SPÖ-Chef Babler will „Wege suchen, die Wiener Zeitung zurückzuholen"
Am Freitag erscheint die Wiener Zeitung zum letzten Mal gedruckt. „Das ist ein bitterer Tag für Österreich als Medienstandort und Kulturland und ein trauriger Tag für alle, die seriösen Qualitätsjournalismus schätzen“, erklärte SPÖ-Klub- und Parteivorsitzender Andreas Babler in einer Aussendung. Nach 320 Jahren müsse die Wiener Zeitung aufhören, weil ihr die türkis-grüne Regierung die Finanzierung entzogen habe - ohne alternative Finanzierungsformen vorzulegen oder zu prüfen. „Dieses kaltschnäuzige Aus für eine Tageszeitung, die der Republik - also uns allen - gehört, die sich dem unaufgeregten Qualitätsjournalismus verschrieben hat, ist ein medienpolitischer Skandal, den ich nicht akzeptieren kann und werde.“
Geschichtsvergessen
Gerade in einem zunehmend schwierigen Umfeld für Medien geprägt durch türkise Message Control, ökonomischen Druck, Konkurrenz durch Internet-Giganten und Social Media sowie Desinformation und Fake News sei die Wiener Zeitung für unabhängigen und seriösen Journalismus gestanden. Babler: „Dass nun nach unglaublichen 320 Jahren die älteste Tageszeitung der Welt zusperren muss, ist auch geschichtsvergessen und eine kulturpolitische Schande.“ Und er erklärt: „Wenn wir wieder in Regierungsverantwortung sind, dann werden wir jedenfalls Mittel und Wege suchen, um die Wiener Zeitung als gedruckte Tageszeitung zurückzuholen“, betont Andreas Babler.
Die Verkaufsauflage der Wiener Zeitung lag zuletzt bei 8.000 Stück, es gab 6.600 permanente Abonnenten. Der Jahresumsatz lag bei 24 Millionen, wobei 20 Millionen über das Amtsblatt kamen. Diese „Zwangsveröffentlichungen" dürfen nach einer EU-Verordnung nicht mehr zu Inseraten-Preise verrechnet werden, was die Geschäftsgrundlage massiv eingeschränkt hat. Die Wiener Zeitung wird nun zu einem Online-Medium mit gänzlich neuer Ausrichtung und nur noch fallweise als gedrucktes Medium erscheinen. Über die Möglichkeit einer zukunftsträchtigen Veräußerung der Zeitung in den Monaten vor dem jetztigen Aus gibt es unterschiedliche Angaben.
Unsoziales Treiben
Die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber meint: „Die Politik hat die Belegschaft und die Öffentlichkeit in dieser Frage schlicht belogen. Besonders empörend ist, dass ausgerechnet jene, die sich für die Kolleginnen und Kollegen eingesetzt haben und für den Weiterbestand gekämpft haben, jetzt massiv unter Druck gesetzt werden. Wir werden diese Kündigungen mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen." Die zuständige Ministerin Raab hätte es in der Hand, diesem unsozialen Treiben der Geschäftsführung der Wiener Zeitung ein Ende zu setzen. „Die Gleichgültigkeit, wie hier über Betroffene hinweg gegangen wird und wie hier über Monate falsche Versprechungen gemacht wurden, ist ein Tiefpunkt der politischen Kultur im Land."
Tiefpunkt
„Dieses Gesetz ist ein Tiefpunkt in der schon bisher nicht sehr hochstehenden Medienpolitik unseres Landes“, stellt Concordia-Präsident Andreas Koller in einer Aussendung fest. Die Abwürgung der Wiener Zeitung sei eine kultur- und medienpolitische Schande ersten Ranges. „Die Republik als Eigentümerin der Zeitung hätte die moralische Verpflichtung gehabt, für dieses hervorragende Medium ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln." Bedauerlich findet Koller, dass die Regierung sämtliche konstruktiven Vorschläge von Expertinnen und Branchenkennern, wie die Wiener Zeitung in die Zukunft zu führen sei, „ignorierte und unbeirrbar ihren fatalen Kurs beibehielt."
„Der türkis-grüne Zerstörungsakt bei der Wiener Zeitung ist eine medien- und kulturpolitische Schande. Während die Regierung dutzende Millionen Euro für Regierungspropaganda ausgibt, wurde der Wiener Zeitung die Finanzierung entzogen und die Regierung hat keine Alternativen vorgelegt“, meinte auch SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried aus Anlass der morgigen letzten Druckausgabe der Wiener Zeitung.
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