Neue Talentshow auf Puls4: "Eine Kastration kostet 11 Euro"

Neue Talentshow auf Puls4: "Eine Kastration kostet 11 Euro"
"Show Your Talent" mit Klaus Eberhartinger und Rainer Schönfelder ist gestartet. Mit einem Showkonzept, das für Überraschungen sorgt.

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends. Mit SPOILERN ist zu rechnen*

Talentshows haben immer etwas Demokratisches. Nach dem Motto: Jeder oder jede kann grundsätzlich mitmachen. Dafür folgt die Ästhetik auch keinen elitären Gesetzen eines Kulturbetriebs, sondern eher jenen des Zirkus. „Anything goes“ ist das Kriterium. Und unterhalten soll es im besten Fall.

Bei „Show Your Talent“ ist das nicht anders. Man hat einen Kessel Buntes vor sich. Und ungewöhnlicherweise ein Moderatoren-Duo. „Der eine ist ein Schi-As, der anderer hat Ischias“, heißt es in der Eröffnungssequenz über Rainer Schönfelder und EAV-Legende Klaus Eberhartinger.

3.450 vs. 1.550 Euro

Mit der Erklärung der Spielregeln hält man sich zu Beginn nicht lange auf. „Wir sehen’s dann eh“, meint Eberhartinger.

Es treten immer zwei oder drei Formationen bzw. Einzelkünstler in „Battles“ gegeneinander an. Zum Einstieg werden zwei Calisthenics-Darbietungen gezeigt. Das sind Fitnessübungen, bei der man mit dem eigenen Körpergewicht und entsprechender Kraftanstrengung an einer Stange arbeitet. Die Kunst dabei: Es sollte möglichst leicht wirken.

Das tut es hier auch. Obwohl sich einer der Tiroler Athleten vom Duo „Mountain Power" lediglich mit seinem Hinterkopf an der Stange halten muss. Das anschließend auftretende Wiener Duo „Pezi & Schlate“ legt ein Alzerl mehr Wert auf Choreografie.

Dann kommt es zum ersten Abstimmungsergebnis der hundertköpfigen Jury, die per Livestream zuschauen kann. Jedes Mitglied hat 50 Euro zu vergeben, also sind insgesamt 5.000 Euro pro „Battle“ im Topf.

3.450 Euro zu 1.550 Euro wird eingeblendet. Die beiden Duos müssen nun erraten, welcher Geldbetrag zu ihrer Performance gehört. Nur wenn sie ihre Publikumswirkung richtig einschätzen, dürfen Sie das Geld einstecken.

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Backstage mit den Gstanzlsängern

Wem wurde also mehr Geld zuerkannt?

„Testosteron-gebeutelt haben sich beide auf 3.450 gesetzt“, sagt Eberhartinger. „Würde ich auch so machen“, sagt Ex-Sportler Schönfelder.

Führt aber in dieser Show nicht zwingend zum Ziel, denn letztlich können nur die Wiener, denen tatsächlich die 3.450 Euro zugeordnet wurden, abcashen.

Es geht hier also nicht nur um Zuschauergunst, sondern auch um harte Währung.  Das sorgt bei den Unterlegenen zwangsläufig für lange Gesichter. Dafür kann man wiederum einen monetären Trostpreis einsacken, wenn man rechtzeitig erkennt, dass man weniger Zuspruch bekommen hat.

Skurriles Gstanzl-Battle

Zu skurrilen Situationen kann das führen, wenn zwei Acts besonders knapp hintereinander liegen. Der Fall ist das gleich beim ersten Dreier-Battle. Drei Gstanzlsänger aus dem Raum Bayern und Salzburg geben sich die Unehre, sich gegenseitig, wie bei einem Hip-Hop-Battle, ordentlich einzuschenken.

Genretypisch fliegen die gereimten Wuchteln hier tief. Mit „drei Gipfeln und einer Gletscherspalt’n“ wird die Route der „Erstbesteigung“ einer Teilnehmerin beschrieben, aufgrund ihrer Molligkeit sei dabei die Einhaltung des Corona-Abstandes ein Leichtes. Dafür hätten die sich beiden anderen beim Fischen „die Vogelgripp’ derwischt“, singt die resolute Bayerin, die in dieser traditionellen Männerdomäne nicht klein beigibt. Sie muss sich sogar anhören, als Kind in den Weißbiertrog gefallen zu sein. Das Gstanzl mit den Gipfel und Spalten hat sie übrigens selbst gesungen.

1.850 Euro zu 1.800 Euro zu 1.350 Euro ergibt das Publikums-Voting. Zwischen Platz 1 und 2 liegt mit dem Gegenwert von 50 Euro also nur eine Jury-Stimme. Dies einzuschätzen, ist also mehr Glückssache als irgendetwas anderes. Renate Maier zieht in der Schätzrunde den Kürzeren, während Versicherungskaufmann Bene Weber mit den 1.850 Euro nach Hause gehen kann. Wolfgang Posch vulgo „El Fetzn“ hat das Glück, erkannt zu haben, dass er die dürrste Performance abgeliefert hat.

Doppelconférence

„Warum redst du so bayerisch?“, fragt sich der Kärntner Schönfelder.

