ORF-Unterhaltungschef Gastinger: "Ich mache ja gern verrückte Sachen"
Am 25. August starten die Dreharbeiten für „Dancing Stars – Das Casting: Profis und Amateure gesucht“. Das Vorspiel zum Show-Highlight der kommenden ORF-TV-Saison beruht auf einer Idee des neuen Unterhaltungschefs Martin Gastinger, um die er mit der BBC aber ringen musste.
Weil die als Format-Erfinder das Star-Prinzip nicht verwässert sehen wollte, werden nun vor allem Profis – je eine Frau und ein Mann – gesucht, die später mit Promis tanzen. Ausverhandeln konnte Gastinger, dass „die Besten der Besten der Amateure“ deren Trainingspartner sein dürfen. Und das wird fürs TV-Publikum dokumentiert.
Die Amateure, verspricht Gastinger, „werden ihren Live-Auftritt in der Show erleben – zwar nicht als Kandidaten, aber als Gäste und darauf freue ich mich schon sehr.“ Etwa 100 Profis und fast 1.000 Amateure haben sich dafür gemeldet. Zu sehen ist „Dancing Stars – Das Casting“ ab 8. November im ORF1-Hauptabend.
Viele Gerüchte
Die große „Dancing Stars“-Show startet, nach der Ski-WM in Saalbach, am 7. März. „Bis auf zwei ist die Promi-Riege komplett“, sagt der ORF-Mann. Nicht dabei ist Roberto Blanco, der sich selbst angeboten hatte. „Er ist 88. Ich mache ja gern verrückte Sachen. Aber Tanz ist nicht nur Show, es ist auch ernsthafter Sport“, sagt Gastinger, der keine Spekulationen kommentieren will. Das gilt auch für die Jury, bei der man das Konzept von „Die große Chance“ übernimmt. „Es wird also Wechsel bei den Juroren und damit Abwechslung geben sowie eine Fix-Besetzung.“
Mit den Vorarbeiten ist man schon sehr weit. „Das liegt auch daran, dass ich ein bisschen ein ,Monk’ bin“, sagt Gastinger. „Überraschungen soll es für die Zuschauer geben, nicht aber auf der produzierenden Seite.“ Dazu gehören wird auch, dass extra Inhalte für die neue Internet-Plattform ORF On produziert werden. „Das wird nun bei allen Programm-Events so sein.“
Zurück zu den Wurzeln
Im August 2023 ist Gastinger nach fast fünf Jahren bei ServusTV auf den Küniglberg gewechselt, wo er bei „X Large“ seine Karriere begonnen hat. „Ich habe beim ORF endlich meine große Programmspielwiese gefunden“, sagt der 57-Jährige. Man habe inzwischen „viel Neues entwickelt.“ Bei manchen Formaten werde nur an Stellschrauben gedreht.
Etwa im ORF1-Vorabend: „Wie bei ServusTV befürworte ich Quizsendungen. Mir war es aber wichtig, dass das Ganze flotter wird.“ Bei „Q1“ hat ihn auch die geringe Gewinnmöglichkeit gestört. „Je länger Leute spielen und je mehr sie gewinnen können, umso interessanter für die Zuschauer“, meint Gastinger. Mit „Q1 plus“ wird das noch vor dem Jahreswechsel umgesetzt.
Karriere
Martin Gastinger ((57) startet bei den ORF-Radios. TV-Luft schnuppert er ab 1990 bei „X-Large“. 1994 geht der Wiener zum deutschen Pay-TV, u. a. Premiere
Wechselschritte
2007 wechselt er zu ATV. Seine Formatideen wie z. B. „Teenager werden Mütter“ laufen international. Ab 2018 bei ServusTV verantwortet er u. a. den Vorabend mit „Quizmaster“ und „Quizjagd“. Seit 1. August 2023 ORF-Unterhaltungschef
Ein weiteres Quiz, „Die Millionenshow“, feiert Anfang 2025 Jubiläum. „Armin Assinger macht schon fleißig Aufrufe, damit sich Leute mit besonderem Bezug zur Zahl 25 melden.“ Ob auch dem heuer 60 gewordenen Ex-Spitzensportler, der die Show seit 2002 moderiert, ein 25-Jahr-Jubiläum vergönnt ist, liegt übrigens an RTL. Mit denen teilt man sich das Kölner Studio – und die Kosten. Für den Fall der Fälle „haben wir das Konzept für die Nachfolgesendung schon fertig in der Schublade“, sagt Gastinger.
