. Nun ja.

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