ORF-Sparkurs: Weißmann kündigt für 2026 Personalabbau an

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann
Großes Maßnahmenpaket notwendig, um ausgeglichenes Budget 2026 zu erreichen. Neue Sportrechte und "Dancing Stars" angekündigt

Nach der Sitzung des ORF-Stiftungsrates am Donnerstag hat ORF-Generaldirektor Roland Weißmann den Abbau von Arbeitsplätzen beim Öffentlich-Rechtliche Rundfunk im kommenden Jahr angekündigt. Das Ziel ist ein ausgeglichenes Ergebnis für 2026, wofür laut Finanzvorschau insgesamt 104 Millionen Euro eingespart werden müssen.

Etwa die Hälfte dieser Summe geht auf bereits eingeleitete Maßnahmen zurück; der verbleibende Teil muss 2026 neu aufgesetzt werden. Weißmann erklärte nach der Stiftungsratssitzung, dass ein „großes Paket aus ganz verschiedenen Maßnahmen“ notwendig sei, um „die harten wirtschaftlichen Zahlen einsparen zu können“.

Maßnahmenkatalog: Von Mitarbeiterabbau bis Programmaus

Zu den konkreten Maßnahmen gehört der „dauerhafte Abbau von 50 Mitarbeitern, die nicht mehr nachbesetzt werden“, erklärte Weißmann. Auch die Einstellung von Programmen ist Teil des Sparpakets - bereits fix ist das Aus für "ORF Topos". „Das ist leider wirtschaftlich notwendig“, sagte Weißmann. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist der erneut sehr niedrige Lohnabschluss bzw. die Null-Lohnrunde für die höheren Verwendungsgruppen - inflationsbedingt de facto also eine Gehaltskürzung.

Stiftungsratsvorsitzender Heinz Lederer (SPÖ) kündigte an, die "harten Einsparmaßnahmen genau analysieren" zu wollen. Er betonte die Wichtigkeit, einen "Braindrain" zu vermeiden und jungen Kolleginnen und Kollegen die Weiterentwicklung zu ermöglichen.

Fokus aufs Publikum: Neue Sportrechte und "Dancing Stars"

Trotz der massiven Sparmaßnahmen soll das Publikum beim ORF gehalten werden. Weißmann kündigte den Abschluss neuer Sportrechte für die nächsten Wochen an; spekuliert wird über Wintersportrechte. Auch beliebte Formate kehren zurück: 2027 feiert "Dancing Stars" sein Comeback. Aktuell liegt der TV-Marktanteil des ORF über dem Vorjahr und damit deutlich jenseits der 30 Prozent-Schallmauer.

FPÖ-Attacken im Stiftungsrat wegen Wahlbestätigung

Für heftige FPÖ-Attacken im Vorfeld der Sitzung sorgte die geplante Bestätigung aller bisherigen Beschlüsse der aktuellen Stiftungsratsperiode (seit Juni). Dies betraf unter anderem die Wahl von SPÖ-Vertreter Lederer zum Vorsitzenden und ÖVP-Stiftungsrat Gregor Schütze als Stellvertreter.

Hintergrund dazu waren zwei Personen im ORF-Publikumsrat, die bei der Entsendung von Stiftungsräten aus dem Gremium mitgestimmt hatten und später wegen des Verdachts der (politischen) Unvereinbarkeit zurückgetreten sind.

Die Bestätigung der Beschlüsse kam mit zwei Gegenstimmen von den FPÖ-Stiftungsräten Peter Westenthaler und Christoph Urtz zustande. Die blauen Stiftungsräte hatten bei der ersten Wahl im Juni noch für Lederer gestimmt, obwohl die potenziell politische Unvereinbarkeit bereits bekannt war.

Vor Eskalation bei Peter Westenthaler vs. Heinz Lederer?

Ein Antrag Westenthalers auf eine Neuwahl des Vorsitzes bei geheimer Stimmabgabe wurde vom Stiftungsratsvorsitzenden unter Verweis auf das ORF-Gesetz, das offene Abstimmungen vorsieht, nicht zugelassen.

FPÖ-Vertreter Westenthaler bezeichnete das Verhalten des SPÖ-Stiftungsrats später als „kommunistisch“ und kündigte Schritte bei der KommAustria sowie zivilrechtlicher Natur an. Er zog einen drastischen Vergleich: Es seien Zustände wie in Nordkorea, weil "das hat mit Demokratie nichts zu tun". Er ortete insgesamt eine „bedenkliche Entwicklung unter dieser Vorsitzführung“ und forderte Lederer im Stiftungsrat zum Rücktritt auf.

Heinz Lederer konterte die Angriffe: „Ich weiß, wie schwierig es ist in einer Oppositionsrolle.“ Er könne jedoch den respektlosen Umgang und die teilweise flegelhafte Wortwahl nicht verstehen. „Ich werde das Gespräch mit ihm suchen“, so Lederer. 

Der SPÖ-Stiftungsrat hofft, dass Westenthaler diesen Weg nicht weiter beschreite. „Es schadet dem Ruf, schadet dem Unternehmen und es ist kein gedeihliches Zusammenarbeiten in einer der schwierigsten Zeiten für den öffentlich rechtlichen Rundfunk und für die Qualitätsmedien“, schloss Lederer.

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