Wo Stars sich die Klinke in die Hand geben

epa03701386 (L-R) Jury members, British director Lynne Ramsay, Taiwanese-born US director Ang Lee, US director Steven Spielberg, Australian actress Nicole Kidman, French actor Daniel Auteuil, Indian actress Vidya Balan, Austrian actor Christoph Waltz, Japanese director Naomi Kawase and Romanian director Cristian Mungiu pose during the photocall of the Jury at the 66th annual Cannes Film Festival in Cannes, France, 15 May 2013. The festival runs from 15 to 26 May. EPA/IAN LANGSDON
Cannes-Blog, Tag 1: Von „Leo! Leo!“-Schreien zu Christoph!“- und „Nicole!“-Rufen.

Kaum waren die „Leo! Leo!“-Schreie verhallt, ging es gleich mit „Christoph!“- und „Nicole!“-Rufen weiter. Bei den Pressekonferenzen anlässlich der Eröffnung von Cannes gaben sich die Stars praktisch die Klinke in die Hand. Den Anfang machten Leonardo DiCaprio und Baz Luhrmann, dessen hysterischer Literaturfilm „Der große Gatsby“ die 66. Filmfestspiele am Mittwoch Abend eröffnet. Kaum hatte die Luhrmann-Truppe das Feld im großen Konferenzsaal geräumt, zog Steven Spielberg mit seinen acht Jury-Mitgliedern ein. Spielberg, quasi der Gottvater der Hollywood-Unterhaltungsindustrie, kann eine illustre, internationale Runde um sich scharen. „Christoph“ und „Nicole“ etwa, beide besser bekannt als Christoph Waltz und Nicole Kidman. Oder Regisseur Ang Lee, der mit seinem jüngsten Film „Life of Pi“ Spielberg („Lincoln“) gerade den Oscar für beste Regie weggeschnappt hatte.

Aber zurück zu Christoph Waltz, heuer Österreichs einziger „Beitrag“ im offiziellen Wettbewerb. Genau hier, in Cannes, hat ja mit der Premiere von Tarantinos „Inglourious Basterds“ Waltz’ internationale Karriere begonnen. Wie er sich denn jetzt, zurück am Ort des Geschehens fühle, will ein Journalist wissen. „Ich muss ehrlich gestehen“, sagt Waltz in seiner typisch prononcierten Sprechweise, „dass ich, als ich eben die Stufen hinauf ging, völlig vergessen habe, dass ich als Jury-Mitglied hier bin.“

Gelächter. Waltz: „Aber ich verspreche, dass ich mich von nun an auf die Jury konzentrieren werde.“

Tja, die Jury. Nicole Kidman gibt gleich zu, dass sie sich am meisten darauf freue, zwei Wochen mit Steven Spielberg zu verbringen. Ang Lee bekennt, dass er sich mit Beurteilung von Filmen anderen Menschen schwer tut, vor allem in der Öffentlichkeit. Für Christoph Waltz wird der Gewinner der Goldenen Palme das Resultat einer erfolgreichen Jury-Zusammenarbeit sein: „Wie bei einer gelungenen Psychoanalyse, wo es ja auch zwei Beteiligte gibt, den Klienten und den Analytiker.“ Große Vorfreude hege er bei dem Gedanken, mit den Jury-Kollegen auf höchstem Niveau über Filme diskutieren zu dürfen.

Apropos „höchstes Niveau“: Ob sich Steven Spielberg als Jury-Präsident auf die Wettbewerbsteilnehmer vorbereitet habe, fragt ein holländischer Kollege. Ganz konkret: Ob er schon je einen Film des holländischen Regisseurs Alex van Warmerdam gesehen habe, dessen Arbeit „Borgman“ im Wettbwerb laufe. „Nein, habe ich nicht“, schnappt Spielberg, leicht pikiert, zurück: „Und ich bereite mich auch nicht vor. Ich lasse zuerst die Filme sprechen.“

Insgesamt zwanzig Filme werden im Hauptwettbewerb also noch zu uns sprechen, ehe am 26. Mai die Goldene Palme verliehen wird. Und hoffentlich sprechen sie alle für sich selbst.

Die Wettbewerbsfilme im Überblick

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