Serienstart von "Der Schwarm" im ORF: Die Natur schlägt zurück
Ein Fischschwarm attackiert einen Mann in Peru. In Kanada greift ein Orca ein Touristenboot an. Und vor der norwegischen Küste fressen sich unheimliche Eiswürmer durch den Meeresboden.
In „Der Schwarm“, dem Thriller des deutschen Schriftstellers Frank Schätzing, häufen sich rund um den Globus mysteriöse Ereignisse. Langsam wird klar: Die Natur wehrt sich gegen den zerstörerischen Menschen. Mehrfach wurde schon versucht, den Roman zu verfilmen – u. a. mit Uma Thurman. In einer internationalen Koproduktion mehrerer TV-Sender ist es nun gelungen. „Der Schwarm“ feierte auf der Berlinale Premiere und läuft ab Montag in ORF1 (siehe Infobox unten).
Das Buch
Frank Schätzings Ökothriller „Der Schwarm“ erschien 2004, wurde in 27 Sprachen übersetzt und hat sich über 4,5 Millionen Mal verkauft
Die Serie
„Der Schwarm“ ist eine internationale Koproduktion des ZDF mit Viaplay Group, France Télévisions, Hulu Japan, RAI Fiction, ORF und SRF
Die Termine
ORF1 zeigt „Der Schwarm“ am Montag, Dienstag und Mittwoch, jeweils ab 20.15 Uhr. Alle acht Folgen sind auch in der TVthek zu sehen – in der deutschen Version, in Originalfassung sowie mit Audio-Deskription
Entstanden ist das mehr als 40 Millionen Euro teure Projekt auch mit österreichischer Beteiligung: Barbara Eder („Barbaren“, „West of Liberty“) führte bei vier von acht Folgen Regie. In Erinnerung geblieben sind ihr vom Dreh im Sommer 2021 vor allem die vielen Sprachen, die am Set gesprochen wurden. „Das Team bestand aus Amerikanern, Briten, Schweden, Japanern, Österreichern, Franzosen, Italienern ... ich vergesse sicher irgendjemanden“, so Eder bei einem Pressetermin Anfang des Jahres.
Auf Knopfdruck
Die Serie spielt in mehr als 10 Ländern, als Drehort diente Italien – für Peru gleichermaßen wie für Norwegen oder Frankreich. „Man glaubt gar nicht, was es in Italien an unterschiedlichen Landschaften gibt!“, erzählt Eder. Für die Unterwasseraufnahmen ging es in ein Studio in Brüssel. „Das muss man sich vorstellen wie ein riesiges Hallenbad. Auf Knopfdruck stellt man Abendrot, Morgendämmerung oder Wellengang ein.“
Neben Eder führten der Deutsche Philipp Stölzl und der Brite Luke Watson Regie. Als Showrunner führte der US-Amerikaner Frank Doelger die Fäden zusammen, der zuvor schon „Game of Thrones“ als Serie adaptierte.
Vor der Kamera stand ein internationaler Cast – darunter Leonie Benesch („Babylon Berlin“) und der schwedische Schauspieler Alexander Karim – sowie drei Österreicher: Die ROMY-nominierte Franziska Weisz ist in der Rolle der Ärztin Sophia Granelli zu sehen. Die junge Hollabrunner Schauspielerin Andrea Guo schlüpfte in die Rolle der Studentin Jess und der in Teheran geborene und in Wien aufgewachsene Eidin Jalali gibt den Forscher Rahim Amir. „Durch die Zusammenarbeit von so vielen unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen und damit auch Humorarten und Kommunikationsweisen ist eine Dynamik entstanden, die für den kreativen Prozess wahnsinnig bereichernd ist“, sagt Jalali über den Dreh.
Schauderhaft
Umweltschutz und Nachhaltigkeit, zentrale Themen im Buch, seien auch bei der Entstehung der Serie wichtig gewesen, so Eder. Es sei „schauderhaft“, wie real mittlerweile Dinge aus dem Roman geworden sind, die vor 20 Jahren noch als dystopische Zukunftsszenarien galten. Anstatt zu fliegen, wurden während der Dreharbeiten Strecken mit dem Zug zurückgelegt. Ein Kameramann habe noch während des Drehs aufgehört, Fisch zu essen. „Wenn man permanent mit diesen Themen beschäftigt ist, fängt man an, das eigene Verhalten zu ändern. Man fragt sich, wie es sein kann, dass wir den Planeten so zerstören.“ „Der Schwarm“ sei unterhaltsam, „hat aber trotzdem eine Botschaft.“
Bei der Übersetzung des Stoffes in Serienform wurden einige Anpassungen gemacht. „Acht Folgen klingt erst mal viel, aber natürlich musst du komprimieren und Figuren verändern“, meint Eder. So sei etwa diskutiert worden, welche Kulturen vorkommen; aus Männerfiguren wurden Frauen. „Und es gab tatsächlich auch Neuerungen in der Wissenschaft, die wir angleichen mussten. In 20 Jahren hat sich einiges verändert.“
„Pilchert“ es?
Eine Herangehensweise, mit der Romanautor Frank Schätzing offenbar nicht zufrieden ist: In einem Interview mit der Zeit kritisierte er kurz vor der Berlinale-Premiere, dass die Serie „unter ihren Möglichkeiten“ geblieben sei. „Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt.“ Schätzing warf Doelger vor, dass dieser die Serie nur nach seinen Ideen umsetzen wollte – Doelger sprach von auseinandergehenden Vorstellungen.
„Mein Eindruck war, dass es Schätzing schwer fiel, seinen Roman loszulassen und in die Hände anderer zu geben“, so Eder zum KURIER. Sie habe Schätzing nicht persönlich kennengelernt, könne sich aber erinnern, dass es viele Meetings zwischen ihm und Doelger gab. „Wenn man sein Interview in der Zeit liest, spürt man ganz viel Befindlichkeit und Ärger darüber, dass er selber nicht am Drehbuch mitschreiben durfte.“ Dass es „pilchern“ würde, könne sie nicht nachvollziehen. „Immerhin konnte er zugeben, dass viele Szenen Hollywood-Niveau hatten.“
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