Staatspreis für Europäische Literatur geht an John Banville

epa03672926 Irish writer Benjamin Black, who also writes as William John Banville, during an interview in Madrid, Spain, 22 April 2013, where he has talked about his novel 'Vengeance'. EPA/JJ GUILLEN
Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für Europäische Literatur 2013 geht an den irischen Schriftsteller John Banville. Die Überreichung findet am 25. Juli im Rahmen der Salzburger Festspiele statt.

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur geht heuer an den irischen Schriftsteller John Banville (67). Die Verleihung des Staatspreises an John Banville findet am 25. Juli im Rahmen der Salzburger Festspiele statt. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Unkonventionell

"John Banville ist ein unkonventioneller Autor, der uns mit seinen Themen und vielschichtigen Charakteren immer wieder überrascht", so Schmied in einer Aussendung. "Zugleich steht er in der Tradition vieler großer europäischer Literatinnen und Literaten, die sich schreibend den tiefen, oftmals bedrückenden Fragen des Lebens stellen."

Parallel zu seiner Tätigkeit als Schriftsteller war John Banville Journalist bei der Zeitschrift Irish Press, später leitender Redakteur des Literaturressorts der Irish Times. Auch heute noch arbeitet er neben seiner Schriftsteller-Tätigkeit als Literaturkritiker.

Staatspreise für die "schönsten Bücher"

Die Auszeichnung Bonvilles gab Kulturministerin Claudia Schmied (S) am Montagabend im Rahmen der Preisverleihung an "Die 15 schönsten Bücher Österreichs 2012" bekannt. Zu dem Preisträger-Trio gehört ein Buch über den sowjetischen Konstruktivisten Vladimir Tatlin ("Unbuildable Tatlin?!", edition angewandte, Springer-Verlag), herausgegeben von Klaus Bollinger und Florian Medicus, ein Fotografie-Band von Vera Brandner namens "Das Bild der Anderen" (Fotohof edition) sowie das Buch zum österreichischen Beitrag zur vergangenen Architekturbiennale, "Hands have no tears to flow" (Springer-Verlag).

Mit John Banville erhält in diesem Jahr ein Autor den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, den man keinesfalls nur in deutscher Übersetzung lesen sollte: Der 67-jährige Ire gilt als Meister der poetischen Prosa und der hochstilisierten Sprache - ein Umstand, der ihm immer wieder einiges an Kritik, vor allem aber bereits mehrere hochkarätige Auszeichnungen beschert hat. Zuletzt wurde dem Booker Prize-Gewinner im Jahr 2011 der Franz Kafka Preis und im Jahr 2012 ein weiteres Mal der Irish Book Award zuerkannt.

Am 8. Dezember 1945 im irischen Wexford geboren, verzichtete Banville auf ein Studium und begann nach der Schule, für eine Fluggesellschaft zu arbeiten und dadurch viel zu reisen. Nach einiger Zeit in den USA begann er als Journalist bei der "Irish Press" zu arbeiten und wechselte später zur "Irish Times", wo er ab 1998 als Literaturchef tätig war. Im Zuge von finanziellen Problemen der Zeitung verließ er den Journalismus und widmete sich ganz dem Schreiben. Bereits 1970 war sein erstes Buch erschienen, eine Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel "Long Lankin".

Von seinen schriftstellerischen Anfängen hat er sich später allerdings vehement distanziert, wie er überhaupt eine sehr selbstkritische Einstellung pflegt. "Ich hasse sie alle...ich verabscheue sie. Sie sind eine ständige Peinlichkeit", sagte er über seine Romane in einem Interview. Seine Hauptwerke sind drei Trilogien, die erste ist mit "Doktor Kopernikus", "Newtons Brief" und "Kepler" der Wissenschaft gewidmet, die zweite mit "Das Buch der Beweise", "Athena" und "Geister" der Macht der Kunst. Die dritte Trilogie besteht aus "Sonnenfinsternis", "Caliban" und "Ancient Light". Doch auch mit seinen jüngeren Romanen, "Die See" und "Unendlichkeiten" erreichte Banville ein internationales Publikum.

Und das, obwohl das Unterfangen, seine Sprache in Übersetzungen wiederzugeben, ein unmögliches scheint: Banville befleißigt sich einer unmittelbar aus der Lyrik entlehnten Sprache, wurde für seinen dichten, stark metaphorischen Romanstil gerühmt und gerügt. Zu stilisiert, zu künstlich, meinen manche, große Poesie sehen die anderen. Und auch inhaltlich ist Banville kein Freund von Banalitäten. Seine Themen umkreisen Identität und Täuschung in oft mannigfach fortgeführten Spiegelungen, mit viel dunklem, bissigem Humor und unumwunden kompliziertem existenzphilosophischem Überbau. Mit seinem Landsmann James Joyce wird Banville häufig verglichen. Eine zweite Karriere startete er auch als Krimi-Autor, allerdings unter dem Namen "Benjamin Black".

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