Glawischnig: Schulzeit mit Kickl bleibt "Jugendgeheimnis"

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Bei "Stöckl" waren neben der Ex-Grün-Politikerin der Gerichtspsychiater Reinhard Haller, Spitzenkoch Max Stiegl und die Neo-EM-Kommentatorin Anna-Theresa Lallitsch zu Gast.

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

„Ich wollte, wir wären so weit, dass wir das gar nicht ansprechen müssten, dass eine Frau jetzt auch Männerspiele kommentiert“, sagt Barbara Stöckl.

Sie können beruhigt sein: Es ging bei "Stöckl" auf ORF2 am Donnerstagabend einleitend um Fußball. Anna-Theresa Lallitsch kommentiert demnächst als erste Frau für den ORF Spiele bei einer Europameisterschaft. Bisher habe sie nur positives Feedback bekommen, sagt sie.

Eva Glawischnig, dahingehend ein gebranntes Kind, wünscht ihr viel Glück mit den Reaktionen auf Social Media. Die Ex-Politikerin muss berichten, dass ihre Söhne von Ehemann Volker Piesczek nicht nachhaltig für den aktiven Fußball begeistert werden konnten. Aber immerhin: „Die beiden spielen sehr gut Golf.“

Mäuse in Schnaps

Spitzenkoch Max Stiegl hat mit Fußball so gar nichts am Hut - und seine drei Buben kleben keine Panini-Pickerl ein. „Fußball ist bei uns nicht so ein Thema“, sagt er. „Sport ja, aber die legen Tiere ein. Die fangen Mäuse und legen sie in Schnaps ein.“

Ob das im Burgenland unter Sport falle, fragt Stöckl.

„Denksport“, antwortet Stiegl.

Gerichtspsychiater Reinhard Haller betrachtet den Fußball aus wissenschaftlicher Perspektive. Zinedine Zidanes berühmten Kopfstoß im WM-Finale 2006 analysiert er als „klassische Racheaktion, die auch sehr sympathisch ist“. Überhaupt erfülle der Sport eine wichtige gesellschaftliche Funktion als „kultivierter Krieg“.

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Dass Rache im Jahr 2017 ein Motiv für ihren abrupten Rücktritt als Grünen-Chefin und den Wechsel zum Glücksspielriesen Novomatic gewesen sei, stellt Glawischnig in Abrede. Es sei damals „gar nicht einfach gewesen, etwas zu finden“, weil sie „sehr viele Unternehmen heftig kritisiert“ hatte. Den Bereich Spielsuchtprävention habe sie aber sehr spannend empfunden. „Solche radikalen Perspektivenwechsel eröffnen schon ganz andere Sichtweisen“, erklärt Glawischnig. „Ein Leben ohne Brüche ist langweilig.“

Einen großen Bruch hätte Glawischnig schon in der Schulzeit herbeiführen können, wird immer wieder scherzhaft gesagt. Wenn die Kärntner Wirtshaustochter damals ihren Klassenkollegen Herbert Kickl - mittlerweile designierter FPÖ-Chef - politisch umgepolt hätte. Darüber kann sie zunächst lachen, wird dann aber recht ernst. „Das Kind und der Jugendliche Herbert Kickl verdient vollen Schutz“, sagt Glawischnig. Deshalb habe sie aus Schutz der Persönlichkeitsrechte nie etwas darüber erzählt. „Wir haben auch Partys gefeiert", sagt sie, "aber es bleibt unser Jugendgeheimnis sozusagen.“

Das ist auch gut und richtig so.

Männliche Aggression

Haller erklärt in unnachahmlicher Art, wieso Frauenmorde so oft traurige Realität werden. Männer würden dazu neigen, ihre Gefühle nicht offen zu zeigen. Kränkungen durch erlittenen Liebesentzug könnten daher viele nicht ausreichend verarbeiten, meint Haller. Es braue sich innerlich etwas zusammen, bis es zu Ausbrüchen kommen kann. Es brauche ein neues Männerbild, "wo der Mann auch Schwächen zeigen kann, dass er Emotionen und Tränen zeigen kann".

Stiegl sagt, er sei „sehr nah am Wasser gebaut“. Er empfinde es nicht so, dass man als Mann nicht weinen darf. Glawischnig meint, man müsse schon früh ansetzen. Die „Bubenarbeit“ sei wichtig.

