Graf Film: Vom Wörthersee ins Wiener Weltall

Im ORF hatte der TV-Thriller „Jeanny“ bereits Ende Jänner Premiere, am heutigen Mittwoch ist der von Falcos Skandalsong inspirierte Film mit Theresa Riess und Manuel Rubey in der ARD zu sehen (20.15 Uhr). Gedreht wurde 2020, was durchaus herausfordernd war, wie Produzent Klaus Graf im KURIER-Gespräch erzählt: „Als wir begonnen haben, ist der Bezirk Mödling zum Hochrisikogebiet erklärt worden. Wir haben zuerst überhaupt nicht gewusst, wie man sich noch dorthin bewegen kann. Es war schon eine ziemlich angespannte Situation“, berichtet Graf. Seine Produktionsfirma steht auch hinter dem „Zürich-Krimi“, in dem Christian Kohlund als Anwalt Thomas Borchert am morgigen Donnerstag einen neuen Fall zu lösen hat (20.15 Uhr, ARD).
Im Vorjahr hatte die Graf Film 20. Geburtstag, gefeiert werden kann er coronabedingt allerdings erst heuer: „Es sind dann zwar 21 Jahre, aber das ist ja nicht entscheidend.“ Und noch ein wichtiger Meilenstein wurde im Vorjahr gesetzt: Tochter Livia Graf, studierte Wirtschaftsjuristin und seit drei Jahren im Unternehmen tätig, ist nun Prokuristin und damit auch zeichnungsberechtigt. „Das ist das Signal für die Zukunft. Ich werde mich nach einer gewissen Zeit immer mehr zurückziehen, aber jetzt ist noch ein Schutzmantel des Grauhaarigen da“, so Graf senior lachend.

Theresa Riess in "Jeanny"
Bunter Blumenstrauß
Besonderen Wert möchte Livia Graf auf Green Producing legen: „Wir haben es letztes Jahr geschafft, unseren Standort und die ersten Produktionen mit dem österreichischen Umweltzeichen zu zertifizieren“, erzählt sie. „Aber es ist noch immer work in progress, denn jede Produktion ist anders.“
Die Graf Film hat seit ihrer Gründung einen bunten Blumenstrauß an Filmen produziert: Vom „Arzt am Wörthersee“ und „Das Weihnachts-Ekel“ über „Der Mann mit dem Fagott“ und „Ich war noch niemals in New York“ bis zum Emmy-prämierten Drama „Das Wunder von Kärnten“ und der Stadtkomödie „Harri Pinter, Drecksau“ sowie den TV-Reihen „Zürich-Krimi“ und „Die Toten vom Bodensee“.
Kürzlich wurde das Portfolio mit „Rubikon“ (gemeinsam mit Samsara Film) um Science-Fiction erweitert. Der Film soll voraussichtlich Ende des Jahres in die Kinos kommen. „Gedreht haben wir in Wien in zwei Hallen. Dort haben wir das Raumschiff in drei separaten Teilen gebaut und entsprechend in drei Set-ups hintereinander gedreht. Das war wirklich faszinierend, als es dann auf einmal in echt dagestanden ist und ich mir nur gedacht habe: Wow, wir machen das wirklich!“, erinnert sich Livia Graf lachend. „Zusammen mit den digitalen Bauten ist es schon beeindruckend, was in Österreich wirklich möglich ist.“
Jüngst abgedreht wurde ein Kärntner Landkrimi, der im fiktiven Örtchen „Immerstill“ im Jauntal angesiedelt ist, am Drehplan stehen heuer noch neue Teile vom „Zürich-Krimi“ und „Die Toten vom Bodensee“. Selbstläufer seien die beiden Reihen aber trotz der langjährigen Routine nicht: „Es steckt in jeder Folge, die wir drehen, gleich viel Arbeit wie in einem Einzelfilm“, sagt Livia Graf.

"Rubikon" mit Julia Franz Richter
Grund zum Schmunzeln
Gedreht wird der „Zürich-Krimi“ übrigens großteils in Prag, erzählt Klaus Graf: „Aber die Leute merken’s nicht und wenn man Feedback aus der Schweiz bekommt wie ,Boah, so tolle Locations habt’s ihr in der Schweiz gefunden!‘, dann ist das schon immer ein Grund zum Schmunzeln für uns“, verrät der Produzent.
Und warum macht eine Produktionsfirma aus Klagenfurt eigentlich „Die Toten vom Bodensee“ und nicht „vom Wörthersee“? Das Dreiländereck am Bodensee habe sowohl ZDF als auch ORF begeistert: „Das sind beste inhaltliche Voraussetzungen, grenzüberschreitend Geschichten zu erzählen. Es gibt auch keine sprachlichen Barrieren.“ An Geschichten aus Grenzregionen mit nicht deutschsprachigen Ländern zu arbeiten, fände er aber auch interessant: „Da steckt viel Potenzial, das noch kaum umgesetzt wurde.“ Dass mittlerweile mehr mit Untertiteln gearbeitet werde, begrüße er: „Wenn man andere Sprachen im Original hört, ist das total wertvoll.“

Christian Kohlund im "Zürich-Krimi"
Graf Film
Klaus Graf war bei Lisa Film des kürzlich verstorbenen Karl Spiehs tätig, ehe er 2001 seine Produktionsfirma in Klagenfurt gründete. Seit drei Jahren arbeitet Tochter Livia, studierte Wirtschaftsjuristin, im Unternehmen
Jeanny – Das 5. Mädchen
Falcos Skandalsong diente als Inspiration für den TV-Thriller mit Theresa Riess und Manuel Rubey, eine Produktion von Graf Film und Rowboat (heute, 20.15 Uhr, ARD)
Zürich-Krimi
„Borchert und die bittere Medizin“ ist Christian Kohlunds 14. „Zürich Krimi“ (morgen, 20.15, ARD), eine Produktion von Graf Film in Koproduktion mit Mia Film
Kommentare