Zudem hat man ein großes Familien-Quiz für Samstagabend konzipiert. „Da müssen wir noch schauen, wie wir das finanziert bekommen.“
Silvester-Show steigt wieder
Fix ist hingegen die „Silvester-Show“, auch wenn Boulevardblätter deren Ende ausgerufen hatten, weil Hans Sigl ausgestiegen ist. Gastinger: „Das war reine Spekulation und ist falsch.“ Wann die neue Moderation öffentlich wird, hängt auch hier an den deutschen Partnern, mit denen der ORF die Zusammenarbeit forciert. Denn, „wenn alle sparen müssen, kommen auch alle auf die Idee, zu überlegen, ob und was man gemeinsam machen könnte“, so der Wiener.
Herz ist Trumpf
Forcieren will der Ex-ATV-Chef die Programmfarbe Dating. Partnersuche in ORF2 funktioniere mit den „Liebesg’schichten“ sehr gut. „Aber für ein junges Publikum – und damit für ORF1 – hat bisher ein Angebot gefehlt.“ Nun fährt das „Herzblatt-Taxi“, entwickelt wurden aber mehrere Dating-Sendungen. Details sollen bei der Programmpräsentation im Oktober folgen. Das gilt auch für eine geplante Kochshow.
Für all das braucht es Moderatorinnen und Moderatoren. Zudem steht dem ORF ein Generationswechsel ins Haus. „Wir haben das bereits begonnen.“ Ein Beispiel sei der Opernball mit Marion Benda als Überraschungsmoderatorin gewesen. „Dieses Prinzip werde ich weiterführen. Vor allem will ich, dass die Opernball-Übertragung ihren Live-Charakter noch stärker betont, und das heißt noch mehr Moderation“, sagt der Unterhaltungschef.
Nachwuchssuche
Den Nachwuchs will er u. a. über den Online-Kanal ORF Kids heranführen. Den gibt es, weil es das neue Gesetz erlaubt, seit Jahresbeginn. „Ich habe über 30 Jahre Fernseherfahrung. Aber innerhalb von viereinhalb Monaten ORF Kids auf die Beine zu stellen, war wirklich eine Herausforderung – vor allem auch für das Team“, meint Gastinger.
Die erste Bilanz: Im Vergleich zum Vorjahr wird dreimal so oft ORF-Kinderprogramm genutzt. Mit der App soll es ab Oktober noch mehr werden. Wichtig ist ihm, dass nun auch bekannte Produzenten andocken wie Thomas Brezina. Dessen Serie „Demokratino“ startet am 25. September, dem Tag der Demokratie. Darin wird kindgerecht vermittelt, was diese ausmacht und wie man damit und miteinander umgeht. „Ich bin so begeistert, dass er darauf eingestiegen ist“, sagt Gastinger.
Interview-Langfassung
Martin Gastinger: „Ich bin ein bisschen ein ,Monk’“
Sie sind vor genau einem Jahr als Unterhaltungschef von ServusTV zum ORF gewechselt. Dieser Schritt im Rückblick?
Ich habe beim ORF endlich meine große Programmspielwiese gefunden. Wir haben viel Neues entwickelt, was sich nach und nach zeigen wird. Bei manchen Formaten reicht es wiederum, ein wenig an Stellschrauben zu drehen. Ich finde es jedenfalls so super, dass ich hier richtig viel machen kann.
Sie haben im vorigen Sommer einen Blitzstart hinlegen müssen, weil u a. ein Kinderkanal für die Internet-Plattform ORF ON aufzustellen war.
