ORF-Vorturner Philipp Jelinek: "Ich bin gern die Ilse Buck"
Kniehub, Seite, Kniehub, vorne, Kniehub, Seite, Kniehub, Rück. Da muss man schon ein bisschen mitdenken beim Morgensport in ORF2, damit man in der Reihenfolge nicht durcheinander kommt. Aber es funktioniert dann doch.
Und, zugegeben, so ein bisschen Bewegung ist ja gar nicht so furchtbar. Stellt sich nur eine Frage: Wie schafft man es bloß, so früh am Tag schon so gut gelaunt zu sein wie Vorturner Philipp Jelinek?
„Das ist mein Naturell“, erklärt er am Telefon. „Ich bin fröhlich, ich hab’ den geilsten Job der Welt, kann Leute motivieren, ihnen etwas Gutes tun. Und Fernsehen war schon immer mein Traum. Gibt’s was Schöneres?“
Turnen mit Rollator
Seit Ende März ist der 52-Jährige immer wochentags, jeweils kurz nach 9 Uhr, in „Guten Morgen Österreich“ zu sehen und zeigt in der Rubrik „Fit mit Philipp“ rund 20 Minuten lang Turnübungen vor – für jeden Sportlichkeitsgrad. „Die Oma mit dem Rollator macht einen ganz kleinen Step zur Seite, der Sportler macht einen richtig breiten Ausfallschritt“, so Jelinek. „Es kann jeder profitieren. Der Älteste, der mitgemacht hat, war 105, und die Jüngste war 17 Monate.“
Schon vor Corona war der Wiener regelmäßig mit Bewegungstipps im Frühstücksfernsehen vertreten, sowie als Reporter für „Studio 2“ unterwegs. Als im März der Lockdown verkündet wurde, habe Jelinek die Idee für die tägliche Turn(viertel)stunde gehabt. „Vor allem ältere Menschen schreiben mir, dass ihnen das psychisch extrem guttut. Heute hat mir jemand gesagt: ,Seit es dich gibt, zahle ich gerne meine GIS-Gebühren.‘ Da kommt so viel zurück von den Menschen, und es freut mich, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können oder zu hören, dass jemand keine Schmerzen mehr hat.“ Das tägliche Angebot hat auch gewisse Assoziationen geweckt: „Viele sagen zu mir: Die Ilse Buck ist da. Und ich bin gern die Ilse Buck, denn sie war eine Ikone.“
Den Namen Buck hört man mitunter in Verbindung mit den Worten „Da bist du zu jung“. Sie galt als Vorturnerin der Nation, präsentierte von 1965 bis 1998 im Radio morgendliche Gymnastikübungen – u. a. auf Ö1, wo im Frühjahr auch einige Aufzeichnungen der 2012 verstorbenen Trainerin aus dem Archiv geholt wurden. Jelinek ist quasi in ihre Fußstapfen getreten.
Kleine Geständnisse
Ob die Leute auch wirklich mitmachen und nicht nur vor dem Fernseher sitzen und sich ihr Frühstückssemmerl schmecken lassen? „Es gibt einige, die das auch gestehen. Gerade gestern hat mir eine Dame gesagt: Du, ich schau dir immer nur zu. Das sind aber ganz wenige. Das Schöne ist, wenn Menschen schreiben, dass sie ein paar Wochen davor gesessen sind und irgendwann beschlossen haben: Jetzt mache ich mit. Die merken, wie gut es ihnen dadurch geht, welche Fortschritte sie machen und dass die Lebensqualität eine andere ist.“
Jelinek selbst ist natürlich nicht nur vor der Kamera sportlich. Mit sechs Jahren habe ihn die Mutter in einen Schwimmverein gesteckt, „weil sie gesagt hat, ich bin so hyperaktiv und muss etwas tun“. Seitdem habe er alle Sportarten ausprobiert, von Wasserski bis American Football. Jelinek arbeitete u. a. in Fitnessstudios, als Warm-Upper und Moderator.
„Ich liebe die Bühne, das ist mein Zuhause. Ich hab’ früher immer gesagt, ich möchte gerne einmal mit Thomas Gottschalk ,Wetten dass..?‘ moderieren. Samstagabendshow ist genau meins!“
Ob das nicht ein wenig, na ja, unbescheiden sei? „Na ja, bescheiden“, lacht Jelinek. „Ich würde keine Wissenschaftssendung machen, das ist nicht meine Thematik, aber das ORF2-Publikum unterhalten, das kann ich. Und du brauchst Ziele im Leben.“
Da hat er natürlich recht. Also weiterüben.
Kniehub, Seite, Kniehub, vorne, Kniehub, Seite, Kniehub, Rück.
Kommentare