Start für "Starmania 21": Opulente Lichtshow, kein "Leider nein"
„Es ist etwas Besonderes, nach so vielen Jahren wieder vor einer Starmania-Bühne zu stehen“, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der Studio-Präsentation am Mittwoch. In einem nachrichtenintensiven Pandemie-Jahr wolle man „ein Zeichen setzen, dass auch Unterhaltung für und mit der nächsten Generation stattfindet“. Der ORF setzt dabei auf Bewährtes in neuem Hightech-Kleid. Mit „Starmania 21“ feiert die erfolgreiche Castingshow, die von 2002 bis 2009 in vier Staffeln lief, ein Revival.
Wenn am Freitag (26.2.) ab 20.15 Uhr (ORF 1) die ersten 16 von 64 Kandidaten durch ein hohes, gleißend weißes LED-Tor gehen, betreten sie die bisher größte im Studio Z1 gebaute Bühne. 21 Kameras fangen das Geschehen auf 250 Quadratmetern Bühnenfläche ein.
Die Dimensionen ergeben sich auch dadurch, dass Corona-bedingt kein Studio-Publikum anwesend ist. Um mehr Dichte herzustellen, werden die Teilnehmer in Lounges vor der Hauptbühne platziert, ähnlich wie beim Eurovision Song Contest. Auch die Lichtshow mit 600 Scheinwerfern und 210 Quadratmetern LED-Videofläche erinnert an derlei Großereignisse.
"Nicht wie eine klassische Castingshow"
Set-Designer Florian Wieder, der mehreren ESC-Shows ihr Aussehen verlieh, sagt: „Wir wollen es nicht wie eine klassische Casting-Fernsehshow aussehen lassen, sondern so, wie man es von internationalen Konzerten kennt.“ Über die Kosten schwieg ORF-Unterhaltungschef Alexander Hofer. Aber es sei „gute Tradition“, „dass wir sorgsam mit unseren Mitteln umgehen“.
Der Ablauf
In den ersten vier Shows wird das Teilnehmerfeld auf 32 halbiert, in zwei „Semifinalshows“ auf 16. Die „Finalshows“ 7 bis 9 dienen der Ermittlung der vier Kandidaten fürs „Finale“ am 7. Mai
Das Voting
In den ersten sieben Shows entscheidet die Jury, erst ab Show 8 hat das Publikum per Televoting das letzte Wort. Wobei die Jury unter den bereits ausgeschiedenen Kandidaten jeweils zwei „Jury-Tickets“ für die nächste Runde vergeben kann.
So entscheidet die Jury
Nach jeder Einzelperformance entscheidet die Jury, wer als „Star“ weiterkommt, wer ein „Stopp“ bekommt und somit „Starmania 21“ direkt verlassen muss und wer mit einem „Weiter“ bis zum Ende der jeweiligen Sendung noch auf den Aufstieg hoffen darf. Unter allen Talenten, die ein „Weiter“ erhalten haben, werden die noch verfügbaren der insgesamt acht Tickets für die nächste Runde vergeben.
Coronafall
Für Aufregung vorab sorgte ein positiver Corona-Test bei einer Kandidatin. Das strenge Sicherheitskonzept, das tägliche Tests und die Einhaltung der vorgeschriebenen Abstände vorsieht, soll aber sicherstellen, dass die Show nie gefährdet ist. Im Ernstfall gebe es, wie aktuell, jeweils Ersatzkandidaten.
Sollte sich die Situation ergeben, dass Live-Publikum wieder erlaubt wird, sei man gerüstet, erklärt Regisseur Kurt Pongratz. Einstweilen sollen Videos von Freunden und Familie der Kandidaten für Stimmung sorgen.
Bilder: Die ersten 16 Kandidaten bei "Starmania 21"
Stephanie Madrian: Die 22-jährige Klagenfurterin studiert Romanistik und singt „Rolling in the Deep“ von Adele.
Teodor Munjas: Der 28-jährige Wiener ist Kundenberater in einer Werbeagentur und singt „Grenade“ von Bruno Mars.
Anja Fischthaler: Die 18-jährige Verkäuferin stammt aus Vöcklabruck in Oberösterreich und singt „What’s Up“ von den 4 Non Blondes
Markus Manzl: Der 17-jährige Schüler kommt aus St. Johann im Pongau und singt „Stay With Me“ von Sam Smith.
Julia Novohradsky: Die 19-jährige Wienerin studiert Inklusive Pädagogik und Anglistik und singt „Addicted To You“ von Avicii.
Noah Küng ist 20 Jahre alt, stammt aus Lustenau in Vorarlberg und studiert Geschichte und Deutsch auf Lehramt. Er singt „Leave a Light On“ von Tom Walker.
Magdalena Huber: Die 24-jährige Wienerin studiert Jazz und Popgesang und ist Sängerin und Songwriterin. Sie singt „Fever“ von Peggy Lee. Eingesprungen für Maria Aschenwald.
Antoine Humbert: Der 29-jährige Künstler lebt in Wien und singt „Les Champs-Élysées“ von Joe Dassin.
Lisa Wessely: Die 16-jährige Schülerin kommt aus Horitschon im Burgenland und singt „Satellite“ von Lena.
Felix Larcher: Der 21-jährige Verkäufer stammt aus Ansfelden in Oberösterreich und singt „Maschin“ von Bilderbuch.
