Film- und Fernsehproduktionen sichern sich gegen gesundheitsbedingte Personalausfälle bei Versicherungen ab. Das betrifft in der Regel die Positionen Regie und Hauptcast. Die Crux an der Sache: Für pandemiebedingte Schadensfälle kommt keine Versicherung auf. „Wir haben weltweit mit Versicherern, Rückversicherern und Maklern gesprochen. Ergebnis: Dieses Ausfallsrisiko wird nicht versichert werden“, so Lueftner. Das mache den Ausfallsfonds so wichtig.
Dessen bisherige Bilanz kann sich sehen lassen: Seit dem ersten Pandemiejahr 2020 konnten Produktionen in Ausmaß von geschätzt 700 Millionen Euro realisiert und damit tausende Arbeitsplätze erhalten werden. Der Gesamtschaden durch Corona, der aus dem Ausfallsfonds gedeckt werden musste, lag bei etwa 10 Mio. Euro. Der Staat sprang zu 75 Prozent ein, sagte bisher also maximal 7,5 Mio. Euro zu.
Kaum andere Hilfen
Demgegenüber steht: „Die Filmwirtschaft hat in dieser Zeit kaum andere Corona-Hilfen in Anspruch nehmen können und müssen“, erläutert Allegro-Film-Chef Helmut Grasser, Präsident der Film Austria. Umsatzersatz brauchte es nicht, weil weiter gedreht werden konnte. Und Kurzarbeit ist auf die Vertragsverhältnisse im Film kaum übertragbar. „Aus dieser Sicht sind wir also kaum mit anderen Branchen vergleichbar.“ Und selbst der Ausfallsfonds ist dank des vorgegebenen, rigiden Hygiene-Konzepts nicht einmal zu einem Drittel geleert worden. „Es ging nie darum, den Topf auszuschöpfen, sondern darum, unter diesen Bedingungen am besten zu arbeiten“, sagt Grasser.
Klingt nach einer volkswirtschaftlich guten Lösung. Aber: „Wenn wir das den zuständigen Personen in den Ministerien und Kabinetten schildern, hört man uns ergriffen zu. Aber ich zweifle, das man sich der Tragweite bewusst ist“, sagt Lueftner. Es gehe hier ja schließlich auch um österreichische Inhalte und Identität.
Die Folgen eines Stopps liegen für MR-Film-Produzent Oliver Auspitz auf der Hand: „Das bedeutet die nahezu komplette Abwanderung der Filmproduktionen.“
Eine Möglichkeit wäre etwa Deutschland, weil sich der Corona-Ausgleich dort beständig verlängert und die Fördersituation insgesamt besser ist. Die zweite wäre, in einen der östlichen Nachbarstaaten abzuwandern, wo Förderungen und lockerere Arbeitsgesetze Belastungen durch Corona-Ausfälle mildern würden.
„In Prag, Budapest oder Bratislava sind die Arbeitsverträge so, dass nicht bezahlt wird, wenn eine Produktion steht. Aber es kann doch kein Mensch in Österreich wollen, dass unsere Mitarbeiter so ein Risiko tragen müssen“, so Auspitz.
Zweieinhalb Monate vor Auslaufen der Antragsmöglichkeit kann sich die Politik aber nicht zu einer klaren Antwort durchringen. „Die Überlegungen zu einer allfälligen Verlängerung des Comeback-Zuschusses werden im Gleichklang mit Verlängerungen von anderen Covid-Hilfsmaßnahmen angestellt“, heißt es auf Anfrage aus dem Wirtschaftsministerium, das den Fonds verwaltet.
Ein bitteres Ende des Filmstandortes Österreich ab Juli ist also nicht ausgeschlossen. Schnell würde das auch der ORF spüren, der Frischware aus Film und Serie dringend benötigt. Auf dem Küniglberg will man den Ball offenbar noch flach halten und plädiert, so eine Fortschreibung des Ausfallsfonds als „wichtiger Stabilitätsfaktor“ wirtschaftlich möglich sei, „für eine Verlängerung bis zumindest Ende 2022.“
Die Forderung der Produzenten hingegen: „Der Ausfallsfonds muss unbefristet verlängert werden – man muss ja nicht einmal neu dotieren.“ Lueftner hält das für notwendig, „bis die WHO die Pandemie für beendet erklärt. Die Bundesregierung kann sie ja gar nicht für beendet erklären.“
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