„Damit’s mi verstengan“, sagt der Steirer Eberhartinger.

In dieser Show gibt es keine Trennung in Hauptmoderator und Interviewer, wie etwa bei der ORF-Show „Dancing Stars“, sondern eine durchgängige Doppelconférence. Das führt zu Beginn zu manchem Durcheinanderreden. Bald haben sich die beiden aber gefunden. Die Formel „Wer hat sich richtig eingeschätzt? Und gewinnt das Geld? Wir sehen es …jetzt!“ sitzt mit der Zeit, manchmal sagen beide sogar gleichzeitig das selbe.

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Bei Eberhartinger kommt ab und zu der „Dancing Stars“-Schmäh durch. „Wir lassen die Puppen tanzen“, sagt er als Anmoderation einer Frauentanztruppe.

Na ja.

Ein charmantes - und ja, auch demokratisches - Element ist, dass Schönfelder und Eberhartinger während der Battles hinter der Bühne stehen und dort mit den Teilnehmern letzte Weisheiten austauschen. Zum Teil sieht und hört man auch ihre Kommentare, während die Performances laufen. Am Rande eines Jonglier-Battles beweist Schönfelder etwa, dass er im Skizirkus auch das Jonglieren erlernt hat.

Flammende Cocktails und eine Kettensäge

Spektakulärer agiert naturgemäß der Show-Barkeeper auf der Bühne, der nicht nur mit brennenden Molotow-Cocktails jongliert, sondern nebenbei auch noch trinkbare Cocktails mixt. „Das gefällt jung, weiblich und auch den Herrn“, sagt Stefan vor dem Auftritt. Er behält recht und bekommt am meisten Zuspruch.

Der Straßenkünstler Mister M. jongliert mit Messern und einer lärmenden Kettensäge. Um zu beweisen, dass sie tatsächlich läuft, sägt er Musik-CDs an.

Als ob das Streaming der guten, alten CD nicht schon genug angetan hätte.

„Kinder, macht das nicht zuhause nach“, rät der Jongleur. „Wenn ihr das machen wollt, geht zum Nachbarn“, fügt er im Scherz hinzu.

Die Kettensäge ist dann rund fünf Sekunden in der Luft. Zu wenig offenbar, um die Publikums-Jury vollends zu überzeugen. Er selbst sieht es anders und geht schließlich leer aus.

Der dritte Jongleur im Bunde erkennt hingegen seinem Status in der Publikumsgunst und gewinnt einige Euro fürs nächste Feuerwehrfest.

Keinen müden Euro können hingegen die drei Gesangs-Acts lukrieren, die danach antreten. Alle drei schätzen ihre Position leider falsch ein.

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Die Moderatoren rezitieren auch Kommentare aus der hundertköpfigen Jury. Zu einem Dreier-Battle, bei dem aufwendig geformte Tortenkreationen präsentiert werden, wird vermerkt: „Habt ihr die Schnecke gesehen, die ist ja der Wahnsinn!“

"Ja was haben‘s jetzt gemeint? Die Tanja?“, fragt Eberhartinger.

Bei solchen Witzen wundert man sich, dass keine Frau aus einer Torte springen muss.

Bei der Präsentation der Torten sieht man einen Hund, eine Waldszenerie (mit der Schnecke) und eine elfenartige Frau. Zur Optik vermerkt Ihr TV-Tagebuchschreiber: Hoffentlich werden die Torten bald verzehrt. Sie sind zwar schön ausgeführt, aber ins Wohnzimmer würde man sich das wohl auch nicht stellen.

Promis geigen und blasen

Das abschließende „Promi-Battle“ liefern sich Kabarettistin Angelika Niedetzky und Comedian Omar Sarsam. Niedetzky geigt ein Medley aus Mozart („Kleine Nachtmusik“), Smetana („Die Moldau“) und Vivaldi („Vier Jahreszeiten“), Sarsam klemmt sich hinters Saxofon und spielt George Michael („Careless Wisper“) , „Tequila“ und Gerry Rafferty („Baker Street“).

Was soll man sagen?

„Kunst und Kultur haben endlich wieder eine würdige Plattform. Danke ,Show Your Talent’!“, schreibt eine Stimme aus der Jury.

Wir wollen es mal nicht übertreiben. Es ist eine nette Show, mit einem ungewöhnlichen Entscheidungselement, das für Überraschungen und Abwechslung sorgt. Aber es wird auch Zeit, dass die Profis wieder das zeigen können, was sie wirklich können. Auf würdigen Plattformen namens Bühne.

Dass sie das Schmähführen in der Corona-Krise nicht verlernt hat, zeigt Niedetzky am Schluss.

Während Sarsam seinen Gewinn für das Projekt „Ferien in Wien“ spenden möchte, widmet sie ihr erspieltes Geld einem Straßenhundeprojekt in Sri Lanka, wo die Population durch Kastrationen reguliert werden soll.

„Eine Kastration kostet 11 Euro“, sagt sie.

Eberhartinger: „So viel?“

Niedetzky: „Bei dir war‘s günstiger, oder wie?“

„I tät’ mi wehren!“, sagt Eberhartinger lachend.

Klingt nach einer Idee fürs nächste Battle.

 

LINK: Die erste Folge zum Nachschauen

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