Filmwirtschaft: Über Pontius und Pilatus zum Ziel

Filmwirtschaft: Über Pontius und Pilatus zum Ziel
Beim Produzent*innentag wurde angekündigt, dass der Comeback-Fonds verlängert wird. Ein Steueranreizmodell sei in Verhandlung. Die Inseraten-Aktion der Produzentenverbände wies die Kulturstaatssekretärin zurück.

Gut Ding braucht Weile, heißt’s. So gesehen war es gut, dass der für die Filmbranche wichtige Produzent*innentag pandemiebedingt mehrfach verschoben werden musste. Am Donnerstag standen nämlich die für Österreichs Film- und TV-Welt teil-zuständigen Regierungsmitlieder – Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) – nun nicht mit leeren Händen vor der stets kritischen Klientel.

Denn immerhin: Der mit insgesamt 25 Millionen dotierte Comeback-Fonds, der statt unwilliger Versicherungen derzeit Corona-Risiken bei Film-Drehs absichert, wird nicht wie befürchtet – und bekämpft – Ende Juni auslaufen, sondern soll bis Jahresende zur Verfügung stehen, wurde angekündigt. Mit dieser Ausfallshaftung kann in Österreich nun überhaupt erst weitergedreht werden.

Steueranreizmodell in Verhandlung

Regierungsintern sind zudem „konkrete Verhandlungen“ für ein „Anreizmodell“ für Investitionen in Filmproduktionen in Österreich am Laufen. Als „persönliches Ziel“ nannte Mayer Mitte Sommer für einen Abschluss.

Raab will wiederum im Rahmen einer geplanten Neuaufstellung der Medienförderungen die für die Film- und Fernsehindustrie relevanten Förderinstrumente stärken und Zuständigkeiten zusammenführen. Derzeit müssten die, die für die Branche etwas erreichen wollen, „von Pontius zu Pilatus“ rennen.

Keine ORF-Haushaltsabgabe

Auch bekannte sich die Medienministerin zur ORF-Digitalnovelle. Wichtig sei da die Möglichkeit für den ORF, Inhalte online-first und online-only zu produzieren. Sie betonte auch, dass es dafür eines Interessenausgleichs innerhalb des gesamten Medienstandorts brauche. Angesprochen auf die Finanzierung des ORF und die sogenannte Streaminglücke – derzeit muss, wer ORF-Angebote nur online nutzt, keine GIS-Gebühr zahlen – wollte sie sich nicht festlegen. Eine Haushaltsabgabe statt der Gebühr für TV- und Radio-Nutzung wolle sie aber nicht.

Vor der Tagung hatten die Produzentenverbände aafp und Film Austria vorab (u. a. im KURIER) mit einer Inseratenaktion für Aufsehen gesorgt, in der historische Film-Größen die „Abschaffung“ des österreichischen Films forderten, weil die Förderung nicht zeitgemäß sei. Auf „Werbeeinschaltungen“ wollte Mayer nicht eingehen, aber: „Dass in der Filmförderung vieles nicht klappt, möchte ich entschieden zurückweisen.“

Filmwirtschaft: Über Pontius und Pilatus zum Ziel

Gerhard Zeiler

Kino und lineares TV überleben

Den Auftakt besorgte Gerhard Zeiler, President International beim neuen US-Giganten Warner Bros. Discovery. Er betonte: „Die Zuseher sind so mächtig wie nie zuvor. Die Technologie, insbesondere das Internet, hat das möglich gemacht.“ Das lineare Fernsehen werde zwar weniger, aber in absehbarer Zeit nicht aussterben. Allerdings müssten sich die Anbieter auf ihre Stärken konzentrieren: lokale Inhalte und Live-Content – und das auf allen Plattformen. Auch das Kino werde „tausendprozentig“ überleben, „es ist unverzichtbar“. Großer Gewinner der Entwicklung ist für ihn die Kreativ-Industrie.

Aufruf zum Aufstand

Jan Mojto, internationaler Produzent und Rechtehändler (Beta Film), verdeutlichte in dieser Hinsicht aber erneut die Wichtigkeit eines Steueranreizmodells wie etwa in Italien, er sprach vom „Aufruf zum Aufstand“. Und: „Wenn ich ein österreichischer Produzent wäre, würde ich jeden Tag vor dem Bundeskanzleramt stehen.“

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