ORF2-Chef plant "Aktenzeichen XY Österreich“ und mehr Regionalisierung

Stabile Quoten dank guter Info-Performance freuen ORF2-Chef Alexander Hofer
Channel-Manager Alexander Hofer im Gespräch über "ZiB"-Verlängerung, "Vienna Blood" und die Nachfolge-Suche zu Sepp Forcher.

Mit der Angelobung der türkis-grünen Regierung ging vorerst eine lange, turbulente innenpolitische Phase auch für die ORF-Information zu Ende. Die brachte ORF2 2019 immerhin einen auf 20 Prozent erhöhten Jahres-Marktanteil und dessen Channel-Chef Alexander Hofer wichtige Erkenntnisse: „Es ist in der Information gelungen, vor und hinter der Kamera ein Team aus jungen und arrivierten Kollegen zu bilden, das unserem Publikum bestens vermitteln konnte, dass es beim ORF gut aufgehoben ist.“

Richtig gewesen sei auch, so Hofer, „bei entsprechenden Anlässen das Regelprogramm zu unterbrechen und längere, aktuelle Live-Strecken einzuschieben. Darüber muss man auch nicht mehr lange diskutieren, das passiert.“ Und die Magazine konnten mit „schneller Reaktion und aktueller Hintergrund-Info auch jenseits der Innenpolitik beim Publikum punkten.“

Hofers Befund wird durch Zahlen untermauert: Die meistgesehene Sendung 2019 war die „Zeit im Bild 1“ vom 18. Mai mit fast zwei Millionen Zuschauern (67 Prozent Marktanteil), als das Ibiza-Video Türkis-Blau scheitern ließ. Auch die Sonder-„ZiB“ am 18. Mai, der „Report spezial“ vom 27. Mai (Misstrauensantrag gegen die Regierung) und die „ZiB spezial“ zur Nationalratswahl schafften es unter die Top-Ten.

Abseits aktueller Ereignisse hätten sich auch Programm-Schwerpunkte wie der ORF-Klima-Tag ausgezahlt, was jetzt verstärkt im Programm zum Tragen kommt. „Das wird etwa im Mai anlässlich des Jubiläums zum Ende des Zweiten Weltkriegs gegeben sein, kann aber auch stattfinden, wenn ein Thema drängt.“

ZiB-Verlängerung

Noch einiges zu überlegen gibt es hingegen wegen der Idee von ORF-Chef Alexander Wrabetz, die „Zeit im Bild“ zu verlängern und den aktuellen Sport dafür auf ORF1 zu hieven, um Publikum dorthin zu locken. „Wir werden die nächsten Wochen dazu nützen, diese Überlegungen, wie es der Generaldirektor bereits gesagt hat, ergebnisoffen zu diskutieren. Es geht da immerhin um die erfolgreichste Zeitzone des gesamten ORF-Programms.“

Auf Veränderung stehen die Zeichen im ORF2-Hauptabend. „Regionalität ist für uns ein großes Thema“, betont Hofer. Folgerichtig will er die Landesstudios noch stärker ins Boot holen. „Wir überlegen gemeinsam mit den Landesdirektoren, mehrmals im Jahr die Hauptabend-Strecke in ORF2 zu regionalisieren. Ein Treffen dazu wird noch im Jänner stattfinden. Umgesetzt werden soll das noch 2020.“ Angedacht sind 45- bis 50-minütige Sendungen, in denen innerhalb eines großen thematischen Bogens jedes Bundesland sein Publikum bedienen kann. Ein Beispiel dafür war der ORF2-Jahresrückblick.

ORF2-Chef plant "Aktenzeichen XY Österreich“ und mehr Regionalisierung

„Klingendes Österreich“ und Sepp Forcher verabschieden sich. Nachfolge-Entscheidung im März 

Forcher-Nachfolge

Während bei „Liebesgschichten und Heiratssachen“ alles klar ist – „ich sehen das Erbe von Toni Spira bei Nina Horowitz in sehr guten Händen“ –, läuft noch die Suche nach einem Nachfolge-Format für „Klingendes Österreich“. Mit der 200. Folge wird sich ja Sepp Forcher verabschieden. Voraussichtlich im März werden Entscheidungen fallen. „Wir hoffen, dass wir auch die eine oder andere personelle Überraschung schaffen werden“, sagt der Wiener.

Weniger kryptisch ist Hofer, was die Rückkehr von „Aktenzeichen XY ungelöst“ betrifft. „Es gibt Gespräche mit jenem Produzenten, der dieses Format höchst erfolgreich über Jahrzehnte für Deutschland umsetzt. Vorbehaltlich der Finanzierung – das wäre ein großer Brocken – denken wir konkret an eine Österreich-Ausgabe mit vor allem heimischen Fällen. Eine Pilotsendung könnte bereits in der zweiten Jahreshälfte in ORF2 laufen.“

ORF2-Chef plant "Aktenzeichen XY Österreich“ und mehr Regionalisierung

770.000 Zuseher verfolgten die Folge 1 von „Vienna Blood“. Zweite Staffel ist „gut vorstellbar“ 

ORF2-Serie

Noch im ersten Halbjahr 2020 will Hofer die Weichen gestellt haben für eine aufs ORF2-Publikum zugeschnittene österreichische Serie. Mit einer internationalen Produktion aus Österreich konnte man indes schon punkten: Folge 1 der im Wien der Jahrhundertwende angesiedelten Serie „Vienna Blood“ mit Juergen Maurer sahen 770.000 Zuseher (Marktanteil 26 Prozent). Anders als bei der BBC, die mit der Serie einen regelrechten Hype auslöste, wird man im ORF erst im Herbst 2020 in einer Event-Programmierung alle drei Folgen sehen. „Das ist budgetär auch abgesichert. Das Vorziehen der ersten Folge in den Dezember war ein Kraftakt.“

Eine weitere Staffel der MR Film-Produktion kann sich Hofer „gut vorstellen.“ An den Büchern wird von „Sherlock“-Autor Steve Thompson bereits gearbeitet.

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