Diese Kollektion, die nun in der Schau „My Generation“ gezeigt wird (bis 21. 2. 2021), ist die jüngste Hinzufügung zum Kosmos der Wiener Albertina. Das Museum hat sich ja bereits viele Privatsammlungen einverleibt und seine Identität dabei mal mehr, mal weniger modifiziert (siehe unten.)
Die Sammlung des aus Polen stammenden Kurators und Galeristen Rafael Jablonka, der in Tirol lebt, ist eine Organtransplantation auf Probe: Mit sieben Jahren ist die Laufzeit der Dauerleihgabe vorerst recht kurz bemessen, es muss sich erst weisen, ob Sammler, Sammlung und Museum harmonieren.
„My Generation“ fokussiert auf großformatige Arbeiten einer Handvoll Künstler, die Jablonka teils über Jahrzehnte begleitete und die in der Schau mit Werken aus unterschiedlichen Phasen kurz porträtiert werden.
Viele davon hatten ihre Hoch-Zeit in den 1980er und 90er Jahren: Um Francesco Clemente, einst verehrter Star der Malerei, ist es etwa recht still geworden. Andere wiederum sind in neue Umlaufbahnen gestiegen – etwa Damien Hirst, dessen 1992 ersonnene Installation mit Tischtennisbällen, die mit Luftdruck in Schwebe gehalten werden, eine recht bescheidene Ecke der Ausstellung bewohnt.
Die Schau lädt ein, nachzudenken, wie gut manche Kunst die Zeit überdauert und andere nicht: die Malerei von Eric Fischl oder Ross Bleckner etwa betört ungemein, die Readymade-Variationen von Andreas Slominski wirken wie Gesten von gestern.
Ein solches Urteil ergibt sich auch deshalb, weil die ’80er und ’90er – nicht nur, aber insbesondere in den USA, wohin Jablonka oft blickte – viel „Kunst über Kunst“ hervorbrachten: Jedes Werk verweist auf ein Netzwerk von Vorgängern, das im Wiener Kunstgeschehen aber lange nicht wirklich präsent war. Einen nachvollziehbaren Wien-Bezug gibt es nur bei Philip Taaffe, dessen überwältigendes Bild „Megapolis“ 1996 für die Secession geschaffen wurde, und bei Mike Kelley, der intensive Beziehungen zum Wiener Aktionismus pflegte.
Und sonst? Vielleicht ist es in der globalisierten Kunstwelt ja längst egal, wo ein Werk oder eine Sammlung letztlich andockt. Ganz gewiss braucht es Zeit, bis sich Dialoge zwischen einer bestehenden Sammlung und Neuzugängen entwickeln. Was die Jablonka-Sammlung zu sagen hat, werden wir erst sehen.
Info: Die gesammelten Sammlungen der Albertina
Rund 420 Objekte umfasst die Leihgabe, die Rafael Jablonka der Albertina überantwortete – mehr als 200 davon, Fotografien des Japaners Nobuyoshi Araki, sind nicht Teil der aktuellen Schau. Werke der Jablonka-Sammlung sollen in naher Zukunft auch in einer Schau über die Kunst der 1980er Jahre in der „Albertina Modern“ sowie in einer Ausstellung mit Arbeitstitel „How Real Is Real“ zu sehen sein.
Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder betont die Wichtigkeit solcher Dauerleihgaben, um in Zeiten des coronabedingt eingeschränkten Leihverkehrs Ausstellungen zusammenzustellen zu können. Die Strategie, die Museumsbestände offensiv durch Privatsammlungen zu erweitern, verfolgt Schröder aber seit jeher – zunächst durch die Aufnahme der Sammlung Batliner im Jahr 2007, die mit dem Titel „Monet bis Picasso“ die Albertina-Schausammlung bildet.
Die größte – und auch umstrittenste – Sammlungserweiterung gelang der Albertina mit der Übernahme der Sammlung Essl mit mehr als 5000 Werken im Jahr 2017 (der im Eigentum der Familie Essl stehende Teil wurde später dem Museum geschenkt, der Hans-Peter Haselsteiner gehörende Teil bleibt bis 2044 Dauerleihgabe). Zuletzt übernahm das Museum u. a. noch die Sammlung des Ehepaars Dagmar & Manfred Chobot mit Werken österreichischer Gegenwartskunst.
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