Peter Handke im Interview: „Meine Freunde sind die Unbekannten“

Austrian author Peter Handke, winner of the 2019 Nobel Prize in Literature, poses in his house in Chaville
Ein Mittagessen mit dem Autor – über den Literaturnobelpreis, das Älterwerden und die Absurditäten während der Ausgangssperre

Peter Handke hatte sich breitschlagen lassen. Ich übernachtete bei Eva-Maria, einer Schulfreundin, in Grosrouvre, 30 Kilometer hinter Versailles – und damit gar nicht weit entfernt von Chaville, wo Handke wohnt. Er sei aber jetzt nicht in Chaville, sagte Handke vormittags am Telefon, sondern in der Picardie. Dort hat er zusammen mit Sophie Semin, seiner Frau, ein altes Haus.

Kein Problem, sagte ich. Ich könne mit dem Leihwagen auch in die Picardie, nördlich von Paris, kommen. Handke verstummte kurz. Er käme dem lästigen Journalisten doch nicht aus. Eine halbe Stunde später, beim nächsten Telefonat, stand der Plan: Er würde vom Haus zur Restauration eines Golfplatzes gehen, gegen zwei eintreffen, wir könnten gemeinsam essen. Und ich könne gerne meine Schulfreundin mitbringen, die der Liebe wegen nach Frankreich gegangen war.

Als wir auf dem Golfplatz bei Ivry-le-Temple eintrafen, saß Handke schon auf der Terrasse, den Blick gegen Süden gerichtet. Er schien zufrieden und entspannt, zeigte sogleich auf die unscheinbare Erhebung in der Ferne. „Vor uns ist das Plateau des Vexin, immerhin 60 Meter über der Ebene. Ich finde den Hügel sehr schön, manchmal. Er ist der einzige Ort in der ganzen Gegend, wo es Schwarzbeeren oder – wie sagt man? – Heidelbeeren gibt.“

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