Ich habe über 30 Jahre Fernseherfahrung. Aber innerhalb von viereinhalb Monaten den Kinderkanal ORF Kids auf die Beine zu stellen, das war wirklich eine Herausforderung – vor allem auch für das Team, das ich mir zusammenstellen durfte. Da waren ja keine Rechte oder Produktionen vorhanden und nur ein überschaubares Budget. Da gab es sicher einige, die an der Umsetzbarkeit von ORF Kids gezweifelt haben. Aber zum Glück hat auch die Geschäftsführung auf meine Vorschläge vertraut und wir konnten am 1. Jänner starten.
Findet das angestrebte Publikum den Online-Kanal bereits? ORF On ist noch nicht breit bekannt.
Wir wissen von den Erhebungen, dass über diesen ORF Kids-Channel dreimal so viel ORF Kinderprogramm gesehen wird im Vergleich zur Vorjahreszeitmessung. Das hat auch damit zu tun, dass alle Programme, die wir bei ORF Kids anbieten, auch über Video-Demand abrufbar sind. Damit haben Eltern oder Großeltern, die das ja meistens für ihre Kinder und Enkel aussuchen, die Wahl. Ob das der Kasperl ist oder eine Kinderkoch-Sendung oder eine der vielen neuen Formate – dank Smart Producing konnten wir ja bereits mit 14 neuen Formaten an den Start gehen. Inzwischen sind es über 20. Und bei der Programmpräsentation werden wir weitere 10 Formate vorstellen können, die alle 2025 starten werden. Wichtig ist: Ab Oktober soll ORF Kids auch via App verfügbar sein.
Smart Producing heißt, die Macher stellen alles selbst her?
Smart Produced heißt: kleinere Kameras, kleinere Teams, die selbst schneiden, drehen, vor der Kamera stehen. Das bedeutet wiederum schnelleres und flexibles Produzieren sowie geringere Kosten. Aber letzteres ist gar nicht der Punkt. Wir machen das, weil ich wirklich der Überzeugung bin, dass die Zielgruppe von ORF Kids diese Bildsprache und Machart von YouTube, TikTok und sonstigen Social-Media-Kanälen kennt und gewohnt ist. Mittlerweile geben mir da auch alle recht, auch deutsche Kollegen aus dem Kinderbereich halten den Zugang für richtig.
Und die Produktionsqualität?
Natürlich kann man mit Smart Producing keine Spielfilme drehen und Fußballmatches übertragen, aber sehr wohl die kurzen Formate für den Kinderbereich machen, die zwischen 5 Minuten bis maximal 15 Minuten dauern. Das ist eine ganz andere Bildsprache und Erzählweise, viel dynamischer. Toll dabei ist, dass Kinder nun viel weniger Scheu haben, vor der kleinen Kamera oder dem Handy mitzumachen. Die nehmen das manchmal sogar dann selbst in die Hand.
Das ist aber ein ziemlicher Bruch im Zugang zum Kinderprogramm bisher.
Deshalb freut es mich auch so, dass wir den Großmeister des Kinderfernsehens Thomas Brezina überzeugen konnten mitzumachen. Er war am Anfang auch etwas skeptisch und wir haben viel darüber gesprochen. Er hat verstanden, dass das neben seinen hochwertigen Produktionen eine Möglichkeit für uns ist, sehr nah an der Lebenswelt der Zielgruppe zu sein. Er hat von sich aus tolle Formatideen für ORF Kids präsentiert und wir haben fürs erste zwei fixiert. Das geht es um Themen, die beim Kinderprogramm nicht sofort auf der Hand liegen, aber wichtig sind.
Können Sie Beispiele nennen?
