"Liebesg'schichten"-Macherin Horowitz: „Ich sage immer: Bitte lügt nicht“
Würden Staffeln wie Hochzeiten gefeiert, dann würde die Silberne bevorstehen: Am Montag (12. Juli) gehen die „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ in die 25. Saison (zu sehen um 20.15 Uhr in ORF2) – zum zweiten Mal mit Nina Horowitz, die das Format im Vorjahr von der verstorbenen Elizabeth T. Spira übernommen hat.
KURIER: Im Vorjahr wurde viel über die Nachfolge von Elizabeth T. Spira gesprochen. Sind Sie nun im zweiten Jahr entspannter an die Sache herangegangen?
Nina Horowitz: Ich muss sagen, es hat niemanden im ORF gegeben, der mir Druck gemacht oder von irgendwelchen Quoten geredet hat. Aber natürlich ist es nicht so, dass man sagt, es war einem völlig wurscht. Es war schon wahnsinnig angenehm, dass das so gut funktioniert hat und die Quoten letztes Jahr sehr gut waren. Damit ist man im zweiten Jahr schon entspannter. Der Inhalt ist aber nach wie vor derselbe und ich glaube, ich habe die Interviews genauso gemacht wie in der ersten Staffel.
Welches Feedback bekommen Sie?
Nina Horowitz: Ich bekomme so positive Rückmeldungen und viele warten schon, dass die Sendung losgeht. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: Es läuft ja bereits vor Ausstrahlung der ersten Folge die Promo im ORF und da ist kurz Walter aus Niederösterreich zu sehen, der auf seinem Akkordeon spielt. Jetzt hat sich schon eine Dame für den Walter gemeldet, weil sie ihn so attraktiv findet – obwohl sie noch kein einziges Wort von ihm gehört hat, sondern nur, wie er singt und Akkordeon spielt. Das sind so Geschichten, die ich sehr nett finde.
Einige Singles erzählen von Schicksalsschlägen. Müssen Sie da manchmal selbst eine Träne verdrücken?
Tränen verdrücken muss ich nicht, aber solche Momente sind schon sehr emotional. Ein gutes Interview kann man nur machen, wenn man offen für Menschen ist. Das merkt das Gegenüber sonst, wenn sich jemand gar nicht interessiert oder nicht zuhört. Beim Interviewen ist das Zuhören noch wichtiger als das Fragen, weil man ja darauf reagieren muss, was der andere sagt. Und das ereilt einen manchmal schon mit einer ziemlichen Wucht. Die „Liebesg’schichten“ stehen nicht dafür, dass es immer nur lustig ist. Es soll schon oft amüsant sein, weil die Leute sich ja unterhalten sollen. Aber es gibt eben auch berührende oder traurige Momente. Da denkt man nach dem Interview am Abend im Hotelzimmer schon noch drüber nach. Wenn man das nicht tun würde, müsste man sich schleunigst beruflich was anderes suchen (lacht).
Sie fragen in der ersten Folge einen Kandidaten, warum das mit der Liebe so schwierig ist. Was glauben Sie?
Weil es auch immer Arbeit bedeutet. Es ist nicht so, dass die Liebe einem zuflattert und dann für immer da bleibt. Und wenn man liebt, kann man auch verletzt werden. Max Frisch hat einmal einen Fragebogen im Rahmen eines Tagebuches verfasst und da lautet eine Frage: „Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden?“ Mit der Liebe wird man vulnerabel und das beschreibt dieses Zitat gut.
Haben die Singles manchmal zu große Ansprüche?
Naja, Fantasien sind da, um sehr groß zu sein, und nicht, um realistisch zu sein. Aber das bedeutet nicht, dass man dann nicht Kompromisse in der Liebe schließen kann. Ich erlebe das auch so, dass es dann nicht heißt, der andere muss perfekt sein, sondern dass jemand dann wahnsinnig verliebt in einen unperfekten Menschen ist.
Weisen Sie darauf hin, wenn die Wunschliste zu lang ist?
Ich gebe nichts vor, aber ich sage immer: Bitte lügt nicht. Weil dann bewerben sich die Falschen. Das finde ich auch in der ersten Folge bei Susanna aus Wien sehr lustig, wie sie sagt, der neue Mann soll lesen, und sich dann schnell selbst revidiert: Ach, doch nicht. So quasi, sie liest ja auch nicht, aber die Gesellschaft verlangt das und das muss man einfach sagen. Aber es bringt ja nix, wenn man sagt, man liest jeden Tag Adorno, und der neue Mann dann alle Adorno-Zitate kennt, man aber gar keine Ahnung hat. Man sollte sich schon so geben, wie man ist, und nicht, wie man vermeintlich sein sollte.
Haben Sie ein Lieblingszitat aus der neuen Staffel?
Ich habe tausende Lieblingszitate, weil ich die zweite Staffel sehr gelungen finde und zwar, weil diese 54 Menschen wirklich viel von sich hergegeben haben. Es gibt aber einen Satz, den der Ernstl gesagt hat, ein Teufelsgeiger aus Niederösterreich. Ich habe ihn gefragt: Was stört Sie in Beziehungen? Und er hat geantwortet: „Wenn man aus einem Bröserl einen Mount Everest macht.“ Das finde ich ein wahnsinnig gutes Zitat. Das kann man sich merken und das werde ich mir auch hinter die Ohren schreiben.
Die Sendung
„Liebesg’schichten und Heiratssachen“ laufen ab morgen immer montags (20.15, ORF2). In der 10. Folge am 27. Oktober wird Bilanz gezogen
Die Macherin
Nina Horowitz (44) hat die „Liebesg’schichten“ im Vorjahr von der verstorbenen Elizabeth T. Spira übernommen und führt nun durch ihre zweite Saison
Die Bewerbung
Singles können sich bereits für die nächste Staffel melden, unter liebesgschichten@orf.at oder der Hotline 0800/4430140
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