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Reinhard Haller

Haller, der im September 70 wird, spricht auch über TV-Krimis. Lange Zeit sei er ganz schlecht im Täter-Erraten gewesen. Mittlerweile wähle er den Blick des Drehbuchautors und komme meistens schon in der ersten Viertelstunde auf die Lösung.

Psychiater und Staatsanwälte

So sehr sprudelt es aus Haller, der viel Erhellendes über „True Crime“ erzählt, dass er dann auch die „Pathologie der Berufswahl“ folgendermaßen - nicht ganz ernst gemeint - umreißt: „Wer einen Hau hat, wird Psychiater, wer selbst kriminell ist, wird Staatsanwalt, wer selbst blutige Aggressionen hat, wird Metzger oder Zahnarzt“. Er würde das mit dem Hau bei sich nicht ausschließen.

Bleibt zu hoffen, dass der ÖVP-Mann im Ibiza-U-Ausschuss, Andreas Hanger, die Sache mit den Staatsanwälten nicht gehört hat. Sonst droht die nächste Pressekonferenz über die Justiz.

Zu den Vorbedingungen für die Berufswahl Koch gibt Haller zu Protokoll: „Man muss oral entweder besonders verwöhnt oder frustriert sein.“

Eine interessante Umschreibung für die Zuführung von Essen.

„Bleiben wir beim ersten, bitte“, sagt „Koch des Jahres“ Stiegl. Denn, er sei als Kind durchaus verwöhnt worden, „die Mama ist natürlich die beste Köchin.“

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Max Stiegl

Wie Željko Rašković zum Künstlernamen Max Stiegl kam, lässt er gerne weiterhin offen. Er sei als Kochlehrling im Salzburger Golling immer „Maxl“ gerufen worden. Das Gerücht, dass der Nachname durch seine Lieblingsbiermarke begründet sei, entkräftet er folgendermaßen: „Ich trinke keinen Alkohol.“

Also auch hier: ein Jugendgeheimnis.

In den Gatsch hupfen

Kein Geheimnis ist, dass Anna-Theresa Lallitsch im ORF auch Bildbeschreibungen für Blinde und Sehbehinderte macht. Bei Fußballspielen funktioniere das so: „Man sollte immer wissen, wo der Ball ist. Aber wir erzählen auch, wie das Wetter ist, welche Dressenfarben haben sie an, wie hupft gerade der Trainer auf der Bank auf und ab?“

Kurz darauf wird ein Beispiel eingespielt. Ein Spieler wird taktisch gefoult und beeilt sich nicht gerade aufzustehen. Lallitschs Audiodeskription: „Da liegt er wie am Strand in der Sonne, Hände hinter den Kopf, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt.“

Solche Kommentare sind sicher auch bei der EURO eine Bereicherung. Und wenn man daran denkt, dass sich bei Fußball-Großereignissen auch unkundigeres Publikum interessiert zeigt, kann es nicht schaden, die Dressenfarben auch im Hauptkommentar öfter den Mannschaften zuzuordnen.

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Anna-Theresa Lallitsch

Lallitsch, die auf einen Europameister Dänemark tippt, hat freilich schon mit standardmäßigen Match-Kommentaren im Frauenfußball und bei Match-Zusammenfassungen im Männerfußball Erfahrung getankt.

Die 28-jährige Steirerin betont aber die Wichtigkeit der Audiodeskriptionen, wenn sie etwa schildert, wie sich ein Sehbehinderter einmal bei ihr bedankt hat: „Das Schönste ist, wenn ihr uns das Spiel so beschreibt’s, dass ich am nächsten Tag mit einem Arbeitskollegen darüber diskutieren kann und ihm sagen kann: Pass auf, das war kein Elfmeter.“

Mit einer Audiodeskription zu „Dancing Stars“ lieferte sie anderen Diskussionsstoff, der bei Sehbehinderten wohl eher Humorwellen schlug. Wie bei "Stöckl" noch einmal gezeigt wurde, beschrieb sie einen Dance-Move von Ex-Fußballer Andi Ogris zu einem berühmten Danzer-Song mit den Worten: „Und jetzt hupft er in den Gatsch.“

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