"Ich steig in dein Auto ein", sagte Nina Sonnenberg vergangene Woche beim Auftakt zu "Starmania 21" zu einem Kandidaten, der den Hit "Maschin" der Band Bilderbuch gesungen hat.
Eingestiegen ist sie bei der Neuauflage der ORF-Castingshow und sitzt neben Ina Regen und Tim Bendzko im Jury-Sessel. Die Rapperin aus München, bekannt unter ihrem MC-Namen "Fiva", hatte so eine Sendung überhaupt nicht auf ihrer To-do-Liste. Daher sei sie "irre überrascht" gewesen, als im Dezember der Anruf des ORF kam. Die Herausforderung einer Hauptabendshow wollte sie aber unbedingt annehmen. Dabei hatte sie 2015 noch gesagt: "In der Beurteilung anderer Künstler bin ich ganz schlecht." "Das ist letztlich auch nicht Ihr Job", sagte der BR-Interviewer damals. Das hat sich geändert.
KURIER: Ihr neuer Job ist es, Gesangstalente zu bewerten. Wie geht es Ihnen damit?
Nina Sonnenberg: Wenn mir jemand Musik von sich schickt, sag’ ich normalerweise nicht: "Das geht ja gar nicht" oder "Mach was anders." In einer Castingshow ist es meine Aufgabe. Aber ich bin froh, dass ich mich dabei wohl fühlen kann. Weil es nicht notwendig ist, wie teilweise bei anderen Castingshows, jemanden verbal zu vernichten oder runter zu machen. Wenn es hier darum ginge, pseudoböse drüberzufahren, dann wär’ ich auch nicht dabei gewesen.
Als die Castingshows aufkamen, stand vor allem das Rauswählen in der Kritik.
Ich hab mit ein paar Contestants gesprochen. Die sind mit Castingshows groß geworden. Manche sind Wiederholungstäterinnen, waren schon bei anderen Shows. Und als Digital Natives sind sie in den sozialen Medien so stark präsent, dass sie daran gewöhnt sind, bewertet und kommentiert zu werden. Ich möchte jetzt nicht sagen, ob das gut oder schlecht ist, aber ich hab’ das Gefühl, dass sie gut damit umgehen können.
Die Chemie innerhalb der Jury wirkt recht entspannt.
Wir kennen uns ja noch nicht so lange. Aber wir haben’s lustig und sind alle drei gleich aufgeregt. Es ist keiner total abgehärtet in diesem Metier und das ist schon mal schön. Wir könnten nicht einmal Konflikte inszenieren, weil wir ja nicht wissen, wie der andere abstimmt. Das sorgt vielleicht für Verwunderung, wenn die halbe Jury gar nicht weiß, was jetzt gerade passiert ist (lacht).
Nach der ersten Show war das eines der Gesprächsthemen. Wie funktioniert das Jury-Voting jetzt wirklich?
Da musste ich am Anfang auch dreimal nachfragen (lacht). Jeder tippt eine Bewertung von 1 bis 10 ins Tablet und dann wird der Durchschnitt errechnet. Es ist nicht ganz leicht, aber ich verspreche: Es macht Sinn! Arabella wird das in der nächsten Show noch genauer erklären.
Musikerin Geboren 1978 in München, ab 1999 erste Freestyle-Auftritte, spätestens nach dem Debüt-Album "Spiegelschrift" (2002) mit DJ Radrum Vorbild für junge Rapperinnen. Aktuelles Album: „Nina“ (2019). Lebt in Wien und München
Moderatorin Ab 2012 Moderationen auf ZDFkultur und 3sat ("Kulturpalast"). Im ORF-Radiosender FM4 moderiert sie "Fivas Ponyhof" (Sonntags, 17 bis19 Uhr)
Künstlername
Der Name "Fiva" ist ein Spitzname, den Nina Sonnenberg seit ihrer Schulzeit trägt. Weil es beim Lesen nicht so rüberkommt: "Fiva" wird englisch ("Faiwa") ausgesprochen
Starmania 21 Die zweite von zehn Shows läuft a, Freitag, 5. März. um 20.15 Uhr (ORF 1)
Was muss der oder die Gewinnerin für Sie mitbringen?
Eine Ausstrahlung und Freude. Übers Talent müssen wir nicht reden, das ist einfach Voraussetzung. Ich fand interessant, dass viele in ihren Videos über das Anderssein sprachen und wie wichtig das ist. Es ist auch ein bisschen schade, dass das in der Jugend immer noch so ein krasses Thema ist. Ich habe gehofft, dass Individualität schon viel mehr akzeptiert ist. Gerade diese Individualität will ich auf der Bühne sehen.
Die ersten TV-Quoten waren recht gut. Worauf führen Sie das Interesse zurück?
Ich hab sofort nach der Show aufs Handy geschaut, was denn meine Freunde sagen. Und ich hatte so viele Fotos von ganzen Familien, die vorm Fernseher saßen. Normalerweise setzt sich meine Generation und drunter kaum mehr um 20.15 Uhr hin, außer vielleicht für den "Tatort". Aber jetzt gibt es wieder ein Ereignis. Es ist was los, und das auch noch mit Livemusik. Der Hunger nach solchen Sachen ist derzeit verständlicherweise groß.
Die Pandemie dauert schon ein Jahr und Livekonzerte sind noch nicht in Sicht.
Das ist für alle eine Katastrophe. Mir fehlt das Auftreten so sehr, dass es fast körperliche Schmerzen bereitet. Man sollte aber an die Zukunft denken, wenn es keine finanzielle Unterstützung mehr gibt. Die Clubs sind für 2022 schon ausgebucht. Es gibt einen Booking-Stau, den man sich nicht vorstellen kann. Ich fürchte, dass mit dem Ende der Pandemie die Pandemie für die Künstlerinnen und Künstler noch nicht vorbei ist.
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