ROMY 2021: Stardirigent Riccardo Muti - "Ohne Bildung gibt es nur Barbarei"

ROMY 2021: Stardirigent Riccardo Muti - "Ohne Bildung gibt es nur Barbarei"
Der neapolitanische Stardirigent und die Wiener Philharmoniker haben noch viel vor: Muti über Musik, die keine Show sein, über Tanzen, Sorgen und seine Esel.

Es ist eine künstlerische Liebesbeziehung. Seit 50 Jahren steht Riccardo Muti ohne Unterbrechung jährlich mehrmals am Pult der Wiener Philharmoniker; da sind musikalische Sternstunden immer vorprogrammiert. Zu solch einer Sternstunde wurde auch das Neujahrskonzert 2021, das aber nicht nur aufgrund herrlicher Töne – Muti dirigierte es bereits zum sechsten Mal – in die Geschichte eingegangen ist.

Denn aufgrund der Pandemie mussten Dirigent und Orchester im Goldenen Saal des Musikvereins vor leeren Rängen, aber vor einem weltweiten Millionenpublikum an den Bildschirmen spielen. Und vor den Neujahrswünschen hielt der bald 80 Jahre junge Muti eine Rede, in der er den Politikern aller Couleurs folgendes ins Stammbuch schrieb: „Wir bringen Freude, Hoffnung, Frieden, Brüderlichkeit, Liebe. Meine Botschaft an die Regierenden in allen Teilen der Welt: Betrachten Sie Kultur immer als eines der vorrangigsten Elemente, um eine bessere Gesellschaft zu haben.“ Es war der TV-Moment des Jahres – und es gab die ROMYs für Muti und die Wiener Philharmoniker.

Spontanität

Der KURIER traf Riccardo Muti sowie Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer im Vorfeld der Überreichung (stilgerecht nach einer Konzertprobe im Goldenen Saal) zu einem Gedankenaustausch. Hat Riccardo Muti seine Ansprache vorbereitet? Muti lachend: „Das kann ich doch gar nicht. Jedes Mal, wenn ich eine Rede vorbereitet habe, war ich so nervös, dass ich alles vergessen haben. Das war alles ganz spontan.“

Daniel Froschauer ergänzt: „Auch wir waren über die Deutlichkeit der Worte überrascht, aber Riccardo hat uns allen und wohl auch dem Publikum aus der Seele gesprochen.“ Die Philharmoniker und Muti – ist das also eine echte Seelenverwandtschaft? Muti: „Weit mehr als das. Ich darf seit inzwischen 50 Jahren dieses Orchesters dirigieren und ich habe von den Musikern und Musikerinnen unendlich viel gelernt. Eigentlich lerne ich immer noch“, so der Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra. Und Froschauer ergänzt: „Aber auch wir lernen von Riccardo sehr viel. Es ist ein Geben und ein Nehmen, das uns glücklich macht, denn oft genügen auch kleine Gesten, um eine maximale Wirkung zu erzielen.“

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