Medienstandort in Gefahr? Lederer: „Müssen Urheberrecht nachschärfen“

Heinz Lederer sitzt in einem Sessel und gestikuliert während eines Interviews.
Heinz Lederer, Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates, will mehr gemeinsame Initiativen der heimischen Medienhäuser. Vor allem, wenn es gegen die amerikanischen Tech-Giganten geht.

Dass die Stimmung am österreichischen Medienmarkt schon einmal besser war, merkt man nicht nur, wenn wieder einmal Kündigungen ins Haus stehen. Das wird auch deutlich, wenn die Statistiken zeigen, dass die heimische Wirtschaft mehr Geld in amerikanische Plattformen investiert als in den Medienstandort. Im Podcast „Der Chefredakteur“ des KURIER fordert nun Heinz Lederer, Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates, dass eine Maßnahme dagegen eine bessere Zusammenarbeit der Medienhäuser sein muss. Und dass auf EU-Ebene beim Urheberrecht nachgeschärft werden muss. 

Heinz Lederer: „Wir haben Kündigungswellen in allen Medienhäusern gehabt. Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass wir einfach zuschauen, wie wir rotieren und dann bald keinen eigenen Medienstandort mehr haben, sondern in Wirklichkeit die Tech-Konzerne (Amazon, Meta, etc.) unseren jungen, unseren älteren Menschen die Linie vorgeben. Da werden wir versuchen, das zu verhindern.“

„Gemeinsamer Standort“

Ein wichtiger Schritt sei, dass der Medienstandort gemeinsam gedacht werde. Da müssten die Printmedien, die Privatsender und auch der ORF anfangen, „den Standort gemeinsam zu denken“. Das müsse jetzt konsequenter in Angriff genommen werden. Lederer: „Wir können noch so viel in gute Sendungen investieren, die super gemacht sind, wenn wir einer Übermacht gegenüber stehen, die aus österreichischen Finanzmitteln mit 2,5 Milliarden Euro pro Jahr finanziert wird. Da habe ich mir einige Schritte vorgenommen, die mit den Kollegen des VÖP (Privatsender) und dem VÖZ (Verband Österreichischer Zeitungen) gemeinsam in Angriff genommen werden.“ Ein Schlüsselpunkt sei dabei das Urheberrecht, das mehr geschützt werden sollte. Deswegen mache er auch immer wieder den leichten Hinweis auf die StreamingPlattform Joyn, wo zahlreiche Sender mit ihren Produkten vertreten sind, wo diese Urheberrechte infrage gestellt seien und man nicht mehr Herr im eigenen Haus sei. „Wir müssen das Urheberrecht nachschärfen und zu unseren Gunsten nützen. Diese Urheberrechte führen dazu, dass wir zum Beispiel viel stärker gegen die Tech-Konzerne auftreten können.“ Da gehe es auch um die Nutzung der Archive.

Lederer: „Ich will nicht, dass unsere Archive gratis an die Tech-Konzerne gehen. Die lernen dann auch noch von uns. Und wenn sie dann das Learning drinnen haben, dann schmeißen sie uns auf die Straße. Das darf nicht sein. Das Urheberrecht muss so stark sein, dass wir entweder das verrechnen, was wir hergeben, oder wir geben es nicht her. Wir müssen auf jeden Fall Herr im eigenen Haus bleiben.“

Der Stiftungsratsvorsitzende glaubt auch, dass es hier europäische Allianzen geben wird, etwa im Rahmen der EBU (Europäische Rundfunkunion). Da gebe es schon ähnliche Überlegungen.

Und wie sieht es in Österreich mit der Zusammenarbeit ORF und Medienhäuser aus? Da gab es in den vergangenen Jahren ja immer wieder Konfliktpunkte, vor allem wegen der sogenannten „blauen Seite“ auf orf.at, die Nachrichten gratis anbietet, während Medienhäuser dafür Geld verlangen. Heinz Lederer: „Ich versuche bei der Geschäftsführung im ORF immer wieder darauf zu drängen, dass man Gemeinsamkeiten andenkt.“ Er stoße da auch auf offene Ohren. Generaldirektor Roland Weißmann habe da auch schon einige Schritte gesetzt.

ORF-Sparprogramm

Der ORF selbst kämpft derzeit ja auch mit einem Sparprogramm, das den Vorgaben der Bundesregierung entspringt. Heinz Lederer sieht da kein so großes Problem. Auch andere Medienhäuser hätten Sparprogramme über sich ergehen lassen müssen. In einigen Bereichen sei da durchaus noch etwas möglich, wobei er nicht an den Frontbereich, den Journalismus denke.

Die Rolle von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sieht er in diesem Prozess so: „Es gibt natürlich immer Reibungsflächen, aber momentan macht er seine Aufgabe in Ordnung. Wir werden sehen, wie es dann in der Zeit der Abrechnung – sprich der positiven Bilanz eines Generaldirektors – für die kommenden Jahre reicht.“

2026 muss ja die Generaldirektion des ORF neu bestellt werden.

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