Das sind Themen wie politische Bildung für Kinder und Jugendliche und das Heranführen an die Werte der Demokratie und den Umgang miteinander. Und da hat Thomas Brezina ein tolles Format entwickelt, das „Demokratino“ heißt. Ich bin so begeistert, dass er darauf eingestiegen ist. Wir werden das am Tag der Demokratie, dem 25. September, vorstellen und auf ORF Kids senden. Das wird gerade mit heißer Nadel gestrickt, weil die Zeit knapp ist. Aber es ist ein großartiges Format, das in Serie gehen wird. Brezina ist auch ein Beispiel dafür, dass sich namhafte Produzenten diesem neuen Zugang zum Kinderfernsehen anschließen. Man weiß, dass da anders gearbeitet ist, aber es bringt auch Freiheit und Kreativität, wenn es nicht die große Kamera ist.
Stichwort große Kamera – am 25. August starten die Dreharbeiten zum ersten Teil des Highlights der kommenden TV-Saison: „Dancing Stars – Das Casting“, eine Idee von Ihnen. Wie wird das nun konkret ablaufen? Es sollen hier ja auch Amateure mitmachen.
Das Dancing-Stars-Fieber grassiert ja bereits, wie man an immer wieder auftauchenden Meldungen über angebliche Kandidaten sehen kann. Dabei ist die Auftaktsendung erst am 7. März, nach dem Sport-Highlight der Ski-WM in Saalbach. Die Idee war, mit einem Herbst-Event darauf Lust zu machen. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mir das etwas zu einfach vorgestellt, weil ich nicht mit der Strenge der BBC gerechnet habe, deren Format Dancing Stars ja ist. Dort wollte man nicht, dass das Star-Prinzip durch Amateure verwässert sehen wollten. Wir haben ein halbes Jahr mit der BBC verhandelt und es schließlich geschafft: Das Format heißt nun „Dancing Stars - Das Casting: Profis und Amateure gesucht“. Wir suchen nun in erster Linie Tanz-Profis, nämlich eine Frau und einen Mann, die dann mit unseren Promis in der Show tanzen werden. Mit der BBC ausverhandeln konnte ich, dass diese Profis ja Partner brauchen, die mit ihnen im Casting trainieren und das werden die Besten der Besten der Amateure sein. Sie werden dann ihren Live-Auftritt in der Show zwar nicht als Kandidaten, aber als Gäste erleben und darauf freue ich mich schon sehr. Es sind sehr, sehr tolle Leute dabei.
Wie steht es um die Bewerbungen?
Auf den Aufruf des ORF hin haben sich etwa 100 Profis und noch einmal knapp 1000 Amateure gemeldet. Das ist also wirklich sehr erfreulich gelaufen. In „Dancing Stars - Das Casting: Profis und Amateure gesucht“ wird man sie nun kennenlernen. Wir fangen jetzt im August mit den Dreharbeiten an. Wir werden fünf Sendungen für den Freitag-Hauptabend in ORF1 produzieren. Gestartet wird am 8. November und die Sendung wird in die Weihnachtszeit hinein laufen.
Es wurden bereits ein paar Promi-Namen medial kolportiert. „Soko Kitz“-Star Julia Cencig hat sogar dem KURIER gegenüber eine entsprechende Anfrage des ORF bestätigt. Man braucht ja Publikumslieblinge.
Sie hat aber auch erklärt, dass sie noch keinen Vertrag hat. Namen werde ich ohnehin noch keine bestätigen. Wir haben viele tolle Menschen angesprochen. Bis auf zwei ist die Promi-Riege komplett. Das wird ein guter Mix, so viel kann ich versprechen.
Und die Jury?
Auch hier gibt es von mir noch keine Namen. Was ich sagen kann, ist, dass es zu einer wesentlichen Änderung kommen wir - wir übernehmen für „Dancings Stars - Das Casting“ das Jury-Konzept von „Die große Chance“, wo das sehr gut angekommen ist. Es wird hier also auch Wechsel bei den Juroren und damit Abwechslung geben sowie eine Fix-Besetzung. Man sieht, wir sind in der Vorbereitung von „Dancing Stars“ schon weit - die Kollegen sagen, so weit, wie noch nie. Aber das liegt auch daran, dass ich ein bisschen ein „Monk“ bin. Ich plane weit im Voraus, weil ich mich bei Produktionen nicht gerne Zufällen aussetze. Überraschungen soll es für die Zuschauer geben, aber nicht auf der produzierenden Seite.
