Albertina erhält Sammlung Jablonka: Schröder "sofort interessiert"
Einen bedeutenden Sammlungszuwachs meldet die Wiener Albertina: Der deutsche Kunsthändler, Galerist und Ausstellungskurator Rafael Jablonka hat sich entschlossen, seine über 400 Werke umfassende Sammlung der amerikanischen und deutschen Kunst der 80er Jahre in eine an der Albertina verankerte Stiftung einzubringen.
2020 werden die Arbeiten in mehreren Ausstellungen im Haupthaus zu sehen sein.
„Ich kannte Herrn Jablonka gar nicht, obwohl ich seine Tätigkeit und Sammlung genau verfolgt habe“, sagt Schröder zum KURIER. Jablonka habe sich an Schröder gewandt mit der Frage, ob die Sammlung für die Albertina interessant wäre – „und ich war natürlich sofort interessiert“. Es habe mehrere Museen – in Köln, Warschau, Nürnberg – gegeben, die auf die Sammlung gehofft hätten.
Leihgabe der Stiftung
Der Albertina-Zuwachs ist keine Schenkung: Die Werke seien in eine Stiftung eingebracht worden – die „Rafael und Teresa Jablonka Stiftung“ –, und diese Stiftung soll nun in der Albertina verankert werden, sagt Schröder.
Was das heißt? „Eine Stiftung gehört sich selber“ und auch nicht dem Stifter. Die Stiftung garantiere, dass die Sammlung „unteilbar und unveräußerlich“ ist. „Würden uns die Werke selbst geschenkt, hätten wir Kapitalertragssteuer von 27,5 Prozent zu zahlen“, sagt Schröder. Zeitliche Begrenzung der Verankerung in der Albertina gebe es keine, diese ist an den Ort Albertina gebunden.
Geringe Kosten
Bei den größeren Sammlungen Batliner und Essl wurde im Nachhinein Kritik laut, dass die Übernahme dieser Sammlungen zu empfindlichen Zusatzkosten für die Albertina und damit für die öffentliche Hand geführt hat. Wird das auch bei der neuen Sammlung so sein? „Nein“, sagt Schröder.
Denn durch die Übernahme der Sammlung Essl habe man im ehemaligen Essl-Museum Depotflächen, die nun für die Sammlung Jablonka mitgenützt werden können. Diese wurden um fünf Millionen Euro aufgerüstet und in die Albertina-Sicherheitsstruktur eingebunden. Das ehemalige Essl-Museum in Klosterneuburg soll innerhalb der nächsten ein, zwei Jahre „das Zentraldepot der Albertina für die Kunst nach 1945“ werden, sagt Schröder.
Weiteren Depotbedarf gebe es durch interne Umschichtungen keinen.
Auch die Versicherungsprämien – für Kunstsammler ein entscheidender Kostenfaktor – würden sich nicht groß zu Buche schlagen. Die Sammlung Jablonka führe demnach zu Folgekosten für die Albertina von „weit unter 100.000 Euro“ pro Jahr, sagt Schröder.
Die Sammlung Jablonka werde in diesen Wochen von drei Standorten in Europa nach Österreich gebracht. Gleich 240 der 400 Werke sind Fotografien des japanischen Fotografen Nobiyoshi Araki („Sentimental Journey“). Weiters in der Sammlung sind Werke von Mike Kelley, Philip Taaffe, Roni Horn, Francesco Clemente, Richard Deacon, Damien Hirst, Richard Avedon, Andreas Slominski und anderen. Zu der bisher 7.000 Werke umfassenden Gegenwartskunstsammlung der Albertina gebe es nur ganz geringfügige Überschneidungen,betont der Direktor.
Weiterer Zuwachs
Der restauratorische Bedarf für diese Werke sei ebenfalls aus den bestehenden Strukturen zu leisten. „Man muss nicht für jede Sammlung – wir erhalten derzeit noch weitere Sammlungen – gleich neue Restauratoren engagieren“. Welche weiteren Sammlungen? „Das werde ich in wenigen Wochen sagen, eine sehr wichtige österreichische Sammlung“, sagt Schröder.
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