Bongs dunkel-versponnener, postapokalyptischer Klasssenkampf-Thriller wurde nun zu einer zehnteiligen Fernseh-Serie (zu sehen auf Netflix) mit Aussicht auf eine zweite Staffel ausgebügelt. Anstelle von überbordenden Bildern, die zwischen halluzinatorischen Schlachtszenen und bizarr-bunten Komik-Einlagen oszillieren (Tilda Swinton mit falschen Zähen!), verdünnt sich der Serien-Plot zu einer simplen Murder-Mystery-Story. Insofern ist „Snowpiercer“ weniger ein Remake des Films, als vielmehr ein Reboot.
Während bei Bong noch die beißende Wut auf die Superreichen, die noch dazu das Weltklima ruiniert haben, den treibenden Motor der Erzählung darstellt, steht jetzt eine Mördersuche im Mittelpunkt: Im vorderen Teil des Zuges wurde ein übel verstümmelte Leiche gefunden. Nun soll ein ehemaliger Polizist namens Layton, der in den Elendsquartieren des hinteren Zugteiles haust, zurate gezogen werden. Für seine Ermittlungen bekommt er Zugang zu allen anderen Waggons, versucht aber gleichzeitig, einen Aufstand gegen seine Unterdrücker zu organisieren.
Eine besonders undurchsichtige Rolle spielt Jennifer Connelly („Alita: Battle Angel“) als unterkühlte Zugchefin Melanie. Mit hochhackigen Pumps und scharf geschnittener Schaffneruniform stolziert sie durch die Abteile und sorgt für Ordnung. Wer sich verdächtig macht, wird ins Koma geschickt und in einer Lade – wie im Leichenschauhaus – verstaut. Gleichzeitig herrscht reger Schwarzmarkt zwischen den Zugsabteilen: Drogen werden ebenso gehandelt wie Menschenfleisch.
Der Unterhaltungswert der Serie ist trotzdem erheblich: Er ergibt sich weniger aufgrund von sophisticated Klassenkritik oder exzentrischer Regieführung, sondern aus der Lust an der Mördersuche und Jennifer Connellys Absätzen.
Info: "Snowpiercer" läuft bei Netflix
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