„Der Kitt, der Europa zusammenhält“

APA12171376 - 04042013 - WIEN - ÖSTERREICH: EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Donnerstag, 4. April 2013, während der "Opera Europa spring conference 2013" in Wien. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Ein Plädoyer von EU-Kommissionspräsident Barroso für die Kulturförderung.

Dass die europäische Opernkonferenz, das Treffen von 350 Vertretern von 86 Opernhäusern, in Wien, einer Weltstadt der Musik, stattfindet, ist kein Zufall. 10.000 Karten werden hier pro Tag für klassische Konzerte oder Opernaufführungen verkauft. Drei Opernhäuser spielen insgesamt 700 Vorstellungen pro Jahr. Und die beiden großen Konzertveranstalter, Musikverein und Konzerthaus, laden gemeinsam zu 1600 Konzerten.
Das sei einmalig, sagte Staatsoperndirektor Dominique Meyer bei der ersten großen Diskussionsrunde der Konferenz, die am Donnerstag im Mahler-Saal der Staatsoper stattfand. Meyer: „Wenn es Beschwerden der Besucher gibt, dann nur darüber, dass sie keine Karten bekommen, weil so viel ausverkauft ist.“
Kritik übte er an der Musikausbildung in den Schulen, die „leider nicht besser ist als anderswo“.

Musiktheater bietet mehr

Sein Kollege in der Volksoper, Robert Meyer, betonte, dass er keine Sekunde bereute, den Schritt vom Burgtheater in die Direktion der Volksoper gemacht zu haben. „Musiktheater bietet weit mehr als Sprechtheater.“
Roland Geyer, Chef des Theaters an der Wien, meinte: „Theater haben die Pflicht, auch politische Statements abzugeben“. Die Diskussion leitete Peter de Caluwe, Direktor der zum Opernhaus des Jahres gewählten Brüsseler Oper. Was die konkrete Werkauswahl in den einzelnen Häusern betrifft, sagte Geyer, dass es sehr wohl Absprachen gebe, dass man sich aber nur bei Mozart fallweise in die Quere kommen könne. Bundestheater-General Georg Springer wiederum hält es für „naiv zu glauben, dass Theater großartige Veränderungen herbeiführen können. Theater ist primär ein Versammlungsort für Angehörige einer bestimmten sozialen Klasse.“

Dialog über Grenzen hinweg

Zuvor hatte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in seiner Eröffnungsrede die große Bedeutung von Kultur für das „Projekt Europa“ betont. „Kultur war und ist der Kitt, der Europa zusammenhält“, sagte er. Gerade in Zeiten der Krise dürfe die EU nicht zögern, „in Kultur zu investieren“. Für Barroso ist „nichts europäischer als die Oper“. Sie sei „eine Illustration par excellence für den anhaltenden Dialog über Grenzen hinweg“. Die Opernkonferenz zum Thema „Citizenship“ läuft noch bis Sonntag. Bis dahin gibt es zahlreiche Vorträge und Diskussionen von Teilnehmern aus 32 Ländern.

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