Shoppen bei Paris Hilton

In Cannes herrscht Dauerregen. Angeblich nähert sich sogar ein Monsun, wird unter Journalisten kolportiert, die den Straßenverkäufern verzweifelt Regenschirme abkaufen. Selbst der berühmte rote Teppich sieht wenig glamourös aus, wenn er so mit Wasser vollgesogen ist, dass er bei jedem Schritt quatscht wie ein nasser Schwamm.

Milder Applaus

Das Problem, trotz Schlechtwetter beim Gang über den Teppich gute Figur zu machen, hat am zweiten Tag des Festivals Sofia Coppola. Ihr neuester Teenage-Film „The Bling Ring“ eröffnet die renommierte Nebenschiene „Un Certain Regard“. Im Jahr 2006 spaltete Coppolas „Marie Antoinette“ das Publikum in Cannes in Buhrufer und Applaudierer. Der hübsche, aber letztlich doch wenig hintergründige „Bling Ring“ konnte nicht annähernd so heftige Reaktionen erzeugen und erntete bloß milden Applaus.

Dabei wäre die Story, beruhend auf wahren Ereignissen, vielversprechend: „Die Verdächtigen trugen Louboutins“ war der Titel einer Geschichte im US-Magazin Vanity Fair, von der sich Coppola inspirieren ließ. Darin ging es um eine Gruppe von Teenagern, die in Promi-Villen in Los Angeles eingebrochen waren und dort Kleider, Handtaschen und Schmuck in Millionenhöhe mitgehen ließen. Bestohlen wurden unter anderen Paris Hilton, Orlando Bloom und Lindsay Lohan.

Zu den Höhepunkten in Coppolas Film gehört die Tatsache, dass die Diebstahlszenen tatsächlich im Haus von Paris Hilton gedreht wurden. „Das war ein echtes Highlight“, bestätigt Sofia Coppola bei der Pressekonferenz: „Das Haus ist sehr exotisch. Ich habe so etwas noch nie gesehen.“

Shopping Mall

Unfassbar, was sich da den Augen der jungen Räuberinnen – darunter „Harry Potters“ Emma Watson – bietet: Die gesamte Inneneinrichtung gleicht einer Shopping-Mall. Jedem Kleidungsstück sind Räume in der Größe von Boutiquen gewidmet.

Und erst der Schuh-Tempel – „Hilton hat große Füße“, jammert ein Girl, während es eines von Hunderten Paaren Stöckelschuhe anzieht. Kein Wunder, dass die „Bling Ring“-Bande acht Mal bei Hilton „shoppen“ gehen konnte, ehe dieser überhaupt auffiel, dass etwas fehlte. „Paris hat Sinn für Humor“, erläutert Sofia Coppola. Aber sicher nicht so viel wie Schuhe.