Mini-Serie "The Stand": Kaviar zur Apokalypse
Wenn in einer Serie eine Pandemie ausbricht, dann sieht das meist wesentlich dramatischer aus als ein milder Covid-19-Verlauf. Dann wird in der Regel Blut gespuckt, da verwandeln sich Menschen manchmal gar in Zombies – oder es triefen ihnen Unmengen an Schleim aus den Nasen und ihre Hälse schwellen zu grotesker Größe an. So wie in „The Stand“. Die Serie, basierend auf dem gleichnamigen apokalyptischen Roman von Stephen King (auf Deutsch: „Das letzte Gefecht“), ist bei Starzplay (über Amazon Prime Video) abrufbar.
Ob man in Pandemie-Zeiten noch mehr Pandemie-Content braucht, sei dahingestellt. Aber in „The Stand“ geht es ohnehin nur zu Beginn um eine Krankheit. Denn nachdem das tödliche Virus einen großen Teil der Menschheit ausgelöscht hat, bleiben nur jene wenigen zurück, die immun sind. Und an ihnen liegt es nun, wieder eine funktionierende Gesellschaft aufzubauen – sofern sie das wollen.
So findet sich eine bunte Truppe in Boulder, Colorado ein, die sich an so etwas wie normalem Leben versucht. Dorthin gebracht wurden die Überlebenden von Whoopi Goldberg, die ihnen in der klischeehaften Rolle der alten weisen Mutter Abigail im Traum erschienen ist und sie ans Ziel geführt hat. Aber sie ist nicht die einzige Person, von der die Menschen in Boulder träumen.
Gut gegen Böse
Mutter Abigails Gegenpart ist der charismatische Bösewicht Randall Flagg (Alexander Skarsgård), der die Menschen auf die dunkle Seite ziehen möchte. Was – natürlich – auf einen Kampf zwischen Gut und Böse hinausläuft.
Erzählt wird all das nicht chronologisch, sondern in Rückblenden. Und da sieht man durchaus schöne Begegnungen. In dieser einsamen neuen Welt wird man spontan zum Kaviaressen eingeladen, wenn man tatsächlich auf jemanden trifft. Aber es gibt natürlich auch die andere Seite: Die nächste Bekanntschaft könnte schon ein gefährlicher Irrer sein, der die Situation ausnutzt.
Wie man die Welt gestalten soll, wenn sie nicht mehr so aussieht, wie sie einmal war, ist zweifelsfrei eine spannende – und auch aktuelle – Frage. Will man wieder weitermachen wie bisher? Oder Dinge von Grund auf ändern? Die wohlhabende Rita (Heather Graham) sieht für sich etwa auch Vorteile: Der Neustart befreit sie von bisherigen gesellschaftlichen Zwängen.
Wenn die Charaktere dabei bloß nicht so stereotyp gezeichnet wären. Da wäre der geläuterte Ex-Junkie (Jovan Adepo), der nette Kerl von nebenan (James Marsden), die böse Infiltrantin (Amber Heard) – die übliche Apokalypse-TV-Truppe also. Lediglich Harold (Owen Teague), der schmierige Teenager, der von seinem Kindermädchen besessen ist, wirkt nicht ganz so vorhersehbar.
All das heißt nicht, dass man mit „The Stand“ nicht trotzdem gut unterhalten wäre. Der Cast ist hochkarätig, die Produktion hochwertig und die Story – zumindest in den ersten Episoden, die vorab zu sehen waren – durchaus spannend. Wenn auch nicht revolutionär.
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