ORF-Budget 2026: Einsparungen von 100 Millionen und Beitragslücke

ÖVP-Stiftungsrat Gregor Schütze im Gespräch
ÖVP-Stiftungsrat Schütze fordert KV-Erhöhung unter Inflation. Werbeeinnahmen rückläufig, Programm-Highlights als Kostenfaktor. Standortprojekt unter geplanten Kosten.

Der ORF-Finanzausschuss des Stiftungsrats hat am Montag das ORF-Budget für 2026 erörtert, das am Donnerstag beschlossen werden soll. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen den Öffentlich-Rechtlichen vor Herausforderungen: Die Werbeeinnahmen sind, wie bei allen traditionellen Medien, erheblich rückläufig, wie Zahlen zum 3. Quartal 2025 belegen. Obwohl die Ausgangsbasis für 2026 zufriedenstellend sei, kann sich dieser Trend 2026 fortsetzen.

ORF-Beitrag erreicht nicht die von der Politik erwartete Höhe

Die Hauptlast der ORF-Finanzierung tragen die Beitragszahler, insbesondere die privaten Haushalte. Dabei dürfte das vom Gesetzgeber dem ORF eigentlich zugestandene Volumen von netto 710 Millionen Euro im kommenden Jahr erneut nicht erreicht werden. Zusätzlich hat der Gesetzgeber dem ORF im Zuge der jüngsten Gesetzesnovelle weitere Bürden auferlegt, die sich auf 26 Millionen summieren.

Wirtschaftlich herausfordernd ist das Jahr 2026 auch wegen programmlicher Großereignisse, die immerhin gute Quoten verheißen:

  • Die Olympischen Winterspiele
  • Die Skiflug-WM
  • Die Fußball-WM
  • Und, ungeplant, der Eurovision Song Contest, der ORF-Generaldirektor Roland Weißmann derzeit diplomatisch einiges abverlangt.

100 Millionen Euro Einsparungen in 2026 notwendig

Laut Finanzplan hat der ORF für 2026 trotzdem eine schwarze Null veranschlagt. Um dieses Ziel zu erreichen, ergibt sich allein für das kommende Jahr ein Einsparungsvolumen von etwa 100 Millionen Euro. In Summe belaufen sich die Einsparungen seit 2023 sogar auf 325 Millionen Euro. Der geplante Umsatz liegt 2026 bei etwa 1,1 Milliarden Euro.

Es hätte die Wirtschaftskammer-Affäre nicht gebraucht, damit die Gehälter beim ORF stehen erneut im Fokus. Auch wenn die jährliche Erregung über die Topverdiener anderes vermittelt, lagen die KV-Erhöhungen zuletzt immer am unteren Ende in Österreich. Die Verhandlungen zwischen ORF-Führung und Betriebsrat laufen noch. Angesichts der eingefrorenen Haushaltsabgabe ist der Spielraum gering.

ÖVP-Stiftungsrat Gregor Schütze macht klar: „Wir erwarten uns wieder einen Abschluss unter Inflation. Alles andere wäre nicht akzeptabel - die Geschäftsführung muss hier liefern."

Und er betont weiter: „Die Haushaltsabgabe ist eine besonders privilegierte Finanzierungsform. Es ist daher die oberste Verpflichtung äußerst sorgsam mit den Mitteln umzugehen. Das gilt gerade auch für den Lohn- und Gehaltsabschluss!“

Die nächste ORF-Geschäftsführung, die im August bestellt wird, wird erneut den Rotstift auspacken – sie muss innerhalb der ersten drei Jahre ihrer Amtszeit weitere etwa 140 Millionen Euro vom Budget wegstreichen müssen.

Medienstandortprojekt: Erfolgreicher Abschluss unter geplanten Kosten

Eine positive Nachricht kommt vom Medienstandortprojekt. Das Bau- und Sanierungsprojekt, bei dem wirtschaftliches Chaos drohte, bevor Pius Strobl zum ORF zurückkehrte und es übernahm, wird nun offiziell für beendet erklärt. Es schließt trotz Corona und Inflation deutlich unter den projektierten Kosten von 303,5 Millionen Euro ab und liegt voll im Zeitplan.

Die dort eingesparten 17 Millionen Euro werden im kommenden Budgetjahr an anderer Stelle benötigt, weshalb ausständige Arbeiten verschoben werden. Dazu zählt der geplante Neubau des Eingangsbereichs des ORF-Zentrums, der aufgrund von Kritik von FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler hin aufgeschoben wurde. Der aktuelle Zugang entspricht in Bezug auf Barrierefreiheit, Sicherheit und einem Entree, das für zehntausende Besucher jährlich ausgelegt ist, nicht mehr üblichen Standards. Auch zeigte das Vorgehen von Palästina-Aktivisten im Sommer Mängel auf.

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