In diesem Podcast werden Männern "Frauenfragen" gestellt
Journalistin Mari Lang bittet Armin Assinger, Christian Kern, Robert Palfrader u. a. zum Interview – und stellt ihnen jene Fragen, die sonst nur Frauen zu hören bekommen.
Welchen Designer trägt Armin Assinger? Hat er mit seinen 56 Jahren manchmal Angst, durch jüngere Männer ersetzt zu werden? Was tut er, um so attraktiv und fit zu bleiben? Und wie hat er es geschafft, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen?
Das sind Fragen, die man in einem Interview mit dem Ex-Skirennläufer und „Millionenshow“-Moderator wohl nicht erwarten würde. Doch Journalistin Mari Lang stellt sie. In ihrem Podcast „Frauenfragen“ (siehe Infobox unten) konfrontiert sie Männer mit jenen Fragen, die sonst nur Frauen in Interviews zu hören bekommen. Neben Assinger gehören u. a. auch Christian Kern, Robert Palfrader und Dirk Stermann zu ihren Interviewpartnern. Mit ihnen geht Lang nach einem lockeren Einstieg in eine Diskussion über Gleichberechtigung, Kinderbetreuung und Berufschancen.
„Für den Feminismus brenne ich schon lange“, erzählt Mari Lang im Gespräch mit dem KURIER. „Nachdem ich beim ORF in der Sportredaktion gelandet bin, einer klassischen Männerdomäne, und sich auch mit dem Muttersein einiges für mich verändert hat, ist da viel Energie freigeworden.“ Als Lang im Frühjahr in Kurzarbeit geschickt wurde, war Zeit für das Projekt „Frauenfragen“ da. „Es war naheliegend, einen Podcast zu machen, weil ich ja vom Radio komme – auch wenn heutzutage schon jeder einen Podcast hat.“
Zur Person
Mari Lang wurde 1980 in Eisenstadt geboren. Sie war ab 2001 für den Radiosender FM4 als Redakteurin und Moderatorin tätig, führte im Fernsehen durch die Formate „Contra | Der Talk“ und „Mein Leben – Die Reportage mit Mari Lang“ und ist seit 2015 Sportmoderatorin im ORF. Im Frühjahr hat Lang den Blog „Geschichten aus der Krise“ gestartet, seit Kurzem betreibt sie den Podcast „Frauenfragen“
Zum Podcast
„Frauenfragen“ gibt es seit Anfang November, jeden Donnerstag erscheint eine neue Folge. Bisher zu Gast waren Ex-Skirennläufer und „Millionenshow“-Moderator Armin Assinger sowie Unternehmer und watchado-Gründer Ali Mahlodji. In der dritten Episode (ab heute verfügbar) spricht Lang mit Ex-Bundeskanzler Christian Kern. Weitere Interviewpartner sind unter anderem Robert Palfrader, Dirk Stermann und Klaus Eberhartinger. Hören kann man „Frauenfragen“ bei Spotify, Apple Podcasts & Co
Sexistische Zugänge
Wie häufig in Interviews „Frauenfragen“ gestellt werden, habe Lang ein schneller Blick ins Internet gezeigt. „Vor Kurzem hat man das ja zum Beispiel im Magazin Der Spiegel gesehen – da hat es zwei Interviews gegeben, die nur so gestrotzt haben vor sexistischen Zugängen.“
In einem dieser Interviews, die jüngst für Aufregung sorgten, wurde die deutsche Virologin Sandra Ciesek als „Quotenfrau“ bezeichnet. Nur wenige Wochen später fragte ein Spiegel-Journalist die krebskranke Ex-FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin, was Glatze und Perücke mit ihr, die früher das Klischee der „klassischen Blondine“ bedient hätte, gemacht haben. „Ich finde, die Fragen waren total untergriffig. Sie hat wahnsinnig gut geantwortet, aber ich denke, als Journalistin oder Journalist hat man eine gewisse Verantwortung. Man transportiert auch etwas mit der Art, wie man Fragen formuliert“, meint Lang. „Einen Mann, der Prostatakrebs gehabt hat, würde ich normalerweise auch nicht fragen, ob er jetzt ein Problem mit seiner Männlichkeit hat – vielleicht bei einem Bier, aber nicht in einem öffentlichen Interview.“
„Wir alle, Männer wie Frauen, sind ja in einer Gesellschaft groß geworden, in der wir Tag für Tag mit sexistischen Geschlechtsstereotypen umspült werden. Es ist wahnsinnig schwer, sich das bewusst zu machen und sich dem auch zu entziehen“, sagt Lang, die ihre Interviewpartner in Sachen Gleichberechtigung zum Nachdenken anregen konnte: „Ich hatte durchwegs das Gefühl, bei meinen Gästen ein bisschen etwas angefacht zu haben.“
Die Frau war ja da
Und so sagt auch Armin Assinger im Verlauf der ersten Podcast-Folge, nachdem er erzählt, dass Kind und Karriere für ihn nie ein Problem gewesen seien, weil ja seine Frau da war: „Ich werde darüber nachdenken.“
„Ich finde es schön, wenn sich da ein bisschen was bewegt, oder wenn man aufzeigen kann, dass die Dinge nicht so sein müssen, wie sie sind. Vieles wird ja einfach so hingenommen“, so Lang. „Manche haben mir danach gesagt, dass es gar nicht so schlimm war und sie sich gedacht hätten, dass ich sie mehr vorführen wollte. Das ist aber nicht mein Zugang. Ich bin der Meinung, dass wir dieses Thema gemeinsam anpacken müssen und darum will ich die Männer auch ins Boot holen.“
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