Musikverein 22/23: Kein Gergiev, keine Netrebko, aber zahlreiche neue Projekte

Musikverein 22/23: Kein Gergiev, keine Netrebko, aber zahlreiche neue Projekte
Die Saison 2022/2023 im Musikverein.

Mehr als 70 Abonnementzyklen und etwa 800 Konzerte – das sind die nackten Zahlen, die Musikvereinschef Stephan Pauly für die kommende Spielzeit aufbieten kann. Selbstverständlich sind wieder viele Weltstars zu Gast; auf einige verzichtet Pauly aufgrund des Krieges in der Ukraine jedoch bewusst. Denn die aktuelle „Gretchenfrage“ (Wie hält man es mit russischen Künstlern?) beantwortet der Intendant so: „Wir haben schon vor dem russischen Angriff zwischen 15. und 23. Oktober unter dem Titel ,Musik im Umbruch’ ein kleines Festival programmiert, das Werke von Komponisten wie Strawinsky, Prokofjew oder Schostakowitsch in den Mittelpunkt rückt.“

Klares Statement

Das ursprünglich dafür auch vorgesehene Mariinsky Orchester und Dirigent Valery Gergiev habe man bewusst ausgeladen, ebenso wie die St. Petersburger Philharmoniker. Pauly: „Wir laden derzeit keine Orchester ein, die im Wesentlichen staatlich finanziert werden oder von russischen Unternehmen unterstützt werden, die auf der Sanktionsliste stehen.“

Und: „Selbstverständlich sind russische Künstlerinnen und Künstler im Musikverein grundsätzlich herzlich willkommen. Aber Künstlerinnen und Künstler, die Zweifel lassen, ob sie den völkerrechtswidrigen Krieg verurteilen oder nicht, mit denen gibt es keine Basis der Zusammenarbeit.“ Hier sieht Pauly eine Einigkeit der westlichen Konzertveranstalter. Ein „Sonderfall“ sei hingegen Dirigent Teodor Currentzis; mit Weltstar Anna Netrebko habe es ohnehin keine konkreten Pläne gegeben.

Konkret sind andere Dinge. So wird es im Rahmen des Musikvereinsfestivals von 25. Februar bis 1. April 2023 erstmals eine Kooperation mit dem Tanzquartier geben; das Gesamtmotto lautet „Krankheit“. Mit der Caritas arbeitet der Musikverein beim Projekt „Freizeitbuddys“ zusammen, bei dem demente Menschen mit ihren Begleitern Konzerte besuchen können. Auch mit der Brunnenpassage soll es in Sachen Diversität eine sehr enge Zusammenarbeit geben. Und der Bereich Streaming wird gemeinsam mit der Firma Unitel deutlich forciert.

Viel Musik vor Ort gibt es aber auch. So steht etwa Daniel Barenboim anlässlich seines 80. Geburtstags als Pianist und Dirigent im Fokus. Zudem gibt es einen eigenen Zyklus mit Christian Thielemann, der die Wiener Philharmoniker und die Sächsische Staatskapelle Dresden leiten wird. Porträts sind auch dem russischen Pianisten Jewgenij Kissin (der darf ander als sein Kollege Denis Matsuev kommen, weil er sich von Putins Krieg distanziert hat), der Geigerin Isabel Faust und dem zeitgenössischen Komponisten Mark Andre gewidmet.

Peter Jarolin

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