Welche Rolle spielt im Show-Bereich die neue Plattform ORF ON?
Wir werden bei „Dancing Stars - Das Casting“ zusätzlich Online-Only-Content für ORF ON produzieren. Das wird künftig bei all diesen großen Formaten der Fall sein. Gestartet haben wir das mit der „Starnacht“ in Mörbisch. Dort haben wir z. B. auflaufend auf die Sendung um 20.15 Uhr eine halbe Stunde lang „Backstage Starnacht Mörbisch“ für ORF ON only produziert. Das wird nun bei allen größeren Events so sein.
Wird schon daran gedacht, ein „Best of Dancing Stars“ zu machen – vielleicht zum 20-Jährigen?
Es wäre eine Überlegung wert. Das Problem wird da möglicherweise sein, dass manche nicht mehr tanzen können. Wobei auch das relativ ist - bei uns hat sich Roberto Blanco für die kommende Staffel gemeldet. Er ist 88. Ich bin ein Fan von ihm, wie ich auch, bekanntermaßen, seit ATV-Zeiten ein Fan von Herrn Lugner bin – aber das ist dann doch zu viel des Guten. Ich mache ja gern verrückte Sachen. Aber Tanz ist nicht nur Show, es ist auch ernsthafter Sport, das geht sich leider nicht mehr aus.
Sie haben in ihrer Karriere schon sehr viele Programm-Ideen entwickelt, manches davon lief oder läuft ja auch international. Was sind so Trends, die Sie für den ORF umsetzen wollen? Das „Herzblatt-Taxi“ ist ja schon mal eine abgefahrene Idee.
Ich bin ein großer Fan von Dating. Ich habe bei ATV damals mehrere Dating-Formate gemacht und „Bauer sucht Frau“ umgestellt. Für ein reiferes Publikum ist der ORF hier mit „Liebesg‘schichten und Heiratssachen“ hervorragend aufgestellt. Das läuft auch heuer bestens. Aber für ein junges Publikum und damit für ORF1 hat bisher ein Angebot gefehlt. Deshalb habe ich den vergangenen Monaten mit vielen, vielen Produzenten darüber gesprochen und nachgedacht. Wir haben jetzt nicht nur ein Format, sondern eine ganze Auswahl, bei der ich sage, da könnte ein nächster großer Hit im Dating-Bereich dabei sein.
Läuft man da nicht Gefahr, sich innerhalb des ORF gegenseitig zu konkurrenzieren?
Es werden Dating-Formate sein, die für jüngere Zielgruppen gedacht sind, im Korridor 19 bis 49 Jahre und sehr zeitgemäß. Da kommen wir uns nicht in die Quere. „Herzblatt Taxi“ ist das erste dieser Formate und wird für den ORF1-Hauptabend produziert. Alle weiteren Details dazu gibt es von der Programm-Direktorin bei der Programmpräsentation im Oktober
Weitere Trends?
Das sind definitiv Quiz-Formate. Wir haben ja zwei im Vorabend in ORF1. Bei „Q1“ haben wir, so ist es mit Format-Erfinder Mischa Zickler besprochen, an Stellschrauben gedreht und werden das noch weiter tun. Wir haben zusammen ein paar Ideen entwickelt und Ende des Jahres werden wir mit der neuen, schnelleren, viel dynamischeren Version „Q1 Plus“ starten.
Was waren für Sie die Stellschrauben?
Ich finde den ORF1-Vorabend prinzipiell gut aufgestellt. Wie schon bei ServusTV befürworte ich die Quizsendungen. Mir war es aber wichtig, dass das Ganze flotter wird und, davon bin ich überzeugt, dadurch besser funktioniert. Was mich bei „Q1“ gestört hat, war auch, dass die Gewinnmöglichkeit zu niedrig war. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, je länger Leute spielen und je mehr Geld sie gewinnen können, umso interessanter wird es auch für die Zuschauer.
