Franziska Weisz: "Wichtig, dass sich ein 'Tatort' Komplexität traut"

Der „Tatort: Schattenleben“ konfrontiert Kommissarin Julia Grosz (Franzsika Weisz) mit ihrer Vergangenheit und zeigt bislang unbekannte Seiten an ihr. Das hinterlässt Spuren
Die Schauspielerin über ihr (Beinahe-)Solo im "Tatort: Schattenleben“, Männerdominanz beim Film und Robert Habeck.

Im "Tatort: Schattenleben“ (20.15, ORF2) trifft die Kommissarin auf ihre Vergangenheit, taucht undercover in die linksautonome Welt ein und riskiert ihren Job. Das eröffnete auch Franziska Weisz neue Seiten an ihrer Figur, wie sie im KURIER-Interview erzählt.

KURIER: Der "Tatort: Schattenleben“ ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Ihre Figur der Julia Grosz ist der Kristallisationspunkt der ganzen Geschichte. Wie ging es Ihnen damit?  

Franziska Weisz: Für das Publikum war Julia Grosz immer ein wenig rätselhaft, sie hat bisher nicht so viel von sich hergezeigt. Das hat auch in den diversen "Tatort“-Fan-Kanälen in den sozialen Netzwerken für Diskussionen gesorgt. Deshalb war ich sehr beglückt, dass die Redaktion entschieden hat, dieser Frau mit diesem Fall viel mehr Raum zu geben. Als ich das Drehbuch gelesen habe, dachte ich mir wow, was für eine Backstory. Da passieren Dinge und kommen Sachen zum Vorschein, die ich über meine Figur nicht gewusst haben, nichts also, was ich mir ausgedacht habe. So etwas zu spielen, ist eine wirklich schöne Herausforderung. 

Julia Grosz kommt in dieser Folge mehrfach unter Druck … 

… und da beginnen Figuren Spaß zu machen, weil sie als Menschen nicht mehr funktionieren. Als Kommissar kann man das sonst ja nicht so zeigen, da braucht es immer die professionelle Fassade, auch wenn es drunter bröckelt. Was bei uns im "Tatort“ sonst immer sehr betont wird ist, dass nicht so sehr die Kommissare erzählt werden, sondern die Fälle. Es gibt ja auch durchaus eine Mode, dass Kommissare sehr viel Privatleben zeigen – bei uns hatte man sich ganz bewusst dagegen entschieden, was ich gut finde. Nur wenn ein Fall zufällig mit uns zu tun hat, dann können gewisse Züge an unseren Figuren mitschwingen. Hier aber begegnet Grosz das erste Mal ihrer eigenen Vergangenheit und ich fand das sehr spannend, mit dieser Episodenhauptrolle an ihre und über ihre Grenzen zu kommen. Ich habe dadurch die Figur besser verstanden und hoffe, dass es die Zuschauer ähnlich erleben.  

Es gibt zwei Handlungsstränge - den Fall und dann gibt es diese emotionale Welt, in die Julia Grosz durch die Begegnung mit Ella hineingezogen wird. Vom kühlen beherrschten Charakter bleibt da wenig.  

Manchmal hatten wird das, dass Falke Personen aus seiner Vergangenheit getroffen hat. Somit war er immer auch befangen und die Emotionalität eher auf seiner Seite. Grosz war der rationale Gegenpart, hat interveniert, damit aus dieser Befangenheit heraus nicht Grenzen überschritten werden. Da haben sich die Rollen jetzt doch etwas umgekehrt. Ich finde das auch deshalb spannend, weil es das Verständnis zwischen den Kommissaren und deren Vertrauen zueinander vergrößert. Denn letztlich hat Grosz mit ihrer Aktion, die sie setzt, alles aufs Spiel gesetzt - ihren Job, ihr Leben, aber auch Falkes Job. Vieles von dem, was sie sagt und tut, geht dabei gegen ihre eigenen Prinzipien und sie überschreitet ständig ihre Kompetenzen. Sie wird hier nicht nur einmal auf eine besondere Prüfung gestellt. 

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