Oscars in der Kinokrise: Darling, wer geht noch ins Kino?

Analyse. 2018 war ein schlechtes Jahr für Österreichs Kinos. Heuer müsste es aufwärtsgehen.

Der Oscar ist in vielerlei Hinsicht ein Preis aus vergangenen Zeiten.

Zeiten, in denen es – ohne große Fernseh-Konkurrenz – Kinobesucherzahlen gab, von denen die Betreiber heute nur träumen können.

Vor allem, aktuell, in Österreich und Deutschland. Dort gab es 2018 einen empfindlichen Rückgang um jeweils mehr als zehn Prozent bei den Kinobesuchen.

 

Und das war nur der jüngste Knick in einer langen Abwärtsbewegung. 13,7 Millionen Eintritte wurden 2018 in Österreich gezählt, 2017 waren es noch 15,3 Millionen (und 2004 noch 19,4 Millionen). Deutschland verzeichnete mit 105,4 Millionen Besuchern das schlechteste Kinojahr seit 1992. Die Diskussion über Kinokrise und Filmförderung folgte in beiden Ländern auf dem Fuße.

Ist die Filmförderung falsch ausgerichtet?

Was daran bemerkenswert ist: In Österreich wünscht man sich mehr publikumsträchtige heimische Filme – bei einer Filmförderung, die stark auf künstlerischen Wert ausgerichtet ist. In Deutschland wiederum ist die Förderung massiv auf ein breites Publikum ausgerichtet – das Besucherergebnis ist das gleiche. Und jetzt?

International ist von einer Einnahmenkrise keine Spur. Auch 2018 brachte weltweit wieder ein Rekordjahr für die Kinos. In Großbritannien gab es das beste Kinojahr seit den 1970ern; und im EU-Raum lagen die Besuche mit 955 Millionen recht genau im Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts.

Was aber im Kino großflächig passiert, ist die Konzentration der Besucher auf einige wenige Spitzenfilme. Die Top 10 der Charts – zuletzt zumeist Superhelden- oder Fantasyfilme – locken viele Besucher an.

Die Randbereiche – zu denen nach der „Filmwunder“-Euphorie auch ein Großteil der heimischen Filmproduktion gehören – , immer weniger. Seine Stärken hat das Kino als soziales Event. Das Special-Effects-Spektakel lockt weiter in die Kinos; das schön erzählte Bild vom Menschen hat man bei Netflix bequem zu Hause.

Dazu kommt: 2018 gab es keinen besonders starken deutschsprachigen Film, 2017 waren „Fack Ju Göthe“ Teil drei und Josef Haders „Wilde Maus“ am Start.

Der Ruf nach deutschsprachigen Blockbustern geht trotzdem ins Leere. Denn ein internationaler Trend kann so nicht bekämpft werden: Am wertvollsten ist im Kino das, was man kennt. Fortsetzungen, Neuverfilmungen, Vor- und Seitengeschichten sowie Filme, die sich an starke Marken anhängen (Lego oder auch die Rockband Queen) landen ganz oben; auch noch so kreative Originalstoffe haben es dagegen schwer.

Und insofern besteht für 2019 die Hoffnung, dass der Sinkflug sich auch in Österreich rasant ins Gegenteil verkehrt. Denn heuer greift insbesondere Disney ins Arsenal der Publikumsvorlieben: Es gibt die letzten Teile des Marvel-Superhelden-Spektakels und der neuen „Star Wars“-Trilogie sowie Realverfilmungen der Animationshits „Dumbo“, „König der Löwen“ und „Aladdin“ – genau das, wofür wir noch ins Kino gehen.

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