Ein Thema bleibt die „Millionenshow“ mit Armin Assinger, die wie das RTL-Pendant mit Günther Jauch in Köln produziert wird. Wenn dort das Licht ausgeht, tut es das, aus Kostengründen, auch beim ORF. Wieweit ist man inzwischen darauf vorbereitet?
Wir haben das Konzept für eine Nachfolgesendung fertig in der Schublade. Wir brauchen im Fall des Falles nur noch den Startknopf drücken. Jetzt freuen uns aber zunächst auf das Jubiläum 25 Jahre „Millionenshow“ im Jänner und die Spezial-Ausgabe dazu. Armin Assinger macht dafür ja schon fleißig Aufrufe, damit sich die Leute mit einem besonderen Bezug zur Zahl 25 melden, um vielleicht mitzuspielen. Wir haben außerdem noch ein großes Familien-Quiz für den Samstag-Hauptabend konzipiert. Da müssen wir noch schauen, wie wir das finanziert bekommen.
Vielleicht über eine Co-Produktion mit einem deutschen Öffentlich-Rechtlichen?
Da muss man zumeist und zunächst am Heimmarkt zeigen, dass das Format gut läuft. Das heißt, wir müssten allein on-air gehen, um es auszuprobieren. Damit kann man dann bei den deutschen Kollegen auftauchen. Das machen wir im kleineren Maßstab auch schon jetzt mit neuen Formaten von ORF Kids, wo wir schauen, ob es dafür Interesse gibt.
Wie wird es weiterlaufen mit den ganzen Co-Produktionen im Unterhaltungsbereich? Das eine oder andere steht ja auch in Deutschland bei den Öffentlich-Rechtlichen am Prüfstand.
Es ist tatsächlich so, dass auch die Kollegen von ARD und ZDF einsparen müssen und der ORF ohnehin. Das Gute daran: Wenn alle sparen müssen, kommen auch alle auf die Idee zu überlegen, ob und was man gemeinsam machen könnte. Ich kann dazu sagen, dass wir derzeit sogar in Gesprächen für neue Partnerschaften bei diversen Co-Produktionen sind.
Wie schaut es aus mit der Silvester-Show aus? Hier hieß, die sei abgesagt.
Es wird eine Silvester-Show geben und wir sind bereits am Vorbereiten mit den Kollegen. Es stand zwar in der Bild-Zeitung, dass sie nicht stattfindet, weil Hans Sigl nicht mehr mitmacht. Aber das war reine Spekulation und ist falsch. Es wird auch heuer eine Silvester-Show geben. Die Moderation steht und wird zum gegebenen Zeitpunkt bekanntgegeben werden.
Mit österreichischer Beteiligung?
Ich kann nichts dazu sagen. Das geschieht in Absprache mit den Kollegen in Deutschland.
Wird es weitere neue Shows mit Schlager bzw. volkstümlicher Musik geben? „Andy Borgs Schlagerspaß“ wird gerade bei den Dritten Programmen der ARD herumgereicht.
Wir haben drei Mal jährlich die „Starnacht“, die sehr gut funktioniert - Ende September wieder in der Wachau. Wir haben vier Shows mit Florian Silbereisen im Programm und nicht zuletzt „Wenn die Musi spielt“. Wir werden auch immer wieder wegen der „Giovanni Zarrella Show“ gefragt. Da meine ich, wenn das ZDF damit einmal in Österreich Station macht, dann werden wir ganz intensiv darüber nachdenken. Wir sind aber schon recht gut ausgestattet in diesem Genre.
Eine Programmfarbe, die Ihnen in einem früheren KURIER-Interview im ORF noch gefehlt hat, war das Kochen im Hauptabend – und das fehlt immer noch.
Naja, auch da müssen wir uns noch bis zur Programmpräsentation gedulden. Ich kann Stand jetzt nur sagen, dass Kochen im Hauptabend ein Thema werden wird. Wir haben uns da etwas sehr Interessantes einfallen lassen.
Es wird also eine neue Kochshow geben? Was, wann, wo und mit wem?
