Rudolf Buchbinder: Ein verspätetes Happy Birthday
Aller guten Dinge sind sprichwörtlich ja bekanntlich drei. Am 1. Dezember beging Ausnahmepianist Rudolf Buchbinder seinen 75. Geburtstag. Und es wäre ein Konzert auf der Bühne gewesen. Doch leider Lockdown, die Pandemie – das Feiern war abgesagt. Auch der Nachfolgetermin im Jänner konnte nicht stattfinden.
Doch am Wochenende war alles gut. Wobei es „gut“ nicht trifft. Ja, es gab einen Blumenstrauß und stehende Ovationen. Aber es gab vor allem Buchbinder, die Wiener Philharmoniker und Ludwig van Beethoven.
Vollendete Technik
Und besser kann man das erste und dritte Konzert für Klavier und Orchester nicht spielen. Die Nummer 1 in C-Dur und die Nummer drei in c-Moll, wann oder von welchem anderen Künstler hat man das schon so gehört?
Vollendete Technik ist klar; Buchbinder hat übrigens 1955 im Musikverein debütiert. Aber am Wochenende ging es um mehr. Da ging es um die vollendete Harmonie zwischen den Wienern und Buchbinder, der vom Klavier aus dirigierte. Da ging es vor allem um einen Beethoven der Superlative, da lief alles perfekt, mit Ausdruck. Kraft und Sensibilität. Buchbinders Beethoven ist ein allzeit gültiger Revolutionär mit Bedacht auf die gar nicht so unglorreiche Vergangenheit.
Virtuose Zwischentöne
Doch bei Buchbinder geht Beethoven in die Zukunft. Was für hinreißende Läufe, welch großartige Kadenzen, was für schön eingebaute Nuancen, welch herrliche virtuose Zwischentöne! Da singt jedes Largo himmlisch aus, da ist den Allegro-Passagen jede Dramatik unmittelbar erfahrbar. Buchbinder spielt Beethoven nicht, er lebt ihn.
Konzertmeister Rainer Honeck und die Damen und Herren am Podium spielten so, wie die Wiener klingen sollten und das auch meistens einlösen: Grandios!
Glückliche Verbündete
Denn Buchbinder ist der Spezialist für diesen Komponisten. Und die Wiener sind seine glücklichen Verbündeten. Denn auch nach seinem 274. Auftritt im Musikverein hört und spürt man diese Neugierde auf Neues, kann man die Universalgültigkeit Beethovens erleben. Die Wiener Philharmoniker sind dafür auch aufgrund ihrer Begeisterung bestens geeignet. Routine? Fehlanzeige! In dieser Kombination klingt jeder Beethoven wie eine Aufführung. Ein Festival wie Wien Modern wäre für so eine Symbiose wohl extrem dankbar.
Zwischen den Beethoven-Konzerten gab es noch Wolfgang Amadeus Mozarts „Quintett für Klavier. Oboe, Klarinette, Horn und Fagott“ in Es-Dur (KV 452), bei dem sich auch Sebastian Breit an der Oboe, Gregor Hinterreiter an der Klarinette, Sophie Dervaux am Fagott sowie Ronald Janezic am Horn auszeichnen konnten. Im Zentrum stand aber der Jubilar und mit ihm Ludwig van Beethoven.
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