"Schoenberg in Hollywood": Gleich zwei Komponisten für legendäre zwölf Töne

"Schoenberg in Hollywood": Gleich zwei Komponisten für legendäre zwölf Töne
Tod Machovers „Schoenberg in Hollywood“ im Kasino am Schwarzenbergplatz (bis 24. 4.).

Was lange währt, wird endlich gut. Dies könnte man auch über Tod Machovers Kammeroper „Schoenberg in Hollywood“ sagen. Bereits 2020 sollte das Werk (Libretto: Simon Robson) im Kasino am Schwarzenbergplatz seine europäische Erstaufführung feiern, dann kamen aber die Pandemie und die unzähligen Lockdowns dazwischen.

Nun aber hat es die Wiener Volksoper in ihrer temporären Dependance (das Haus gastiert damit jedoch zum letzten Mal im Kasino) doch noch geschafft, dieses 2018 in Boston uraufgeführte Werk auf die Bühne bringen. In Anwesenheit des Komponisten und des Librettisten, die dem großen Komponisten Arnold Schönberg damit ein Denkmal setzen wollten. Das Ergebnis ist eine Art Biopic-Oper, die dramaturgisch munter zwischen allen Zeiten und auch allen musikalischen Stilrichtungen hin und her springt.

Zeitsprünge

Die Ausgangslage: 1933 emigrierte Arnold Schönberg aufgrund des aufkeimenden Nazi-Terrors in die USA, wo der Begründer der Zwölftontechnik eine neue Heimat finden sollte. Schönberg will seinem Stil dennoch treu bleiben; der legendäre Filmproduzent Irving Thalberg sieht in ihm allerdings einen (wohl lukrativen) Hollywoodkomponisten. Anhand dieses Treffens zwischen Schönberg und Thalberg lassen Machover und Robson Schönbergs Vita Revue passieren und hieven allerlei historisches Personal auf die Bühne.

Schönbergs Geliebte Mathilde Zemlinsky und Gertrud Kolisch, sein Widersacher Richard Gerstl, Gustav Mahler sowie Alban Berg und Anton von Webern kommen vor; dazu wird Schönberg auch als Maler und Erfinder gezeigt. Selbst das legendäre „Watschenkonzert“ (1913) ist ein Thema. Ein Leben in Short-Cuts, das dem Genie Schönberg in knapp 90 Minuten nachspüren will.

Musikalisch (exzellent Dirigent Gerrit Prießnitz sowie das klein besetzte Orchester der Volksoper) lässt Machover nichts aus. Es gibt Zitate aus Schönberg-Werken, einen klassischen Hollywoodsound, ein bisschen Elektronik, sogar Anklänge an „Singin' in the Rain“ dürfen nicht fehlen. Ein Potpourri, das nur einen Fehler hat: Es gibt kaum Momente des musikalischen Innehaltens oder der Reflexion.

Ähnliches gilt auch für die Inszenierung von Helen Malkowsky, die neben der Bühne auch Videos (Sophie Lux) einsetzt und Schönberg doppelt. Und so singt Marco Di Sapia hervorragend auf Englisch; sein Alter Ego Christian Graf spricht auf Deutsch. Dazu kommen in mehreren Rollen Lauren Urquhart und Jeffrey Treganza. Das ist insgesamt ganz gut gelungen, aber letztlich auch ein bisschen viel auf einmal.

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