"Fleishman Is In Trouble" bei Disney+: Die Tragik des Älterwerdens

"Fleishman Is In Trouble" bei Disney+: Die Tragik des Älterwerdens
Clevere Serie mit Jesse Eisenberg, Claire Danes und Lizzy Caplan über das Leben, die Liebe und alles andere.

Das Leben ist unfair, das steht für Toby Fleishman außer Zweifel. Der frisch geschiedene Arzt (Jesse Eisenberg) muss eines Morgens feststellen, dass seine Ex-Frau Rachel (Claire Danes) in der Nacht die Kinder bei ihm abgeliefert hat, um auf ein Yoga-Retreat zu fahren. Und dann unterzutauchen. Das ist wieder typisch, findet Toby, der sich nun darum kümmern muss, Job und Kinderbetreuung unter einen Hut zu kriegen – und das, wo er doch gerade erst Tinder für sich entdeckt hat!

„Fleishman Is In Trouble“ beginnt mit Witz und Tempo, von Tobys Unglück zu erzählen. Man ahnt aber schnell, dass es in der achtteiligen Serie (zu sehen bei Disney+) nicht wirklich – oder nicht nur – um die Befindlichkeiten eines durchschnittlichen, in Selbstmitleid badenden weißen Mittvierzigers geht.

Auch wenn Toby seine Mitmenschen lediglich als Sündenböcke oder seelische Mistkübel wahrnimmt – sie alle haben Sorgen und Gründe für ihr Verhalten, auch Rachel. Doch bis die Serie zum Kern der Geschichte vordringt, dauert es. Und zwar lange. Auch, dass ausgerechnet Toby und Rachel jemals ineinander verliebt gewesen sein sollen, kann man sich nur schwer vorstellen. Lässt sich aber verschmerzen.

"Fleishman Is In Trouble" bei Disney+: Die Tragik des Älterwerdens

„Fleishman Is In Trouble“ beruht auf dem gleichnamigen Roman von Taffy Brodesser-Akner, die auch die Drehbücher geschrieben hat. Sie tritt in der Rolle von Tobys Jugendfreundin Libby (Lizzy Caplan) in Erscheinung, wie sie selbst Journalistin, die als Erzählerin aus dem Off laut ins Grübeln kommt. Über die Liebe, Freunde, Geld, Unzufriedenheit und Krisen. Über die großen Vorstellungen, die man als junger Mensch hatte – und die Ernüchterung, wenn man erkennen muss, dass einem irgendwann nicht mehr alle Türen offenstehen oder man sich im Laufe der Jahre zumindest weit von ihnen entfernt hat.

Die Serie ist vollgepackt mit unterschiedlichen Themen und cleveren wie berührenden Gedanken über das Leben. Manchmal sehr vielen auf einmal. Aber, wie es Libby an einer Stelle sagt: Was wäre denn der Sinn, wenn es nicht um alles geht?

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