Prime-Video-Serie „Those About To Die": neue Götter des Gemetzels
„Das Leben in Rom ist wenig wert, wenn man im Schatten der Reichen und Mächtigen lebt. Doch schon bald wird sich das ändern.“ Düstere Worte, eine opulente Inszenierung und Hochglanz-Bilder verspricht bereits der Trailer zur Serie „Those About To Die“. Es ist die erste Arbeit für eine Streaming-Plattform von Star-Regisseur Roland Emmerich („Independence Day“).
Am 18. Juli – wenn die Gladiatoren von heute zwischen Fußball-EM und Olympischen Spielen pausieren – startet die Zehn-Stunden-Serie der Hollywood-Ikone beim US-Streamer Peacock/NBC. Ab 19. Juli ist das Epos dann in vielen europäischen Territorien, darunter Österreich und Deutschland, bei Prime Video exklusiv für ein Jahr zu sehen.
Blut und Gier
Herbert Kloibers Wiener High End Productions, 2021 gemeinsam mit der Constantin Film gegründet, hat das Spektakel koproduziert und mitfinanziert. „TATD hat alles, was man von Roland Emmerich erwarten darf“, sagt der frühere Tele-München-Eigner über die erste Referenzproduktion.
Rom im Jahr 79 n. Chr.: Das Volk ist gelangweilt und unruhig. Gratis-Essen sowie spektakuläre Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe halten es bei Laune. „TATD“ taucht ein in die Welt des Circus, wo Geld- und Machtgier, Blutdurst und Korruption regieren. Zu Tausenden kostet der grausame Zeitvertreib Mensch und Tier das Leben.
„TATD“ basiert auf einem Sachbuch von Daniel P. Mannix. Von Robert Rodat („Der Patriot“) stammt das Drehbuch. Regie führte neben Emmerich, der auch als Co-Produzent fungierte, Marco Kreuzpaintner. Zum Cast gehören neben Oscar-Gewinner Anthony Hopkins als Kaiser Vespasian noch Iwan Rheon („Game of Thrones“), Tom Hughes („Victoria“), Sara Martins („Death in Paradies“) und Jóhannes Haukur Jóhannesson („Game of Thrones“).
Gut und teuer
High End Productions in Wien will hochwertige fiktionale Programme für den internationalen Markt realisieren. Aber „solche Produktionen – in Europa gedreht und sehr nachhaltig aus dem europäischen Markt heraus mitfinanziert – wird es künftig nur mehr schwer geben können“, sagt Kloiber. „Da hat ,TATD’ eine Alleinstellung.“
Mega-Budget für Emmerichs Epos
Ein Budget von 150 Millionen Dollar war für Roland Emmerichs Epos veranschlagt. Und „es kein einziger Cent übrig geblieben“, schmunzelt Kloiber. „Es ist aber auch nicht gewaltig überzogen worden, was bei so einem Projekt durchaus möglich ist.“
„TATD“ wurde fast das gesamte letzte Jahr über in Cinecittà gedreht. Das hatte auch wirtschaftliche Gründe. „Die italienische Steuergutschrift machte einen sehr erheblichen Bestandteil der Finanzierung aus“, sagt Kloiber. Da mit Peacock und Prime Video zwei Streamer kräftig investiert sind, wird „TATD“ zudem frühestens in einem Jahr im Free-TV zu sehen sein – in Österreich bei ServusTV, „das sehr sportlich angetreten ist.“ In über 80 Prozent der TV-Territorien ist die Serie bereits verkauft. In Europa sind noch Deutschland und osteuropäische Länder offen.
Vom ersten bis zum letzten Tag habe diese Produktion insgesamt fast drei Jahre gedauert, erzählt Kloiber. Und da waren turbulente Zeiten dabei. „Aber wir haben großes Glück gehabt“, räumt der Platin-ROMY-Preisträger ein. Vom langen Hollywood-Streik war man nicht betroffen. „Als der begonnen hat, war alles abgedreht, was US-Gewerkschaften betreffen hätte können. Auch alle Szenen mit Anthony Hopkins konnten vorgezogen werden.“ Finanziell sehr relevant – wenn auch letztlich glimpflich ausgegangen – waren Covid-Ausfälle, weil Pandemie nicht versicherbar ist. „Da hagelt es gewaltig im Kontor, wenn Schlüssel-Personen ausfallen. Aber Ende gut, alles gut. Jetzt heißt es einmal kräftig durchschnaufen“, sagt Kloiber.
Markt verändert sich
Denn eines ist inzwischen auch am Streamingmarkt angekommen. „Geld spielt eine Rolle. Das sitzt bei keinem mehr so locker“, sagt der gebürtige Wiener. „Man merkt, wie sich die jeweiligen Mitspieler am Markt neu sortieren.“ Viel ist die Rede von der Marktkonsolidierung. Eine Ausnahme in dem Spiel sei am ehesten noch Amazon. „Die rechnen anders. Wenn man auf 83 Milliarden Dollar Cash sitzt, ist das auch einfacher. Da ist Fernsehen und Streaming eher ein Luxus, den man sich leistet.“
Auch weil sich das Streaming bei Produktionen wieder zunehmend dem traditionellen Fernsehen und damit günstigeren Preisen annähert, ist Kloiber zurückhaltend, was nächste High-End-Projekte betrifft „Man muss da ehrlich sagen, mit ,TATD’ liegt die Messlatte in dieser Preiskategorie ganz oben.“ Und nicht zuletzt fließe in die Entwicklung eines solchen Projekts sehr viel Lebenszeit.
Der Blick nach vorn
Alternativ kann sich Kloiber ein, zwei kleinere Projekte jährlich bei High End Productions vorstellen. Nicht sein wird das wohl „Maximilian und Carlota“ über das tragische Leben des Kaisers von Mexiko. Man habe das Projekt zwei Jahre lang mit viel Verve betrieben. Kloiber: „Jedes Mal, wenn ich am Stapel der Drehbuchfassungen vorbeigehe, denke ich, das kann doch nicht sein, dass man diesen Stoff nicht so hinbringt, dass man ihn realisieren kann.“ Aber „ irgendwann ist es genug. Das ist hier so wie bei der Malakoff-Torte.“
Ans Aufhören denkt der 76-Jährige aber weiterhin nicht: „Dafür ist es mir immer noch zu früh.“
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