ORF-Chef über die Fußball-WM: „Ein Hype, an dem wir ganz Österreich teilhaben lassen wollen“
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann präsentierte im Publikumsrat am Donnerstag erste Überlegungen zur Fußball-Weltmeisterschaft (WM) und er erläuterte den Stand beim Eurovision Song Contest (ESC). Die Quoten der TV-Senderflotte liegen aktuell über dem Vorjahr.
Vorfreude im ORF: Fußball-WM komplett im FreeTV
Eine Fußball-WM für alle, kündigte der ORF-Chef an: „Das Wichtige fürs heimische Publikum: Alle 104 Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft und die Matches auch der Nationalmannschaft werden dann für die Zuschauerinnen und Zuschauer im FreeTV empfangbar sein und damit für alle sichtbar.“
Auch weitere heimische Medien sollen, wenn es nach dem ORF-Chef geht, von Euphorie um die Fußball-Nationalmannschaft profitieren. „Wir werden den Weg der Kooperation fortsetzen“, erklärte Weißmann. Der Hauptrechteinhaber ORF hat bereits eine Sublizenz an ServusTV vergeben – im Gegenzug gibt es für die EM 2028 eine Sublizenz von ServusTV für den ORF.
Und: Nach der Auslosung werde man „gemeinsam ein Verwertungskonzept für alle Player am heimischen Medienmarkt ausarbeiten“, erklärte Weißmann. Man werde die Rechte weiter teilen und Kooperation tatsächlich leben. Es hätten schon einige Tageszeitungen und andere Medien angefragt. „Es ist ein Hype, an dem wir ganz Österreich teilhaben lassen wollen.“ Die WM-Auslosung am 5. Dezember wird im ORF und auf ORF On übertragen und ebenso von ServusTV ON gestreamt werden.
Eurovision Song Contest (ESC): Ticket-Infos und EBU-Entscheidungen
Zudem stehen spannende Termine für ESC-Fans stehen an: Ebenfalls am 5. Dezember entscheidet die EBU-Generalversammlung über Regeländerungen (z.B. Verbot staatlicher Werbung) und die Teilnahme des israelischen Senders KAN. „Es ist die Zeit der Diplomatie und der Gespräche“, sagte Weißmann, der abermals betonte, der ORF wolle, dass der israelische Öffentlich-Rechtliche Künstler nach Wien entsendet. „Die Entscheidung darüber liegt aber bei der EBU.“
ESC-Tickets und Green-Event
Erste Informationen zum Ticket-Erwerb (90.000 Tickets für in Summe 9 Shows) erfolgen am 24. November. „Das Interesse ist ganz, ganz groß“, erklärte Weißmann.
Geplant ist ein zweistufiges Verfahren, das sich bereits bewährt habe. Zunächst gibt es eine Registrierungsphase, um so Fake-Accounts ausschließen zu können. In einer zweiten Phase wird dann der Ticket-Erwerb möglich. Die Veranstaltung selbst soll barrierefrei und als Green-Event abgewickelt werden.
„Mit 170 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern im TV und zwei Milliarden Nutzerinnen und Nutzern auf Social Media ist der ESC der größte TV-Event der Welt. Wir werden dort mit unseren ,Postcards‘ (Kurzeinspielungen, Anm.) Österreich in die Welt tragen“, sagte Weißmann.
Starke Quoten und Vertrauensstrategie
Mit den Olympischen Winterspielen, dem Song Contest und der Fußball-WM unter Teilnahme der österreichischen Nationalmannschaft kann der ORF 2026 auf starke Quoten hoffen. Aber auch schon heuer läuft es gut. Die vier ORF-TV-Sender liegen gemeinsam bei 34,6 Prozent Marktanteil – die besten Werte seit 2016 oder 2017 außerhalb der Corona-Zeit, wie Weißmann betonte. „Und das ist sehr, sehr gut."
Diese Verschnaufpause will man nützen. Der Generaldirektor kündigte am Donnerstag die Überarbeitung der 20 Jahre alten Programmrichtlinien an: „Der ORF ist die Nachrichtenquelle, der die Österreicherinnen und Österreicher am meisten vertrauen. Dieses Vertrauen ist das Resultat der täglichen, harten Arbeit aller Journalistinnen und Journalisten. Das Fundament dafür sind die Programmrichtlinien, die wir nun weiterentwickeln und evaluieren wollen“, sagte Weißmann.
Allianz gegen die Tech-Giganten
Kooperation ist auch an anderer Stelle ein großes Thema, nämlich im Kampf heimischer Medien gegen die Tech-Giganten. Allein heuer werden 2,7 Milliarden an Werbebudgets zu Google, Amazon, TikTok etc. und damit in die USA und China abfließen. „Und zwar ohne wesentliche Wertschöpfung in Österreich“, wie Weißmann erläuterte. In Reaktion darauf werden ORF, die Privatsender sowie der Zeitungsverband ihr Knowhow im juristischen Bereich bündeln und ein gemeinsames Rechtsbüro gründen. Das soll ein koordiniertes Vorgehen ermöglichen.
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