Kinokrise? Welche Kinokrise?

Kinokrise? Welche Kinokrise?
Die Zahlen in Österreich zeigen ungebrochenes Interesse, wachsende Einnahmen und junges Publikum. Am Horizont aber warten Probleme.

Es ist fast so‚ als liefen in den Kinos gerade zwei Filme gleichzeitig, die die genau gegenteilige Geschichte erzählen – und zwar über die Kinos selbst.

Der eine Film ist ein Gutfühl-Streifen: Den Kinos geht es blendend. Jahr für Jahr sind Einnahmenrekorde zu vermelden, in China gibt es unzählige neue Leinwände, und Filme wie der achte Teil von "Fast & Furious" scheffeln Millionen in einer Geschwindigkeit, die atemberaubend ist. Es kommen so viele Filme ins Kino wie nie zuvor.

Der andere Film ist graugefärbt und recht verregnet: Den Kinos gehen die Ideen und die Besucher aus. Demnach funktionieren zwar die Blockbuster, eben "Fast & Furious" und anderes, hervorragend. Aber die mittleren und kleinen Filme finden kein Publikum mehr, selbiges wird insgesamt immer älter – und bleibt gerne zuhause und schaut Streaming-TV, wo heute der wirklich anspruchsvolle Content zu finden ist. Letzteres wissen auch die Hollywood-Studios: Sie wollen Filme künftig schon wenige Wochen nach Kinostart zum Streaming freigeben. Und das könnte ein Problem für die Kinos werden.

Die Kinobetreiber und Kino-Werber gehen sicherlich in den ersten dieser beiden widersprüchlichen Filme über die Kinowelt. Und die Zahlen sind auf ihrer Seite. Ein genauerer Blick lohnt sich. Zwar sind die durchschnittlichen Kinobesucher in Österreich bereits älter als 40 Jahre (zuletzt: 40,4). Aber die häufigen Kinogeher, also das Kernzielpublikum der großen Kinos, sind mit 35 Jahren wesentlich jünger, und zwei Drittel sind jünger als 49 Jahre, zeigt die "cine.ma", die Gattungsstudie für die Mediengattung Kino.

Für diese wurden sowohl die Ticket- und Nutzerdaten aus 15 Millionen Kinobesuchen ausgewertet als auch 8000 Online-Interviews; es sind die Zahlen, nach denen die Werber ihre Präsenz in den Kinosälen entscheiden.

Der heimische Kinomarkt ist demnach mit 15,6 Millionen Kinobesuchen (2016) seit eineinhalb Jahrzehnten mit Schwankungen stabil; die drei deutschsprachigen Märkte entwickeln sich großteils parallel. Was bedeutet: Es liegt im Detail am Filmjahrgang, ob der Kinomarkt leicht steigt oder fällt. Kino wird als Freizeiterlebnis gewürdigt; wichtig für den Besuch sind neben der Liebe zum Film (92,6 %) auch die "Unternehmung mit dem Partner" (84,1 %), das Angebot in Mehrsaalkinos (84,3 %), die große Leinwand und der Kinoton (81,9 %) und auch 3D (53,1 %).

Alles gut?

Noch verschwindend niedrig ist in der "cine.ma" eine Zahl, die jedoch in eine Zukunft zeigt, die weniger rosig ist. Es geht um häufige Kinobesucher in Österreich (ein Mal im Monat und mehr), und zwar von diesen jene 38 Prozent, die auch Video on Demand nützen, also die Streamingdienste, die in den USA schon als Gefahr für die Kinos gelten.

84,2 Prozent sagen: Sie gehen gleich viel oder, zu einem sehr geringen Anteil, mehr ins Kino als früher.

Aber immerhin 15,8 Prozent dieser stark bewegtbildinteressierten Gruppe sagen: Sie gehen nun weniger ins Kino als früher. Und das, obwohl Streaming hierzulande gerade erst so richtig ankommt.

Kommentare