KURIER: Zu eurem Konzert habt ihr euch Gäste eingeladen. Was ist die Idee hinter diesem gemeinsamen Abend?
Mira Lu Kovacs: Wir möchten einfach ein richtig schönes Fest feiern, mit dem wir auch ein sehr intensives Jahr – ein Jahr mit vielen Auftritten und Terminen – abschließen. Es soll zugleich der Abschluss unserer Tour zur aktuellen Platte "The Good Life" sein, mit der wir jetzt schon ein Jahr unterwegs sind. Für dieses Fest haben wir uns Gäste eingeladen, die mit uns feiern. Cousines Like Shit haben wir ausgewählt, weil wir ihre Musik großartig finden und die beiden Musikerinnen auch persönlich sehr schätzen. Philine Sonny kennen wir zwar nicht persönlich, aber ihre Musik ist extrem schön und berührend. Abgesehen davon haben wir noch einiges vorbereitet: Es wird ein paar Überraschungsgäste geben. Mehr verrate ich aber nicht, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr.
Seit der Gründung von My Ugly Clementine sind fünf Jahre vergangen. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Es war und ist eine sehr interessante Zeit. Anfangs sind wir das Projekt sehr entspannt angegangen. Es ist ja aus den Tagträumen von Sophie und mir entstanden und hat sich nach und nach entwickelt. Zuerst war es eher ein Spaßprojekt, etwas, bei dem wir uns ausprobieren konnten. Mittlerweile ist es jedoch eine sehr ernste Angelegenheit geworden, was daran liegt, dass wir drei extreme Perfektionistinnen sind. Trotzdem vergessen wir nicht, auch eine gute Zeit miteinander zu haben – das war uns von Anfang an das Wichtigste. Wir mussten als Band auch lernen, Nein zu sagen. Deshalb ist "No" auch einer unserer Lieblingssongs.
Geht es bei diesem Nein auch darum, nicht auszubrennen?
Ja, es ist wichtig, die Balance nicht zu verlieren und Pausen einzulegen. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir es nach dem Konzert in der Arena mit My Ugly Clementine für ein paar Monate etwas ruhiger angehen lassen.
Ist eine Auszeit in diesem schnelllebigen Business nicht ein Risiko für die Karriere?
Wir müssen mehr Pausen zulassen. Ohne den moralischen Zeigefinger erheben zu wollen, glaube ich, dass wir das als Gesellschaft lernen müssen. Es geht um mentale Gesundheit und die zunehmenden psychischen Belastungen, über die zum Glück immer mehr gesprochen wird. Das Leben als Musikerin ist nicht immer glamourös oder spannend – oft ist es extrem anstrengend, zwei Monate lang nicht zu Hause zu sein, ständig im Bus zu sitzen oder in Hotels zu übernachten.
Geht man sich dabei auch manchmal auf die Nerven?
Es ist erstaunlich, wie gut und liebevoll wir noch miteinander umgehen, selbst wenn wir total übermüdet und erschöpft im Bus sitzen und acht Stunden zum nächsten Auftritt fahren. Natürlich geht man sich mal ein bisschen auf die Nerven, aber wir kennen uns lange genug und wissen, wie die andere tickt. Wenn ein Problem auftaucht, sprechen wir es sofort an.
Sie gehören zu den erfolgreichsten Musikerinnen Österreichs. Haben Sie Tipps für junge Musikerinnen und Musiker?
Es wird leichter, wenn man sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten aufbaut. Also, wenn man nicht nur eine Band hat oder nur eine Sache macht – nicht nur Sängerin, Gitarristin oder Produzentin ist. Das ist natürlich nicht für alle der beste Weg, aber bei mir funktioniert es gut. Die Vielfalt macht mir Freude und ist erfüllend. Man lernt so viel über die Welt, über sich selbst und über die Kunst. Ich mag es, experimentelle Dinge zu tun, aber auch Popsongs zu schreiben. Und Jazz interessiert mich auch immer noch ein bisschen. Die Diversität in der Arbeit ist toll. Trotzdem ist es ein prekärer Beruf. Als Selbstständige steht man unter Druck, vor allem wenn man mal krank ist und keine Konzerte spielen oder Projekte annehmen kann – dann gibt es auch keine Gage.
Man lernt nie aus, heißt es. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich habe kürzlich wieder mit Gesangsunterricht angefangen, obwohl ich das studiert habe. Mich interessiert einfach, was ich mit meiner Stimme noch machen kann, denn sie verändert sich ja mit dem Alter. Wenn ich Gitarrenunterricht nehmen würde, dann wohl in die klassische Richtung – aber dafür habe ich gerade keine Zeit.
Wie steht es um Ihre Projekte abseits von My Ugly Clementine?
Ich veröffentliche am 8. November mein neues Soloalbum, mit dem ich dann auch auf Tour gehen werde. Außerdem mache ich die Musik zu einem Theaterstück, das Sarah Ostertag am Linzer Landestheater inszeniert, und habe gerade die Filmmusik zu einem neuen Landkrimi aus Niederösterreich produziert. Im Dezember werde ich zudem wieder mit Clemens Wenger und unseren "Sad Songs To Cry To" durchs Land ziehen.
In welche Richtung geht Ihr neues Album?
Das Album heißt "Please Save Yourself" und ist, wenn man die Alben von Schmieds Puls dazuzählt, meine fünfte Soloplatte. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber ich habe eine große innere Ruhe gefunden, und das spiegelt sich auch auf der Platte wider.
Kommentare