"Es war logistisch etwas schwierig für mich, so eine große Rolle in Berlin zu übernehmen, weil ich Kinder habe und ja hier in Wien am Burgtheater beschäftigt bin." Letztendlich klappte es doch. Bei Färberböck sei "nichts dem Zufall überlassen", so Hörbiger. Er "kann tolle Sachen aus den Schauspielern herausholen. Das ist natürlich ein Geschenk und das passiert einem auch nicht oft, vor allem nicht im Fernsehen."
"Es war natürlich kein lustiger Komödien-Dreh", berichtet Hörbiger über die Stimmung am Set. Im Film müssen die Kinder nicht nur einen schweren Verlust verkraften, sondern auch die Tatsache, dass ihr Vater ein Mörder ist.
"Ich kann mich sehr eindringlich an die Szene erinnern, in der Fritz Karl dem Sohn erklärt, was passiert ist. Das war in einem sehr kleinen Raum, in einem ehemaligen Gefängnis in Berlin-Moabit, wo jetzt nur noch gedreht wird", erzählt die Schauspielerin. "Alles ist leer, man geht da an den Zellen vorbei und dreht dann so eine Szene – das hat mit allen etwas gemacht."
"Sie ist keine typisch weibliche Figur"
Auch das Leben ihrer Filmfigur, Silvi, wird umgekrempelt: "Sie ist tough, keine typisch weibliche Figur, und lebt ein sehr männliches Leben. Dass sie sich vornehmlich für den Job interessiert, keine Beziehung führen will und keinen Halt in der Familie sucht, klingt eigentlich nach einer Rolle, die für einen Mann geschrieben ist. Das fand ich interessant", so die Schauspielerin.
"Ich habe viele Freundinnen, die mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben wie Silvi und auch mit dem Bild, das die Welt von uns Frauen hat. Wir haben dünn, perfekt und schlau zu sein, wir müssen Mütter und Geliebte sein, wir müssen arbeiten, aber auch nicht zu viel arbeiten – ich glaube, all dem zu entkommen, ist die Schwierigkeit, mit der wir gerade konfrontiert sind."
Aktuell ist Hörbiger vor allem mit Warten beschäftigt. Als die Corona-Krise begann, befand sie sich in den Proben zu "Peer Gynt", der Dreh für David Schalkos neue Serie "Ich und die anderen“" (u. a. mit Tom Schilling und Martin Wuttke) hatte gerade begonnen.
"Ich habe mich sehr gefreut, beides machen zu können", meint Hörbiger. "Am meisten geht mir aber momentan das Theater ab. Ich sehe meine Kollegen ja teilweise öfter als meine Familie – und jetzt gar nicht mehr. Von einem Tag auf den anderen, nach elf Jahren an diesem Theater." Nicht zu wissen, wann und wie sie wieder arbeiten könne, sei hart.
Wenn es wieder losgeht, werde das "ein großer Moment" sein: "Bei der Vorstellung, wieder auf einer Bühne stehen zu können, bekomme ich fast Tränen in den Augen. Nicht nur für mich, sondern auch für die Menschen, die da sitzen und sich das anschauen werden."
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