Konstantin Wecker: "Nennt mich ruhig einen Spinner"

Konstantin Wecker: "Nennt mich ruhig einen Spinner"
Der Münchner Poet, Liedermacher und bekennende Pazifist Konstantin Wecker im Interview über Krieg, Frieden und psychopathische Männer.

Als suche er in diesen Tagen doch eine positive Erkenntnis, stellt er die Behauptung auf, sein Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme schlage sich im fortgeschrittenen Alter in erheblich verminderten Portionsgrößen nieder. Konstantin Wecker ist tatsächlich schon 74.

Die Zeit hinterließ ihre Spuren, doch der Striktheit seiner Einstellung hat sie nichts anhaben können. Authentisch, klar, unverändert deutlich, beharrt er in der Rolle des Liedermachers und Poeten auf die jahrzehntelang gepflegte Eigendefinition, Anarcho und Pazifist zu sein. In Zeiten des soeben ausgebrochenen Krieges bleibt Wecker für viele der Verkünder der unzerstörbaren Hoffnung. Andere bezichtigen ihn des Gebrauchs der übergewichtigen Worte, schieben ihn hin und her zwischen Gedankenwelten, die nur im Kopf eines Träumers oder gar eines Spinners gewälzt werden können. Auch damit hat Konstantin Wecker kein Problem.

Am vergangenen Montag beginnt sein über dreistündiges, am Ende stehend beklatschtes Programm im Wiener Konzerthaus mit dem Lied „Der Krieg“ (2015). In neu aufgenommener Version hätte die Nummer wohl Platz gefunden auf seinem letzten Album „Utopia“, wäre der Wahnsinn in der Ukraine schon früher ausgebrochen. Wecker sitzt in seiner Garderobe und lässt sich befragen. Wirkt dabei entspannt. Kein Qualitätsmerkmal des Alters, denn „nervös war ich vor meinen Auftritten nie“.

KURIER: Hätte der Krieg in der Ukraine, ein Krieg, der die ganze Welt, vor allem Mitteleuropa beschäftigt, mehr konkrete Reaktion auf einem Album verlangt?

Konstantin Wecker: Denke ich nicht. Denn die utopische Sehnsucht nach einem herrschaftsfreien Miteinander, von der ich ja singe, wird durch dieses Ereignis noch mehr angesprochen. Ich war immer ein bekennender Pazifist. Bei mir bestand nie die Gefahr, dass ich wie manche Teile der Linken ein Putin-Verehrer hätte sein können. Ich habe stets allen Machthabern widersprochen.

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