Sieben Vergnügen beim steirischen herbst

Choreografin Mette Ingvartsen hinterfragt Konzept von Nacktheit und Sexualität
Das Kunstfestival führt zurück in die Zukunft. Das GrazMuseum dient als retro-futuristisches Zentrum.

Der steirische herbst hat sein Festivalzentrum heuer im GrazMuseum installiert. Damit wird das Motto "Back to the Future" auch optisch deutlich, errichtet doch das italienische Architekturkollektiv orizzontale dort eine Art Raumstation. Zurück in die 60er-Jahre führt die Uraufführung "7 Pleasures" der Choreografin Mette Ingvartsen, hieß es bei der Pressekonferenz am Dienstag in Graz.

"Das Thema verbindet den Blick zurück und den Blick nach vorne. Dafür gab es keinen besseren Ort als das GrazMuseum, denn im historischen Palais wird es einen ästhetischen Gegenentwurf geben", meinte Intendantin Veronica Kaup-Hasler, die das Projekt der Architekten erläuterte. Das Museum der Stadtgeschichte wird in eine retro-futuristische Raumstation einschließlich Rakete am Platz davor verwandelt.

Sieben Vergnügen

Die Uraufführung von "7 Pleasures" bringt zwölf Tänzer, die in sieben Etappen eine kollektive Bewegung vollziehen und dabei das Konzept von Nacktheit und Sexualität beleuchten. "Es geht auch um die Frage, wie der Körper von Umwelt, Politik, Film und so weiter beeinflusst wird", schilderte die dänische Choreografin Mette Ingvartsen. Das Werk ist der zweite Teil eines Zyklus und wirft einen Blick zurück in die 60er-Jahre.

Eröffnet wird mit einer anderen Uraufführung, nämlich "Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen". Hier treffen Komponist Johannes Maria Staud und der Autor Josef Winkler aufeinander und formen mit dem Ensemble Modern ein Wechselspiel von Musik, Text und Film. Lesen wird dabei der Schauspieler Johannes Silberschneider.

Halbwertszeit

Im Festivalzentrum findet die zentrale "herbst"-Ausstellung "Hall of Half-Life" statt, bei der es um die Beschäftigung mit der Halbwertszeit, kuratiert von der Neuseeländerin Tessa Giblin, geht. Außerdem wird in diesen Räumlichkeiten auch das "temporär feministische Nagelstudio" von Phoebe Davies betrieben, und der Grazer Historiker Joachim Hainzl errichtet aus weggegebenen und -geworfenen Büchern, Briefen oder Fotoalben ein Archiv des entsorgten Wissens mit dem Titel "Recycled History".

Das obersteirische Vordernberg - in die Schlagzeilen gerückt wegen des neuen und kaum frequentierten Schubhaftzentrums - bildet die Kulisse zu zwei Projekten: "Die Heimkehr der Eleonore Nesterval" der Gruppe Nesterval ist eine Performance rund um eine verloren geglaubte Tochter des Ortes, während das Theater im Bahnhof in "Black Moonshine" die Veränderungen des Orts durch Schubhaftzentrum und Schnapsbrennerei erzählt.

INFO: "steirischer herbst 2015" von 25.9. - 18.10. www.steirischerherbst.at

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