Vanessa Dulhofer: Die 16-jährige Schülerin kommt aus Traiskirchen in Niederösterreich und singt „Wie schön du bist“ von Sarah Connor. |
Uwe Painer: Der 40-jährige Drucktechniker kommt aus Stögersdorf in der Steiermark und singt „Keine Maschine“ von Tim Bendzko.
Julia Wastian: Die 18-jährige Studentin (Medien und Kommunikation) kommt aus Brückl in Kärnten und singt „This Is Me“ von Keala Settle.
Diego Federico: Der 24-jährige Südtiroler ist Musicaldarsteller, Lehrer und Choreograf und singt „Stupid Love“ von Lady Gaga
Sebastian Mucha: Der 24-jährige Polizist kommt aus St. Aegyd am Neuwalde in Niederösterreich und singt „Someone You Loved“ von Lewis Capaldi.
Maria Aschenwald hätte "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" von Rainhard Fendrich gesungen
Die Bandbreite der neuen „Starmaniacs“ ist groß angelegt: von 16 bis 40 Jahren, von „Rolling in the Deep“ (Adele) über „Maschin“ (Bilderbuch) bis „Keine Maschine“ (Tim Bendzko).
Kein "Leider nein"
Die berüchtigte „Leider nein“-Rubrik gibt es nicht mehr. Auch das ist teilweise Corona-bedingt. Aus 1.700 Bewerbungen wurden nur 200 konkurrenzfähige Gesangstalente zu den Vor-Castings eingeladen, weil ein Massen-Event wie bei den ersten Staffeln nicht durchführbar gewesen wäre. Außerdem sei es "nicht zeitgemäß", sagt Hofer, "weil immer mit ein bisschen Vorführen verbunden."
SPIEGELVISION: So erlebte Markus Spiegel das erste "Starmania"
Im Sommer 2002, also vor etwa 19 Jahren, wollten 1.700 Jugendliche unbedingt „Superstar“ werden. Der ORF hatte „Starmania“ erfunden – und damit eine der erfolgreichsten Shows überhaupt
in der österreichischen TV-Geschichte. Konzipiert wurde die Sendung von ROMY-Preisträger Mischa Zickler, der zuvor für „Taxi Orange“ verantwortlich war. Das Angebot der Senderverantwortlichen, ob ich nicht Juror und Kommentator „Zur Lage der Nation“ sein wollte, kam im späten Frühjahr. Als Musikproduzent traute ich es mir zu, und ich wollte! Und die Rahmenkonditionen passten auch.
Wie quälend allerdings die Castings sein würden, das konnte ich nicht erahnen. Die Kandidat*innen mussten alle „a cappella“, also ohne Playback oder instrumentaler Begleitung, vorsingen. Uns Juroren war schon nach circa 15 Sekunden, wenn nicht noch früher, klar, wohin für die meisten die Reise ging, nämlich nach Hause. Jedoch bestand der Redaktionsleiter auf eine Aufnahmezeit von einer Minute pro Kandidat*in, denn er brauchte Material für die sehr beliebte „Leider nein!“ – Rubrik. Für das Publikum war es ein Gaudium, jedoch für mich eine Qual sondergleichen. Das sah man auch meinem Gesicht an. Da war nichts gespielt!
Na ja, vielleicht ein bisschen...
Ärgerliche Mutproben
Wirklich böse wurde ich bei „Mutproben“ von Girlies, die von ihren notorisch kichernden Freundinnen zum Casting entsandt worden waren. Insgesamt hat der ORF vier Staffeln produziert, engagiert wurde ich für drei. Oft wurde mir die Frage gestellt, an welche Personen ich mich noch erinnern kann? Natürlich an Christina Stürmer, einst Lehrling einer Linzer Libro-Filiale, die danach eine erstaunliche Karriere gemacht hat. Der Tiroler Michael Tschugnall sang in der Finalsendung eine selbstkomponierte Ballade für seine damalige Freundin und gewann die Show. Heute ist er IT-Fachmann.
Der ausgebildete Musical-Sänger Lukas Perman (einst Permanschlager) avancierte bei den Vereinigten Bühnen Wiens zum „Leading Man“. Meine persönliche Favoritin war aber Vera Böhnisch,
die den Hildegard-Knef-Song „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ sensationell interpretiert hat, jedoch beim Publikum glatt durchfiel und abgewählt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Deutsch im Pop fast verpönt. Einer meiner Lieblinge, Tom Neuwirth (später alias Conchita), war erst in der 3. Staffel! Beim Casting agierte er als liebenswerter Zappelphilipp und sang schmachtend und berührend Songs von Shirley Bassey und Whitney Houston. Von allen anderen Kandidat*innen ist mir niemand bekannt, der heute noch auf einer Pop-Bühne steht.
Die Moderatorin aller Starmania-Staffeln war Arabella Kiesbauer, die der ORF vom deutschen Privatfernsehen abgeworben hat. Sie war von Bodyguards umgeben, weil der Briefbomben-Attentäter Franz Fuchs sie bedrohte. Es war gar nicht so leicht, mit ihr ein privates Gespräch zu führen. Der charismatische und intelligente „Starmania“-Juror Bogdan Roščić war damals Geschäftsführer der Universal Music Austria. Einige Zeit davor hatte er Pop-Kritiken für den KURIER geschrieben. Heute ist er Direktor der Wiener Staatsoper. Wahrscheinlich die unglaublichste „Star“-Karriere, ohne „Mania“. Mit etwas Wehmut denke ich schon an diese Zeit zurück. Wer würde das an meiner Stelle nicht tun?
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