Ich kann noch nicht mehr vorwegnehmen. Es tut sich aber viel. Grundsätzlich meine ich einfach, dass wir uns auf bestimmte Hauptabend in ORF1 konzentrieren müssen. Einiges funktioniert ja beim Publikum sehr gut. Der Freitag in ORF1 ist so ein Beispiel. Und dann gibt es halt Abende, bei denen muss man nachjustieren. Was mich sehr freut ist, dass wir auch mit neuen Comedy-Formaten experimentieren.
Ist das schon für die wiederkehrende „Donnerstagnacht“?
Das muss dort ein guter Mix werden und kann nicht nur Comedy sein. Es ist ja schon der Freitag sehr von Kabarett und Comedy geprägt, auch für den Dienstag gilt das. Es funktioniert dort sehr gut und deshalb soll es am Donnerstag auch andere Programmfarben geben.
Wie wäre es mit junger Musik?
Formate wie „Die große Chance“, das macht Sinn. Einfach irgendein Konzert zu übertragen, das ist zu wenig. Da gibt es online viel zu viel Angebot in diese Richtung. Es bräuchte also mehr.
So etwas wie „Sing meinen Song“?
Das kann so etwas wie „Sing meinen Song“ oder irgendeine Tribute-Geschichte einmal werden. Ersteres würde ich aber schon deshalb nicht machen, weil es das seit 15 Jahren auf Vox gibt, aber die Kurve der Nutzung in Österreich aber eher nach unten geht.
Dann zu etwas, was sicher wiederkehrt: der Song Contest. Kaleen kam heuer ins Finale. Dort allerdings ging wenig.
Dafür geht für sie jetzt sehr viel. Sie ist gerade auf Europa-Tour, was man in Österreich gar nicht mitbekommt. Sie wird übrigens auch bei der Starnacht in der Wachau am 20. und 21. September auftreten. Kaleen hat – kleine Hörempfehlung - ein neues Album herausgebracht mit vielen neuen Song, nicht nur „We will rave“. Für sie war das Erreichen des Finales schon das halbe Gewinnen und vor allem ein Sprungbrett. Das einzige, was sie bereut, ist, dass sie nicht sofort am nächsten Tag angefangen hat mit der Europa-Tour.
Was plant ihr für den nächsten Song Contest?
Wir haben schon begonnen zu scouten. Wir werden im September die erste Besprechung mit unserem Scouting-Team haben. Sicher ist, wir werden jemanden in die Schweiz schicken und es wird keine Kopie von Nemo und seinem Song. Was am Ende herauskommt, das kann man wie jedes Jahr vorher nicht abschätzen. Ich erinnere da gern an Alf Poiers 6. Platz.
Zum Abschluss noch die wie überall brennende Frage nach dem Generationswechsel bei den Moderationen. Was sind die Überlegungen?
Wir haben das bereits begonnen. Ein Beispiel ist der Opernball gewesen, indem wir mit Marion Benda eine Überraschungsmoderatorin eingebaut haben. Das Prinzip werde ich übrigens weiterführen. Darüber hinaus will ich dort vor allem, dass die Übertragung ihren Live-Charakter noch stärker betont und das heißt noch mehr Moderation. Insgesamt gilt: Ja, wir werden nach und nach neue Moderatorinnen und Moderatoren ausprobieren. Ich habe außerdem mit ORF Kids jetzt „mein“ Nachwuchslabor, wo wirklich junge frische Gesichter zum Einsatz kommen. Das erinnert mich ein wenig daran, als ich erstmals beim ORF angefangen habe. Damals war ich bei der Sendung „X Large“, die so ein wenig unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit neue Leute entwickelt hat: Stefan Ruzowitzky, Arabella Kiesbauer usw., das sind schon klingende Namen. Ich teste momentan ganz viele beim ORF Kids-Kanal, denn es gibt da wirkliche Talente, die sonst gar keine Plattform hätten. Bei unserem linearen Online-Channel ist das möglich. Und das freut mich.
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